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Gedenkveranstaltung für Eduard Hamm

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Am 2. September 1944 wurde Dr. Eduard Hamm, ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, von der Gestapo vor seinem Anwesen in Reit im Winkl, dem Boarhof, verhaftet und ins Gefängnis nach Berlin gebracht, wo er während eines Verhörs drei Wochen später starb. Genau 80 Jahre nach seiner Verschleppung fand am Gedenkstein unweit des Boarhofs eine Gedenkveranstaltung statt, bei der Bürgermeister Matthias Schlechter und die Landtagspräsidentin Ilse Aigner Kränze niederlegten, musikalisch feierlich umrahmt von den Grassauer Blechbläsern.

Eduard Hamm habe zu Reit im Winkl, wohin er mit seiner Familie gezogen war, ein sehr gutes Verhältnis gehabt und bei seinen Nachbarn großes Ansehen genossen, sagte Bürgermeister Matthias Schlechter in seinem Grußwort. Als Beispiel nannte er seinen wertvollen Anteil beim Wasserleitungsbau in Oberbichl. Durch seinen hohen Einfluss habe er auch bewirkt, dass die Deutsche Queralpenstraße über Reit im Winkl führe, was für den Ort von unschätzbarem Wert sei. Bei seinem Widerstand gegen die Nazidiktatur habe Dr. Hamm eine beispielhafte Standhaftigkeit bewiesen.

Die Leistungen von Eduard Hamm als Politiker und Widerstandskämpfer würdigte dessen Enkel Prof. Dr. Wolfgang Hardtwig. Als bayerischer Handelsminister habe er von 1919 bis 1922 Landespolitik mit Leidenschaft und Überzeugung betrieben. „Er liebte das Land und die bayerische Heimat und bekannte sich auch politisch immer wieder zu ihr“, sagte er. Auch in Berlin sei er hochrespektiert und geachtet gewesen und er habe 1922 das zentrale Amt des Staatssekretärs in der Reichskanzlei erhalten.

Ab 1923 habe er als Reichswirtschaftsminister „die fünf guten Jahre der Weimarer Republik“ eingeleitet, so der Historiker Wolfgang Hardtwig. In auftretenden Konflikten sei Hamm als Brückenbauer aktiv gewesen und habe sich durch eine vorbildliche Vermittlerrolle zwischen bestehenden Gegensätzen ausgezeichnet. Es gebe zahlreiche Beispiele für seine Bemühungen um einen Brückenschlag über die Gräben in Gesellschaft und Politik hinweg. Nach seinem Ausscheiden als Reichswirtschaftsminister 1925 und von da an bis 1933 als geschäftsführender Vorstand des Deutschen Industrie- und Handelstages habe er nach der Machtübernahme Hitlers jede Verständigungspolitik als unmöglich gefunden und daher den Weg in den Widerstand gewählt. „Eduard Hamm ist gestorben für ein anderes Deutschland“, sagte die Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Während seines Lebens als Parlamentarier in Landtag und Reichstag, in seinen Ämtern als Minister im Freistaat, als Staatssekretär in der Reichskanzlei und als Reichswirtschaftsminister habe Eduard Hamm ein Gegenbild zum Nationalsozialismus geboten. Er habe die Gefahr durch die Instrumente der Propaganda genau gekannt und ihnen Einhalt gebieten wollen.

Die Geschichte von Eduard Hamm sei ihr begegnet, als der Bayerische Rundfunk im vergangenen April ein großes Erinnerungsprojekt auf die Beine gestellt habe. Für dieses habe sie gerne die Schirmherrschaft übernommen. „Wir haben tausend Münchnern gedacht, die während des Nationalsozialismus verfolgt, entmenschlicht und ermordet worden sind“, sagte sie und fuhr fort: „Wir haben ihnen gedacht, stellvertretend für Millionen andere, indem wir ihre Namen auf Schildern hochgehalten haben. Und ich habe Eduard Hamm hochgehalten.“ Er sei für sie im wahrsten Sinne des Wortes als ein Verfechter der liberalen Demokratie gestanden.

Die Widerstandskämpfer hätten sich gegen Krieg und Diktatur gestellt, gegen den vollkommenen Niedergang der Menschlichkeit. „Sie haben uns gelehrt, was man tun kann und muss, um die Menschlichkeit zu verteidigen“, folgerte Ilse Aigner. Für den Umgang im Landtag und für die Vorbildwirkung in die Kommunalpolitik hinein und in die Gesellschaft insgesamt gelte es, kein Klima der Einschüchterung zuzulassen, sondern ein Klima konstruktiver Gestaltung aufzubauen, „indem wir für den Zusammenhalt arbeiten, für das Gemeinwohl“. Eduard Hamm habe um die Kraft des Zusammenhalts gewusst.

Bericht und Fotos: Sepp Hauser – Vor dem Gedenkstein für Dr. Eduard Hamm legten die Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Bürgermeister Matthias Schlechter Kränze nieder.

  

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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