Kirche

Kardinal Marx zum Kolping-Gedenktag

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx sind Demokratien weltweit „einem massiven Stresstest ausgesetzt, der uns als Kirche sehr beunruhigen muss“. Die Kirche sei deshalb aufgefordert, sich „immer wieder neu in die gesellschaftlichen Debatten einzubringen. Wir müssen politischer werden, denn die Kirche kann sich nicht gleichgültig gegenüber Staatsformen verhalten“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seinem Festvortrag zur Feier des Kolping-Gedenktages im Münchner Kolping-Haus am Dienstagabend, 28. November. Marx verwies auf Adolf Kolping, den Begründer des Kolping-Werkes, der „schon im 19. Jahrhundert dazu aufrief, dass es Zeit ist zu handeln und zu wirken, und zwar für jeden ohne Unterschied“. Wenn es Kirchen, Verbänden und Gemeinschaften gelinge, „Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, dann schaffen wir die Voraussetzungen für eine lebendige Demokratie, in der Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und die Gleichheit von Mann und Frau gedeihen können“, so der Erzbischof.

Im Rückblick auf das Jahr 1989 erläuterte Marx: „Die Revolution hatte endlich den Kommunismus beseitigt. Ich war überzeugt, dass wir die Diktaturen überwunden haben und dass demokratische Prinzipien, die Menschenrechte und die soziale Marktwirtschaft das Fundament für die Zukunft der Weltgemeinschaft legen werden.“ Doch, so der Kardinal weiter, „sehen wir seit einigen Jahren die Rückkehr autoritärer Kräfte in Deutschland und Europa. Die offene, pluralistische Gesellschaft ist auf dem Rückzug. Ich habe mir auch nicht vorstellen können, dass Donald Trump zum zweiten Mal Präsident der Vereinigten Staaten wird und dies von weiten Teilen der dortigen Bevölkerung als eine Art nationaler Kairos verstanden wird.“

Die Politik brauche statt einer rein nationalstaatlichen eine globale Sicht auf die aktuellen Probleme, ist Marx überzeugt: „Schaffen wir es, weltweit eine Gesellschaft der verantwortlichen Freiheit zu verwirklichen? Ich sage ja, denn diese Form der Freiheit ist tief im christlichen Menschenbild verwurzelt. Die individuelle Würde des Menschen ist die Grundlage unser aller Zusammenleben. Wir sind alle für alle Brüder und Schwestern und damit eine Menschheitsfamilie“, so der Kardinal.

Zugleich warnte der Erzbischof vor der Erwartung, dass „Frömmigkeit allein die Gesellschaft besser machen kann“. Erst das Zusammenspiel von Demokratie, christlichem Menschenbild, sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten schaffe eine Gesellschaft, in der die Würde jedes Einzelnen zur Geltung komme, betonte Marx. Die katholische Soziallehre liefere wertvolle Grundlagen und Impulse für ein demokratisches Zusammenleben und „wir alle sind im Sinne von Adolf Kolpings zum Handeln aufgerufen“. (rs)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Archiv-Foto: Hötzelsperger (Kirche Samarai in Niederbayern)

 

 

 

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Toni Hötzelsperger

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