Einen interessanten Bericht hat Bayernbund-Mitglied Kurt Franz aus Rumänien mitgebracht als dort das 20jährige Jubiläum der Holzindustrie gefeiert wurde. Genauer gesagt das Jubiläum von Silvania International Mis Grup in Lunca Ilvei. Kurt Franz war nicht nur bei der Feier zugegen, sondern als Fachberater ein gern gesehener Gast aus Rosenheim. Über 20 Jahre war Kurt Franz Direktor der Meisterschule für die Säge- und Holzwirtschaft Rosenheim. Vor zwölf Jahren plante er in den Karpaten, in der Ortschaft Lunca Ilvei (ca. 160 Autokilometer nördlich von Cluij) ein neues Sägewerk. Die Halle für das Sägewerk hat die Firma Großmann Rosenheim in Holzbauweise geliefert. „Zur Inbetriebnahme habe ich vor allem für das Band-und Kreissägenschärfen einen hochqualifizierten Mitarbeiter vom Lehrinstitut Rosenheim dort hingeschickt“ erinnert sich Kurt Franz der sich bei seinem jüngsten Besuch mächtig freute, dass die Beratungshilfe bestens ankam und sich stark weiterentwickelte. „Der gesamte Betrieb hatte vor 10 Jahren 150 Leute und hat heute 750 Menschen, die in Brot und Arbeit stehen. Jetzt planen wir ein neues Holzwerk für Leimbinder- und Holzplattenproduktion für rund 24 Millionen Euro“, so Kurt Franz.
Bericht von Kurt Franz mit Fotos von MIS GRUP
Nähere Informationen: Kurt Franz – email: k.franz@t-online.de
Der Bericht
Der Motor für die Entwicklung eines Ortes wie Lunca Ilvei ist zweifellos die Forstwirtschaft in den Karpaten Rumäniens. Ein altes Gattersägewerk war die Grundlage für die heutige Firma. Das beste Beispiel für eine ländliche Gegend, geprägt von Wäldern, aber auch vom Willen qualifizierten Mitarbeitern einen gesicherten Arbeitsplatz zu verschaffen und die alte Holzfabrik zu der heute renommierten Firma – Silvania International auf europäischen Standard auszubauen.
Die Unternehmensgruppe Montana Iugan Silvania (MIS) der Gruppe Anies, ein Holzbetrieb im Ilvelortal feierte am 24. August 2018, ihr 20-jähriges Firmenjubiläum. Viele Gäste hatten die Einladung von Emil Iugan – Generaldirektor der Unternehmensgruppe MIS Grup – angenommen, wie Agrarminister Petre Daea, Staatsekretäre bis hin zu Parlamentariern, Vertreter der Kreis- und Kommunalbehörden und einiger europäischer Unternehmen im Holzbereich. Ein besonderes Erlebnis war die offizielle Delegation der Schweizer Stadt Illgau/Schweiz, Partnergemeinde der Kommune Rodna, die ein vielseitiges künstlerisches Programm darbot mit dem Motto: Nichts ohne Gott.
Die Jubiläumsveranstaltung begann mit der Sirene der zentralen Alarmanlage der Fabrik. Ziel war, die Jahre der Entwicklung vom Beginn des wichtigen Holzhandels und der einfachen Holzproduktion in der Region bis hin zu einer vollständig modernisierten Fabrik aufzuzeigen, geprägt durch automatisierte technologische Produktionslinien auf hohem europäischen Niveau.
