Durch die langanhaltenden, hohen Temperaturen, die wir aktuell erleben, sind Milchkühe zunehmend hitzebedingten Belastungssituationen ausgesetzt. Durch die Verdauung im Pansen und die Milchproduktion entsteht Wärme, die an die Umgebung abgegeben wird. Doch bei höheren Temperaturen funktioniert das nicht mehr zuverlässig. Bereits ab Temperaturen um die 16 °C steigt die Belastung der Tiere. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erforscht seit einigen Jahren im Rahmen von verschiedenen Projekten, wie sich mit Hilfe von technischen und baulichen Möglichkeiten, die Bereiche Tierwohl, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit optimal verbinden lassen.
Anzeichen dafür, dass bei einer Kuh eine Hitzebelastung vorliegt, sind beispielsweise vermehrtes Atmen (erhöhte Atemfrequenz) oder eine geringere Futteraufnahme, wodurch die Milchleistung sinkt. Die Kuh versucht auf diese Arten Wärme abzugeben. Um noch konkretere Aussagen zur individuellen Hitzebelastung der Kühe treffen zu können, erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der LfL geeignete Indikatoren, die sowohl physiologische Änderungen als auch Verhaltensänderungen miteinbeziehen.
Darunter fallen beispielsweise die innere Körpertemperatur oder die Bewegungsaktivität der Tiere. Erfasst werden diese Parameter unter anderem durch Sensoren, die wie ein Fitnesstracker kontinuierlich Informationen und Daten über die Tiere bereitstellen. Die Arbeit mit den Sensorsystemen ist Teil des Experimentierfelds „DigiMilch“ (Digitalisierung in der Prozesskette Milcherzeugung), das ebenfalls an der LfL angesiedelt ist und in dessen Rahmen an smarten, digitalen Lösungen für die Milchviehhaltung gearbeitet wird.
Durch die genaue Analyse der tierindividuellen Parameter unter Einbeziehung von Stall- und Umweltdaten können dann technische Möglichkeiten aufgezeigt werden, die den Tieren frühzeitig die Wärmeabgabe erleichtern, wie z.B. durch den gezielten Einsatz von Ventilatoren oder Verdunstungskühlungen.
Mithilfe von moderner Sensortechnik und technisch-baulichen Maßnahmen kann so Hitzebelastung vermindert und das Tierwohl gesteigert werden. Im LfL-Workshop „Hitzestress im Milchviehstall“, der am 19. September 2022 in Grub stattfindet, werden die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Reduzierung von Hitzebelastung vorgestellt. Zudem wird im Gruber Milchviehstall auch ein praktischer Tier-Check durchgeführt. Diese Veranstaltung des bundesweiten Verbundprojekts „Netzwerk Fokus Tierwohl“ an der LfL ist kostenlos und eine Anmeldung ist noch bis zum 16. September möglich.
Weitere Informationen:
- Experimentierfeld DigiMilch – Vernetzung vom Feld bis in den Melkstand
- Workshop „Hitzestress im Milchviehstall“
- Netzwerk Fokus Tierwohl
- Verbundprojekt Hitzestress bei Rindern – Technische Maßnahmen
- Verbundprojekt Hitzestress bei Rindern – Bauliche Maßnahmen
Bericht und Foto: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)