Ein Beitrag von Heinrich Rehberg – Besonders eng mit dem Königshaus verbunden ist die Wildenwarter Kirche Christkönig auf einem Moränenhügel außerhalb des Ortes. Den Kirchengrund stifteten die königlichen Hoheiten. Sie wurde 1934 geweiht und entstand auf Initiative des örtlichen „Seelsorge- und Kirchenbauvereins“ und der „Arbeitsgemeinschaft des bayerischen Adels zur Errichtung einer Gedächtniskirche für Ihre Majestäten König Ludwig III. und Königin Maria Theresia in Wildenwart“. Auf einem Bild am Hochaltar ist das Königspaar kniend vor Christus dem wahren Weltenherrscher abgebildet
Vorbereitungen zur Kirchweihe im Jahre 1934. Sie entstand auf Initiative des örtlichen „Seelsorge- und Kirchenbauvereins“ und der „Arbeitsgemeinschaft des bayerischen Adels zur Errichtung einer Gedächtniskirche für Ihre Majestäten König Ludwig III. und Königin Maria Theresia in Wildenwart“. „Der König ist tot. Er ist da unten in Ungarn gestorben. Der alte Herr war ja schon über 76 Jahre alt und was er in den letzten drei Jahren durchgemacht hat, das hat ihm das Herz gebrochen…“. Wie ein Lauffeuer sprach sich die Nachricht vom Tod König Ludwigs III. in Wildenwart herum. Keiner wusste so richtig, wer sie in Umlauf gebracht hatte, in einer Zeit ohne Rundfunk, Fernsehen oder gar Internet dauerte es sonst lange, bis sich Neuigkeiten verbreiteten. In diesem Falle war es anders, jeder kannte in Wildenwart den freundlich distanzierten älteren Herrn, der im alten Schloss wohnte. Zu seinem Namenstag am 25. August hatte er für den Trachtenverein, die Veteranen und die Feuerwehr noch ein Fass Bier spendiert, „das aber der damaligen Zeit entsprechend sehr dünn war“, wie der Chronist der „Lustigen Wildenwarter“ lakonisch im Protokollbuch vermerkte. Seit der Revolution 1918 und der Flucht aus der Haupt- und Residenzstadt München in der Nacht vom 7./8. November 1918 lebte der König vorwiegend auf dem Schloss von Wildenwart, das seine Gattin Maria Theresia von ihrer Tante, der ehemaligen Großherzogin Adelgunde von Modena geerbt hatte.
Am 28. September 1921 war der ehemalige König von Wildenwart aus auf das Gut Sarvar nach Ungarn gefahren. Hier auf diesem landwirtschaftlichen Mustergut wollte er wieder einmal nach dem Rechten sehen, galt doch sein besonderes Interesse zeitlebens der Landwirtschaft. Doch sein ohnehin schlechter Gesundheitszustand verschlimmerte sich rapide; am 18. Oktober verstarb er. Der Leichnam wurde für die Überführung nach Bayern vorbereitet, der König hatte festgelegt, dass er in München in der Frauenkirche bestattet werden wolle. Das Herz wurde entnommen, es sollte in einer Herzurne nach alter Sitte in die Gnadenkapelle nach Altötting gebracht werden. Bevor der Sarg geschlossen wurde, legten die Leute von Sarvar dem toten Gutsherrn noch eine Handvoll ungarische Erde in den Sarg. Trotz aller Vorbereitungen war für einen Sonderzug wegen der politischen Verhältnisse in Oberungarn zunächst kein Durchkommen möglich. Der letzte österreichische Kaiser Karl I. versuchte in diesen Tagen mit Hilfe einiger königstreuer Verbündeter zumindest den Thron von Ungarn wieder gewinnen zu können, durch die kriegerischen Wirren rund um die Stadt Ödenburg (Sopron) war der direkte Weg nach Bayern versperrt. Auch eine Durchfahrt durch das republikanische Österreich war zunächst nicht möglich, obwohl der Waggon verplombt war und der König in seinem Sarg vom ungarischen Zoll quasi als Transitgut deklariert war. Am 30. Oktober erreichte der Zug schließlich Salzburg; nach weiteren sechs Stunden Aufenthalt ging es über Freilassing nun weiter bis Prien. An allen Bahnhöfen und entlang der Strecke grüßten in dichten Reihen zahllose Männer und Frauen der Landbevölkerung den toten König auf seiner letzten Reise in die Residenzstadt. Der Regierungspräsident von Oberbayern Gustav Ritter von Kahr erhielt von der bayerischen Staatsregierung den Auftrag, als Privatmann das Begräbnis zu organisieren. Ein Staatsbegräbnis, wie für seinen Vater, den Prinzregenten Luitpold 1912, war mit Rücksicht auf die Reichsregierung nicht erwünscht. Die Staatsregierung hatte sich von Ritter von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie in Bayern und die Einsetzung von Kronprinz Rupprecht zum König nicht geplant sei.
