Aus Sicht von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber muss sich die Milchbranche im Freistaat noch besser auf Marktschwankungen vorbereiten. „Bayern ist Milchland und muss es auch künftig bleiben“, sagte die Ministerin bei einem Treffen mit Vertretern von Molkereien und Milcherzeugern in München. Deshalb seien die Marktpartner gefordert, ihre Lieferbeziehungen rasch zu modernisieren. „Wenn wir für künftige Milchkrisen besser gerüstet sein wollen, müssen Molkereien und Milcherzeuger ihrer gemeinsamen Verantwortung stärker als bisher gerecht werden“, sagte die Ministerin. Kaniber appellierte an die Branche, sich gemeinsam auf Verträge zu verständigen, in denen Laufzeit, Menge und Kaufpreis festgeschrieben sind. Bislang garantiere die Molkerei in der Regel die Abnahme der Milch, die Preise werden aber erst im Nachhinein festgesetzt. Dies führe gerade im Krisenfall dazu, dass Marktsignale zu spät wahrgenommen und dann Milchmengen erzeugt werden, die nicht zu vernünftigen Preisen zu verwerten ist. „Nur über konkrete Mengenvereinbarungen können wir das Problem eines zu hohen Milchangebots in den Griff bekommen“, so Kaniber. Zu dem Treffen waren auch Experten aus Frankreich und Irland geladen, die über die dortigen Erfahrungen berichteten.
Angesichts steigender Milchmengen in fast allen europäischen Ländern mahnte die Ministerin zur Eile: „Wir brauchen jetzt sehr schnell solche freiwilligen Vereinbarungen, um Marktverwerfungen wirksam vorzubeugen.“ Wenn die Branche nicht rasch selbst aktiv werde, seien gesetzliche Vorgaben nach den neuen Möglichkeiten des EU-Rechts zu prüfen. Bayern jedenfalls werde bereits bei der nächsten Agrarministerkonferenz Ende April in Münster einen entsprechenden Beschlussvorschlag einbringen. Neben Erzeugern und Molkereien ist laut Kaniber auch der Lebensmitteleinzelhandel gefordert. „Unsere Bauern sind auf faire Vertragsabschlüsse angewiesen, die ihnen auskömmliche Preise und Raum für Zukunftsinvestitionen ermöglichen“, so die Ministerin. Schließlich liege es auch im Interesse des Handels, die bäuerliche Milchviehhaltung, wie sie gerade in Bayern typisch ist, in ihrer ganzen Vielfalt zu erhalten.
Ausgesprochen positiv sieht Kaniber in diesem Zusammenhang auch den aktuellen Vorschlag der EU-Kommission, die Marktmacht des Lebensmittelhandels zu beschränken. „Die Erzeuger sind immer das schwächste Glied in der Wertschöpfungskette. Es wird höchste Zeit, das zu ändern“, so die Ministerin.
Foto Baumgart/StMELF mit Ministerin Michaela Kaniber und den Teilnehmern des Treffens