Wir wollen es nicht verheimlichen: Auch im Team der Samerberger Nachrichten sind Leute, denen es in den Beinen juckt, wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen einen Hauch von Frühling über das Land legen, wenn der Schnee aus den Bergen weicht und wieder die Trails und Stecken freilegt, die es mit dem Mountainbike zu beackern gilt oder die Passstraßen für die Rennradler rufen. Wie viele schöne Touren es doch gibt in unserer Region! Und wieviel schöne Erlebnisse man hinterher noch in den Waden und im Herzen mit sich tragen kann. Am besten gemeinsam.
Rund ums Inntal und selbstverständlich auch im benachbarten Österreich locken traumhafte Wege und Pisten die Bergradler und fordern sie heraus. Wer das noch nicht selbst erlebt und einen Mountainbiker bisher nur kopfschüttelnd aus der Sicht eines Wanderers oder Autofahrers betrachtet hat, kann da nicht mitfühlen. Doch der Mensch kann dazulernen. Wie die Mitglieder der Dienstagsradler. Die hatten nämlich Mitter der 80er Jahre keinerlei Verständnis für die Verrückten, die sich da auf Rädern die Berge hinauf quälten, ihre Liebe zum Sport wuchs erst über die Jahre.
Sicher – die Ausrüstung war seinerzeit noch unkomfortabel und schwer. Doch nach und nach verbesserte sich die Technik der Bikes, die Anzahl der Bergradler nahm zu und gleichzeitig die Neugier einiger Männer aus und um Kiefersfelden. Sie waren zwar gerne zu Fuß als Wanderer oder Bergläufer in den Alpen unterwegs, doch mit dem Rad fremdelten sie noch. Anfang der 90er probierten es dann doch einige von ihnen. Sie setzten sich auf eines dieser damals noch neuen Mountainbikes und quälten sich nach oben.
Irgendwann war dann der Moment erreicht: Die Freude über die Tour war größer als der Schmerz in den Beinen. Schnell fanden sich im Ort einige Gleichgesinnte, die ihr neu entdecktes Hobby am liebsten gemeinsam ausübten. Da es damals alles Männer waren und viele von ihnen in einer festen Beziehung steckten, die neben trauter Gemeinsamkeit auch ihre Verpflichtungen mit sich bringt, war den frisch von der Mountainbike-Liebe gepackten Radlern schnell klar: Wir brauchen einen festen Tag, an dem wir uns zum Radeln treffen können. Wochenende war schwer, da oft anderweitige Freizeittermine im Kalender standen. Also einigte man sich auf den Dienstag.
Die reine Männerclique traf sich damals in den 90ern also regelmäßig dienstags und hielt diesen Termin eisern ein. Ob Regen, Sturm, Sonne oder Frost: Geradelt wurde und wird immer. Und auch immer eingekehrt. Denn auch das ist der Reiz der Radl-Clique – nach geleisteten Höhenmetern wird auf einer der Almen rund um Kiefersfelden oder Oberaudorf gemeinsam gegessen und getrunken.
So was gibt Kraft und spornt an zu neuen Taten. Deshalb haben die Männer der Dienstagsradler irgendwann einmal beschlossen, nicht nur dienstags in die Pedale zu treten. Es folgten zahlreiche Bike-Marathons am Wochenende, und auch der irgendwann regelmäßige Männerausflug in die schönsten Bike-Reviere der Alpen wurde in den 90ern ins Leben gerufen. Das schweißt zusammen und so sind die Dienstagsradler aus Kiefersfelden inzwischen eine feste Institution in der Region, die heute noch jeden Dienstag das gemeinsame Berg-Bike-Erlebnis suchen. Ortskundige Wanderer wissen ohnehin, dass sie ihren abendlichen Ausflug in die Berge besser auf einen anderen Wochentag verlegen. Dienstags könnten ihnen diese Mountainbike-Maniacs auf einem ihrer rasanten Downhills um die Ohren fahren.
Text: af – Fotos: Dienstagsradler / Felix Weidl
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de