Kammermusik mit Wohlfühl-Charakter – Erlesener Duo-Abend mit Gerda Guttenberg-Bastian und Wonji Kim-Ozim in Freilassing
Es gibt Musik-Erlebnisse mit rundum wohltuender Wirkung. Das vom Kulturverein Freilassing jüngst in der Aula der Berufsschule veranstalte Kammerkonzert mit der Geigerin Wonji Kim-Ozim und die Pianistin Gerda Guttenberg-Bastian war ein solches. Auf dem Programm standen Werke der Klassik und Romantik. Den Anfang machte Mozarts Violinsonate in F-Dur (KV 376), die der 25-Jährige im elegant-klassischen Stil komponierte. Ab den ersten Takten zogen die beiden am Mozarteum unterrichtenden Künstlerinnen die Zuhörerschaft in ihren Bann. Wonji Kim-Ozim überzeugte mit kraftvoll-gesanglichem Geigenton, Gerda Guttenberg-Bastian mit präzisem und gleichzeitig weichem Anschlag. Man merkte gleich: ein perfekt aufeinander abgestimmtes Duo, das sich die Themen mit scheinbarer Leichtigkeit zuspielt. Felix Mendelssohn-Bartholdy gab seine 1838 komponierte Violinsonate in F-Dur nie zum Druck frei, und so geriet sie in Vergessenheit, bis Star-Geiger Yehudi Menuhin sie 1953 entdeckte und veröffentlichte. Das Werk kennzeichnen reizvolle rhythmische Verschiebungen und virtuose Läufe. Stellenweise klingt schon Mendelssohns berühmtes Violinkonzert an. Nach jedem Satz raunen Zuhörer ein ergriffenes „Bravo“, doch wird der Beifall noch zurückgehalten, um nach dem Schluss-Akkord umso begeisterter loszubrechen.
Franz Schubert vollendete seine drei Violinsonaten im Frühjahr 1816. Die D-Dur-Sonate beginnt mit einem weich fließenden Thema im Unisono der beiden Instrumente. Auch in diesem Werk bilden Violine und Klavier eine Einheit, die Stimmen sind kunstvoll ineinander verzahnt. Die brillante Interpretation durch Kim-Ozim und Guttenberg-Bastian verdeutlichte dies. Niccolò Paganinis zauberhaftes „Cantabile“ (op. 17) ist eines seiner berühmtesten Stücke und erinnert in seinem melodiösen Einfallsreichtum an den Belcanto italienischer Opern. Wonji Kim-Ozim spielte es so anmutig, dass am Schluss das Publikum geradezu entzückt reagierte, und Ausrufe wie „Schön!“ zu hören waren. Camille Saint-Saëns widmete sein 1863 entstandenes Konzertstück „Introduktion und Rondo capriccioso“ dem spanischen Geiger und Komponisten Pablo de Sarasate, mit dem er befreundet war. Wonji Kim-Ozim interpretierte auch dieses technisch höchst anspruchsvolle Bravour-Stück auswendig. Umso bewundernswerter ist es, dass sie – wie auch ihre Begleiterin am Flügel – stets mit einem entspannten Lächeln spielte. Man merkte den beiden Künstlerinnen den ganzen Abend über die Freude an der von ihnen vorgetragenen Musik an. Dies übertrug sich auf die konzentriert lauschenden Konzertbesucher, die Gerda Guttenberg-Bastian und Wonji Kim-Ozim mit langem Beifall und Bravo-Rufen für einen Wohlfühl-Abend voll erlesener Kammermusik dankten.
Vereinsvorsitzende Edith Karnowski überreichte jeder der beiden Musikerinnen einen bunten Blumenstrauß. Die Musikerinnen bedankten sich ihrerseits mit einer charmanten Zugabe, Edward Elgars „Salut d’Amour“ (Liebesgruß).
Text: Helmut Rieger – Fotos: Brigitte Janoschka
277: Geigerin Wonji Kim-Ozim (links) und Pianistin Gerda Guttenberg-Bastian brillieren beim Kammermusikabend in der Berufsschulaula in Freilassing.
292: Kulturvereinsvorsitzende Edith Karnowski bedankt sich bei Geigerin Wonji Kim-Ozim (links) und Pianistin Gerda Guttenberg-Bastian.
298: Viel Applaus gab es für Geigerin Wonji Kim-Ozim und Pianistin Gerda Guttenberg-Bastian.