Nach dem Eintreffen des Zuges in Prien wurde der Waggon geöffnet, der Sarg auf eine Lafette gehoben und mit vier Rappen vierspännig nach Wildenwart gebracht. Die beiden Bürgermeister Dr. Paul Weinhart von Prien und Johann Wallner aus Wildenwart hatten mit den örtlichen Vereinen – vor allem mit den Veteranenvereinen – die örtliche Organisation übernommen. Es kam den Prienern zu Gute, dass hier nach dem Kriege mehrere hohe Offiziere wohnten, die das höfische Zeremoniell noch genau kannten und beratend zur Seite standen.
In Wildenwart hatte man mittlerweile die Gruft in der Schlosskapelle geöffnet und den Sarg der am 3. Februar 1919 verstorbenen Königin heraus gehoben. Hier in der kleinen Kapelle im Eingangsbereich des Schlosses wurde das letzte bayerische Königspaar bis zur Überführung nach München am 4. November 1921 aufgebahrt. Bürgermeister Wallner, der Gemeinderat und die Männer des Veteranenvereins wechselten sich ab bei der Totenwache, die Bevölkerung aus dem weiten Umkreis kam nach Wildenwart um hier Abschied vom Monarchen und seiner Gattin zu nehmen.
War am 30. Oktober nur ein Sarg nach Wildenwart gebracht worden, so galt es nun für die Fahrt nach München zwei Särge zurück zur Bahnstation nach Prien zu bringen. Die beteiligten Bürgermeister hatten jedoch zunächst nur einen Leichenwagen zur Verfügung, als zweiter wurde der Wagen von Aschau ausgeliehen; jetzt gab es ein Problem mit den Pferden: die beiden Leichenwägen waren nicht für einen Viererzug ausgelegt, sondern konnten lediglich von zwei Pferden gezogen werden, außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt – drei Jahre nach Kriegsende – noch nicht wieder genügend Pferde, die von der Größe und der Farbe her für den Trauerzug ausreichten. Im Aschauer Cramer-Klettschen Marstall war noch das Lazarett eingerichtet, entsprechende Zugpferde konnten hier nicht ausgeliehen werden. So wurden die vier Rappen vom 30. Oktober Paarweise vor die beiden Leichenwägen gespannt. Schwierig gestaltete sich der Transport der beiden Särge aus der Schlosskapelle hin zu den wartenden Pferdewägen. Da die seit rund 50 Jahren bestehende hölzerne Schlossbrücke kurz zuvor wegen Baufälligkeit abgebrochen worden war, mussten die schweren Särge per Hand über eine steile Treppe in den Schlossgraben getragen und abgelassen werden und auf der anderen Seite wieder empor zu den wartenden Wägen gehoben. Bürgermeister Wallner und Veteranenvorstand Peter Anner organisierten den Transport mit den Männern des Veteranenvereins und der Wildenwarter Ökonomie. Im Schritt ging es von Wildenwart aus dann die fünf Kilometer lange Strecke bis nach Prien; die beiden Wägen wurden von zahlreichen Begleitern, darunter auch Kronprinz Rupprecht eskortiert. In Prien nahm eine vielköpfige Menge an Menschen aus der Region einen letzten Abschied von ihrem toten Königspaar. Beide Särge wurden in einen Sonderzug verladen, Kronprinz Rupprecht fuhr im Salonwagen des Königs mit.
