Auch bei Thomas Dähne hat es angefangen, wie bei so vielen anderen Torhütern auch: Der Weg ins Tor öffnete sich durch einen bestimmten Moment, der so erst einmal nicht geplant war. „Ich war damals in meiner Jugendmannschaft als Feldspieler eingeplant, als unser Torwart krank wurde“, erzählt er. „Da wurde gefragt, wer von uns denn ins Tor gehen könne, und ich habe mich gemeldet.“ Thomas Dähne blieb und legte so den Grundstein für seine Karriere. Der 29-Jährige aus Oberaudorf steht mittlerweile beim Zweitligisten Holstein Kiel zwischen den Pfosten und ist in der Mannschaft zu einem verlässlichen Rückhalt geworden.
Dass er als Fußballer seinen Weg im Profigeschäft machen wird, war für Thomas Dähne nicht von Anfang an klar. Denn er startete beim FV Oberaudorf, animiert vom Vater eines Freundes, zwar mit dem Kicken, doch auch auf dem Tennisplatz hatte der sportbegeisterte Junge jede Menge Spaß. Und er war richtig gut. „Ich musste mich dann irgendwann einmal entscheiden und habe glücklicherweise den Fußball gewählt“, sagt er.
Danach ging es da zügig weiter in Sachen Karriere. Dähne wechselte in seine Geburtsstadt Rosenheim zum TSV 1860 und ging anschließend in die Jugendmannschaft von Red Bull Salzburg. Das gab ihm leistungstechnisch einen enormen Schub. „Das war eine sehr maßgebliche Zeit für mich“, erinnert sich Dähne. „Ich konnte dort mit vielen tollen Trainern wie Heinz Arzberger und Herbert Ilsanker arbeiten. Da habe ich viel gelernt.“ Der Durchbruch nach ganz oben also? Nicht ganz. Denn die Saison 2014/15 bei RB Leipzig, wohin Dähne inzwischen gewechselt war, zeigte sich als nicht ganz so glücklich. Der Torwart aus Oberaudorf wurde in der ersten Mannschaft kein einziges Mal eingesetzt und durfte nur ein paar Mal in der Reserve ran.
Kein Wunder, dass er in der nächsten Spielzeit bewusst sportlich einen Schritt zurück ging und bei HJK Helsinki anheuerte. Rückblickend eine gute Wahl. Denn Thomas Dähne war im Tor gesetzt und sammelte beim finnischen Rekordmeister die nötige Spielpraxis. Außerdem war die Zeit in der finnischen Metropole für ihn ein sehr bereichernder Lebensabschnitt. „Ich habe dort noch viele Freunde und bin noch mit einigen Mannschaftskameraden von damals in Kontakt. Zudem ist Helsinki eine sehr schöne Stadt“, sagt er.
Sportlich ging’s dann ein weiteres Stück nach oben – Thomas Dähne wechselte 2018 in die erste polnische Liga zu Wisla Plock. Auch dort kam er auf regelmäßige Einsatzzeiten, in denen er gute Leistungen zeigte, was die Begehrlichkeiten anderer Klubs weckte. 2020 heuerte er schließlich bei den Störchen in Kiel an, ein Schritt, den er nie bereut hat. Schaffte er es doch, sich als Nummer Eins im Tor zu etablieren. Um diese Position muss er sich nach einer Viruserkrankung im vergangenen Herbst zwar aktuell mit der bisherigen Nummer zwei Tim Schreiber streiten, doch der Oberaudorfer zeigt sich kämpferisch: „Ich weiß, was ich kann, ich weiß aber auch, woran ich noch arbeiten muss.“ Also haut er sich im Training nun umso mehr rein und hofft darauf, dass ihn seine Qualität wieder zurück ins Tor von Holstein Kiel bringt.
Vor allem deswegen, weil er sich längst sehr wohl im Norden Deutschlands fühlt. „Die Berge sind das Einzige, was ich hier oben vermisse“, sagt er. Und natürlich seine Frau, mit der er seit dreieinhalb Jahren verheiratet ist. Die lebt allerdings in Salzburg und wird da wohl erst einmal bleiben. „Meine Frau ist dort Lehrerin. Sie ist aber bei jedem Heimspiel von uns dabei und natürlich auch in den Ferien.“
Wie lange Thomas Dähne selbst dort noch bleiben wird, hängt wohl auch davon ab, ob er wieder als Nummer Eins eingesetzt wird. Da hält er sich allerdings bewusst bedeckt und sagt nur: „Mein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, es ist jetzt noch nicht klar, wie’s weiter geht. Doch ich mach mir da keinen großen Kopf und will mich erst einmal auf die Vorbereitungen für die Rückrunde konzentrieren. Natürlich will ich da wieder spielen, schließlich bin ich momentan im besten Torwartalter.“
An die Zeit nach seiner aktiven Karriere denkt Thomas Dähne deshalb momentan noch nicht. Doch wenn es so weit sein sollte, dann ist er nicht unvorbereitet und hält sich viele Optionen offen. „Derzeit hole ich digital mein Fachabitur in Österreich nach. Und in Helsinki habe ich schon ein Immobilienmaklerstudium gemacht, da mich das sehr interessiert. Ich könnte mir aber auch etwas in Richtung Polizei vorstellen.“ Sicher ist nur, dass er irgendwann einmal wieder in Salzburg landen wird. Denn da ist Dähne wieder bei seiner Frau und in den Bergen. Nur sein Lieblingsverein ist dann noch ein gutes Stück entfernt. Er gesteht: „Da mein Vater in Dortmund geboren ist und ich auch schon früher im Westfalenstadion war, hat mein Herz schon immer für den BVB geschlagen.“ Eine „livehaftige“ Erfahrung hatte Dähne übrigens schon mit seinem Herzensclub: Beim DFB-Pokalspiel in der Saison 20/21 stand er gegen Dortmund im Tor der Kieler. Damals musste er fünfmal hinter sich greifen. Gebrochen hat ihn das nicht. Im Gegenteil: In den kommenden Spielen blieb er 330 Minuten ohne Gegentor.
Text: af – Fotos: Holstein Kiel
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de