Pastor Bistritan Traian Ignat eröffnete das Fest nach dem Erklingen der Staatshymne, gespielt von der die Musikgruppe Rodna mit einem Gottesdienst. Generaldirektor Emil Iugan unterstrich in seiner Ansprache: Das heutige Fest steht im Zeichen der Bibelstelle von Samuel, Kapitel 7 mit Vers 12: „Bis zu diesem Punkt hat der Herrgott uns geholfen“. „Ich danke ihm, dass er uns das Leben gegeben, uns immer geholfen hat und all diejenigen, die jeden Tag hier sind, segnet. Zweitens möchte ich meiner Familie danken, die immer an meiner Seite stand und ist. Drittens danke ich all den Mitarbeitern, die bei uns sind und seit vielen Jahren in der Unternehmensgruppe arbeiten. Ich danke ebenso den Vertretern der Behörden, den Bürgermeistern, den Gemeinderäten, den Forstbehörden, dem Landkreis, der nationalen Verwaltung für die Unterstützung und unseren treuen Kunden für die gute Zusammenarbeit, die wir in diesen Jahren hatten. „
Über den Start des Unternehmens mit Erinnerungen an Anfänge, in dem derzeit 777 Mitarbeiter beschäftigt sind, sprach Herr Emil Iugan mit Nostalgie und Stolz. „Die erste Firma, die ich im Jahr 1990 gegründete, hatte die Aufgabe, Schafwolle zu verarbeiten. Ich hatte zwei Mitarbeiter, mich und meine Frau, Florica. Wir wollten dann ein Gerät in Sighișoara (vormals Schäßburg) für unsere kleine Spinnerei kaufen, denn wir beabsichtigten zu einem späteren Zeitpunkt Teppiche zu weben. Um das Gerät zu kaufen, belegte ich mein Haus und das meiner beiden Taufpaten mit Hypotheken zu Gunsten der Bank Nasaud. Ich erhielt dort einen Scheck und wollte damit bezahlen. Wie es damals im Jahre 1992 so üblich war, hatten wir eine riesige Inflation und der Preis für das teure Gerät hatte sich verdoppelt. Wir konnten also nicht kaufen. Ich war sehr verärgert.
Nach dieser Erfahrung in der Stadt Sighișoara konnten wir dann die Firma IRUM überzeugen uns mit unserem Scheck einen Traktor für Forstarbeit zu verkaufen. So kamen wir in der Gemeinde Şant mit dem Traktor aus rumänischer Produktion zu einer privaten Firma, für die wir Rundholz im Forst transportierten. In dieser Zeit kamen auch unsere Tochter Virginia und unser Sohn Tavi ins Unternehmen. Meine Schwiegerkinder, Petrica Farcas kamen im Jahr 1996 und Lenuta im Jahr 1999 dazu. Ich freue mich auch sehr über meine Enkel, der nächsten Generation. Maria Farcas studierte in London und arbeitet dort bei einer Bank. Emil Farcas wird ab Herbst die Hochschule in Kronstadt für Ingenieurwesen für Holzmaschinenbau und Holztechnologie besuchen. Florina, die Tochter von Tavi und Lenuta geht noch zur Schule.“
Derzeit beschäftigt die Unternehmensgruppe 777 Mitarbeiter, davon sind 89 Frauen. 172 Mitarbeiter sind unter 30 Jahre alt, außerdem arbeiten weitere 33 Angestellte mit Hochschulausbildung im Unternehmen. Junge Leute, die ihren Platz hier in ihrer Heimat und nicht im Ausland gefunden haben.
Das Unternehmen ist in drei Tätigkeitsbereiche gegliedert,
- der Forstwirtschaft, sie untersteht Sohn Tavi Iugan und seiner Frau Lenuta mit 299 Mitarbeitern,
- dem Holzbetrieb in unserer Zentrale mit 253 Angestellten und
- dem Baubetrieb, bekannt als MIS Grup. Beide Bereiche werden vom Schwiegersohn Petrica Farcas und seiner Frau Virginia mit insgesamt 192 Angestellten koordiniert.
Das Unternehmen Silvania International entwickelte sich vom Jahre 1998 aus vom ehemaligen IFET-Forstunternehmen mit seinem Sägewerk, einer alten, aber gepflegten Produktionseinheit. Nach der Übernahme wurden die Maschinen überholt und die Produktion wieder aufgenommen. Das Jahr 2008 war mit einem entscheidenden Moment in der Entwicklung dieses Geschäfts verbunden. Die von Emil Iugan privat geführte Firma mußte eine wichtige Entscheidung treffen,entweder das Sägewerk zu modernisieren oder still zulegen. Die erste Option wurde wählte. Und diese Entscheidung hat sich bestens bewährt. Ein komplett neues Sägewerk mit einem Jahreseinschnitt von ca. 250.000 fm Rundholz wurde gebaut. Das Schwachholz wird auf einer Spaneranlage der finnischen Fa. Hew Saw, das Starkholz mit Band- und Kreissägen der deutschen Maschinenfirmen Möhringer und Esterer eingeschnitten. Sortiert wird das Schnittholz auf einer Sortieranlage der Fa. Kallfass. Für die Weiterverarbeitung der hochwertigen Schnittholzprodukte wurden Schnittholztrockner der Fa. Mühlböck, eine Heizungszentrale der Fa. Kohlbach, ein Hobelwerk, eine Fensterkantelproduktion und eine Nagelbinderfertigung zu den bereits bestehenden Anlagen für Paletten- und Kistenfertigung angegliedert. Viele dieser Produkte werden heute exportiert, u.a. Fensterkantel nach Deutschland. Aus zugekauften verleimten Holzprodukten erstellt man zudem Bauten in Holzbauweise für den heimischen Markt.
