Zeitreise in die 1920er und 30er Jahre: bittersüße Mischung aus heiteren Liedern und Erzählungen über die Lebensgeschichten von in der NS-Zeit verfolgten Musikern
Am Samstag, 12. Oktober, um 16.00 Uhr entführt der Musiker Walter Erpf die Besucherinnen und Besucher des Freilichtmuseums Glentleiten in die 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Unter dem Titel „Sag beim Abschied leise Servus“ lässt er in der Einrichtung des Bezirks Oberbayern beliebte Schlager jener Zeit stilecht vom Grammophon erklingen. Daneben erzählt Erpf aber auch vom Schicksal der Musiker, Komponisten und Texter, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben oder gar ermordet wurden. Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms der Sonderausstellung EINE NEUE ZEIT – Die „Goldenen Zwanziger“ in Oberbayern.
Vortrag mit Grammophon
Während Lieder der so genannten „leichten Muse“ vom Grammophon erklingen, spürt Walter Erpf dem Schicksal der Künstler nach. Viele der Musiker, deren Werke an dem Nachmittag zu hören sind, wurden – vor allem aufgrund ihrer jüdischen Abstammung – Opfer der NS-Diktatur.
Später systematisch verfolgt, erschwerten zunächst Arbeits- und Auftrittsverbote den Künstlern das Leben. Einigen gelang die Flucht ins Ausland, viele jedoch wurden in Konzentrationslagern interniert und ermordet, darunter beispielsweise der österreichische Kabarettist Fritz Grünbaum, der große Säle in Berlin und Wien gefüllt hatte, bevor er im KZ Dachau den Tod fand. Durch die Recherchearbeit von Erpf werden in Vergessenheit geratene Künstler gewürdigt und ihre Geschichten durch Tonaufnahmen und Bilddokumente lebendig.
Musiker und Sammler Walter Erpf
Der Musiker Walter Erpf sammelt leidenschaftlich alles, was er über die Unterhaltungskultur der 1920er Jahre finden kann. Er ist Klavier- und Akkordeonspieler, Liedbegleiter, Dozent und Ausstellungskurator. Sein zentrales Anliegen ist die Recherche und das Bekanntmachen der Schicksale von in der NS-Zeit verfolgten Künstlern.
Der musikalische Nachmittag findet im Vortragssaal des Eingangsgebäudes statt. Der Eintritt für die Veranstaltung ist im Museumsticket inbegriffen. Die Museumskasse nimmt gern telefonische Reservierungen unter 08851/185-10 entgegen.
Gut zu wissen: Es ist kein Abschied für immer – die Sonderschau wird aufgrund des guten Besucherzuspruchs in das Jahr 2020 verlängert. Die Ausstellung kann noch bis 14. Juni des kommenden Jahres besucht werden. Das Buch zur Ausstellung „Eine neue Zeit“ ist im Volkverlag erschienen, kostet 24,90 Euro und ist im Buchhandel oder an der Glentleiten erhältlich.
Foto:
Foto 1: Koffergrammophon der Marke „Monachia“ zum Abspielen von Schellackplatten.
Bildquelle: Bezirk Oberbayern, Archiv FLM Glentleiten
Foto 2: Walter Erpf auf der Bühne. Bildquelle: Walter Erpf.