In München überführte man die beiden Särge in die Ludwigskirche. Am 5. November 1921 bewegte sich der Leichenzug im traditionellen Zeremoniell der Monarchie mit den Särgen des Königspaares auf dem sechsspännigen Hoftrauerwagen von der Ludwigskirche zur Frauenkirche. Den Totengottesdienst zelebrierte Erzbischof Michael von Faulhaber; die Trauerrede enthielt ein Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum. König Ludwig III. wurde zusammen mit seiner Gattin in der Frauenkirche in der Familiengruft der Wittelsbacher beigesetzt. Nach den Zerstörungen des Domes im Zweiten Weltkrieg wurde die Unterkirche des Münchner Frauendoms durch Kardinal Faulhaber umgestaltet. Die Särge der dort beigesetzten Wittelsbacher wurden dabei in neue Wandnischen übertragen und hinter Grabplatten eingemauert. Als letzte fand die Tochter des Paares Prinzessin Hildegard im Februar 1948 hier ihr Grab.
König Ludwig III. und Königin Maria Theresia sind in Wildenwart auch 100 Jahre nach ihrem Tod noch mehr präsent, als in der Residenzstadt München. Während zum Schicksal des Cousins Ludwig II. ganze Bibliotheken an Büchern und Biographien geschrieben wurden, ist die Quellenlage zum letzten bayerischen König nur dürftig. Das Schloss in Wildenwart, bis 1977 bewohnt von der letzten Tochter Prinzessin Helmtrud und seither von Herzog Max in Bayern und seiner Familie und das ganze Umfeld um das Schloss gibt noch Zeugnis von den letzten Jahren im Leben des Monarchen. Besonders eng mit dem Königshaus verbunden ist die Wildenwarter Kirche Christkönig auf einem Moränenhügel außerhalb des Ortes. Den Kirchengrund stifteten die königlichen Hoheiten. Sie wurde 1934 geweiht und entstand auf Initiative des örtlichen „Seelsorge- und Kirchenbauvereins“ und der „Arbeitsgemeinschaft des bayerischen Adels zur Errichtung einer Gedächtniskirche für Ihre Majestäten König Ludwig III. und Königin Maria Theresia in Wildenwart“. Auf einem Bild am Hochaltar ist das Königspaar kniend vor Christus dem wahren Weltenherrscher abgebildet.
Bericht und Bilder/Repros: Heinrich Rehberg
Bild des bayerischen Königspaares von 1918
Goldene Hochzeit am 20. Februar 1918
Der Hochaltar der Christkönigskirche in Wildenwart. Das Königspaar huldigt Christus dem wahren Weltenkönig
Das Königspaar im Kreise seiner Familie
Schloss Wildenwarth in den 50-er Jahren
1906 mit den beiden Kindern Elisabeth und Anton Staffner aus Bachham.
Auf Schloss Wildenwart lebte der König nach 1918; das Schloss hatte seine Gattin Maria Theresia von ihrer Tante, der ehemaligen Großherzogin Adelgunde von Modena geerbt
Schwierig gestaltete sich der Transport der beiden Särge aus der Schlosskapelle hin zu den wartenden Pferdewägen. Da die seit rund 50 Jahren bestehende hölzerne Schlossbrücke kurz zuvor wegen Baufälligkeit abgebrochen worden war, mussten die schweren Särge per Hand über eine steile Treppe in den Schlossgraben getragen und abgelassen werden und auf der anderen Seite wieder empor zu den wartenden Wägen gehoben.
Der Leichenzug von Wildenwart nach Prien. Im Schritt ging es von Wildenwart aus dann die fünf Kilometer lange Strecke bis nach Prien; die beiden Wägen wurden von zahlreichen Begleitern, darunter auch Kronprinz Rupprecht eskortiert.
In Prien nahm eine vielköpfige Menge an Menschen aus der Region einen letzten Abschied von ihrem toten Königspaar. Beide Särge wurden in einen Sonderzug verladen, Kronprinz Rupprecht fuhr im Salonwagen des Königs mit.
König Ludwig III. und die Königin im Lazarett von Baron von Cramer-Klett in Aschau während des ersten Weltkriegs