Die hervorragenden Verdienste des Unternehmens wurden besonders durch die Reden von Vizebürgermeister von Lunca Ilvei – Herr Titu Somesan und Stellvertreter Daniel Suciu, Vizepräsident des Bezirksrates – Vasile Puica, Direktor der Finanzabteilung Bistrita-Nasaud – Cristian Parasca, Präsident des Rumänischen Gebirgsforums, Prof. Univ. Dr. Radu Rey, dem Präsident der Industrie- und Handelskammer des Bezirks – Vasile Bar, dem Vertreter des Forstwirtschaftsverbandes Rumäniens – Aurelian Goga, dem Stellvertreter der ISU BN – Oberst Cristian Bucur, sowie Vertreter einiger lokaler oder ausländischer Firmen gewürdigt. Dipl.-Ing. Franz Kurt, ehemaliger Direktor des Lehrinstitutes Rosenheim, der auch das Sägewerk geplant hatte und auch die Firma weiter betreut, überreichte in seiner launigen Rede zwei Holzplaketten mit Gratulation zum Erfolg des Unternehmens.
Die MIS Grup ehrte auch mit Diplomen zahlreiche Mitarbeiter/innen für 20 Jahren treue Arbeit in der Produktion und Verwaltung, auch die Ruheständler wurden nicht vergessen. Besondere Ehrung erfuhr, die erste Angestellte der Firma Florica Iugan, die Ehefrau von Emil Iugan. Die Gratulation wurde von Emil Iugan für „Silvania International“ eröffnet. Auszeichnungen für die Mitarbeiter der Forstwirtschaft erfolgte durch Sohn Tavi Iugan. Er gratuliere jedem für den Fleiß und der Sorgfalt, die sie in den Betrieb einbringen. Er zitierte den großen Dichter Mihai Eminescu: „Arbeit kann bezahlt werden, der Charakter der Menschen nicht “. Er bedachte auch seinen Vater Emil Iugan, mit dem Spruch des römischem Kaiser Julius Octavian Augustus mit Bezug auf Rom:“ Ich fand hier einen Stein, aber ich überlasse ihn Ihnen als Marmor“.
Petrica Farcas zeichnete die Mitarbeiter im Holzbetrieb und im Bausektor aus und versicherte allen seine große Wertschätzung. Ebenso übergab seine Ehefrau Virgina Diplome an Mitarbeiter der Verwaltung und Buchhaltung.
Die Reihe der Reden wurde vom Ehrengast der Feier, dem Landwirtschaftsminister Petre Daea, abgeschlossen. Minister Petre Daea betonte in seiner Ansprache: „Ich gratuliere zu diesem hervorragenden Beispiel der heimischen Region Arbeitsplätze zu schaffen. Als Vertreter der rumänischen Regierung wünsche ich dem Unternehmen viel Erfolg bei der Erweiterung der Produktpalette durch den Bau eines neuen Leimbinderwerkes. Eine der größten Leistungen sei zudem, dass die jungen Leute aus dem Ilvelor-Gebiet zu Hause bleiben können, denn Silvania Grup gibt ihnen sichere Arbeit. Herr Emil Iugan bedankte sich herzlich bei seiner Familie, allen Mitarbeitern/innen, Redner und Gästen.
Der Abschluß der Feierlichkeiten gestaltete die offizielle Delegation der Stadt Illgau aus dem Muotathal/Kanton Schwyz unter der Leitung von Bürgermeister Markus Bürgler. Gesänge und Jodler, Kuhglockengeläute, Akkordeonspiel und zahlreiche künstlerische Darbietungen, bei dem der Gastgeber Emil Iugan mit einem traditionellen Trikot ausgezeichnet wurde, erfüllte alle Teilnehmer mit großer Freude. Vor dem abschließenden Mittagessen beendete Pastor Paul Tipei von Arad das Fest mit einem Wort der christlichen Lehre.
Text: Kurt Franz – Bilder: MIS GRUP