Tourismus

Tourismus Thema in Bayerischer Kabinettssitzung

Bericht aus der Kabinettssitzung vom 02. August 2022 zum Thema Tourismus in Bayern:

1. Bayern ist Urlaubsland der Superlative / Tourismus vereint Heimat, Kultur und einzigartige Landschaft als bedeutender Wirtschaftsfaktor

Bayern ist Weltklasse für Urlauber und das Tourismusland Nr. 1 in Deutschland. Der Freistaat bietet mit seiner einzigartigen Kulturlandschaft 45 staatliche Schlösser, Burgen und Residenzen, rund 1.250 Sammlungen und Museen und zahlreiche staatlich anerkannte Kur- und Erholungsorte. Zwei Nationalparks und 19 Naturparks machen 26,4% der Naturparkfläche in Deutschland aus. Zahlreiche Seen, Wander- und Radwege, Kletter- und Skigebiete im Freistaat bieten unvergleichliche Urlaubserlebnisse.

Mit über 44.500 gastgewerblichen Betrieben, rund 550.000 Gästebetten, 485 Campingplätze und 4.000 Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betrieben ist der Tourismus auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Bayern trägt rund 20% zur touristischen Wertschöpfung in Deutschland bei. Gerade im ländlichen Raum ist die Tourismusbrache zentraler Arbeitgeber, der auch eine Bleibeperspektive gibt. Jeder siebte Arbeitsplatz in Bayern hängt vom Tourismus ab. Rund 600.000 Beschäftigte ziehen ihr Einkommen vollständig aus der Branche.

2. Attraktiver Bauernhof- und Landurlaub in Bayern / Freistaat fördert Urlaub auf dem Bauernhof und Waldpädagogik / Kampagne zur Besucherlenkung „Respektiere deine Grenzen“

Bayerns einzigartige und vielfältige Landschaften ziehen jedes Jahr Millionen von Gästen an. Bauernhof- und Landurlaub sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil des bayerischen Tourismus. Gleichzeitig sind sie Imageträger für die Land- und Forstwirtschaft, Impulsgeber für die ländlichen Räume und tragen zur Existenzsicherung der Landwirtschaft bei.

Die Staatsregierung unterstützt daher Angebote wie Urlaub auf dem Bauernhof, Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität von Dörfern und Regionen, aber auch Waldpädagogik und innovative Regionalprojekte. Die Besucherströme bedürfen allerdings auch der Lenkung, um nicht zur Belastung in den Regionen zu werden und um den Erholungswert für unsere Gäste hochzuhalten.

Mit knapp 4.000 Betrieben und einer Kapazität von rund 50.000 Betten hat Urlaub auf dem Bauernhof eine große Bedeutung für den Tourismus. Bemerkenswert sind dabei die wachsende Professionalität und Qualität der Angebote. Dabei fördert der Freistaat Investitionen, die Fort- und Weiterbildung der Betriebe und den Verein „Blauer Gockel“, der Bauernhof- und Landurlaub vermittelt. Zusätzliche Bedeutung gewinnen neuerdings auch Stellplätze für Wohn- und Campingmobile auf den Bauernhöfen.

Die Waldpädagogik der Bayerischen Forstverwaltung stellt ein attraktives Bildungsangebot für Bürgerinnen und Bürger mit einem vielfältigen Jahresprogramm dar. Die bayernweit zwölf Walderlebniszentren sind spannende Ausflugsziele für Interessierte in jedem Alter, die das Verständnis für das Ökosystem Wald, die nachhaltige Forstwirtschaft, aber auch nachhaltiges Handeln vermitteln. Bayernweit gibt es zudem zahlreiche interessante Walderlebnispfade, die zur Erkundung des Waldes einladen.

Die Ländliche Entwicklung unterstützt die Kommunen im ländlichen Raum dabei, mit gemeindeübergreifenden Ansätzen ihr touristisches Angebot zu erkennen und zukunftsorientiert auszubauen. Vor allem kleineren Kommunen ermöglicht ein regionales Marketingkonzept eine gesteigerte öffentliche Präsenz. Eine gemeindeübergreifende Verbesserung des kulturellen und freizeitorientierten Angebots stärkt die Attraktivität der Region. Die Integrierte Ländliche Entwicklung unterstützt konzeptionell die Erweiterung des Freizeit- und Naherholungsangebots und legt damit die Grundlagen für eine stärkere Vernetzung innerhalb der Region. Die Dorferneuerung trägt dazu bei, lebenswerte Orte zu erhalten und so touristische Anziehungspunkte zu schaffen. Mit der Förderung von Kleinstunternehmern verbessert der Freistaat die Nahversorgung und steigert die Attraktivität in der jeweiligen Region.

Um die ländlichen Räume in Bayern attraktiv zu gestalten, ist das EU-Förderprogramm LEADER ein wichtiger Baustein und Motor. Der Tourismus hat den größten Anteil unter allen Themenbereichen. Die 1.167 Projekte im Sektor „Freizeit und Tourismus“ binden 64 Prozent der gesamten LEADER-Fördermittel. Sie reichen von Radwegkonzepten, modernen Infotafeln an belebten Ausflugzielen, 3D-Animationen bis hin zu kulinarischen Angeboten.

Die bayerischen Berge, Landschaften und Wälder verzeichnen stark anwachsende Besucherströme von Tagesausflüglern und Urlaubsgästen. Die Bewohner und Landbewirtschafter, die Weidetiere und die Natur sind davon betroffen und zunehmend belastet. Mit der Anfang Juli gestarteten Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ sollen die Konflikte reduziert und für Verständnis geworben werden. Ziel der Initiative ist es, zu sensibilisieren und Wissen über richtiges Verhalten in der Natur zu vermitteln.

3. Freistaat unterstützt digitale Transformation im Tourismus / Kompetenzaufbau, digitale Infrastruktur und Innovation bringen Tourismusstandort Bayern voran

Der anhaltende Trend in der Tourismuswirtschaft zu Information und Vermarktung in digitaler Form hat sich in Folge der Umbrüche durch die Corona-Pandemie massiv beschleunigt. Eine erfolgreiche digitale Transformation ist von zentraler Bedeutung für den Tourismusstandort Bayern und wird deshalb von der Staatsregierung kraftvoll unterstützt. Dazu zählen insbesondere folgende Maßnahmen:

  • Forcierter Kompetenzaufbau zur Digitalisierung und zu Open Data bei Tourismusakteuren. Die Kompetenzstelle Digitalisierung, eine Außenstelle der Bayern Tourismus Markleting GmbH mit Sitz in Waldkirchen, fungiert als zentraler Ansprechpartner für die anbieterneutrale Umsetzung digitaler Infrastrukturprojekte und informationsangebote in ganz Bayern. Davon profitieren alle Tourismusakteure im Freistaat – vom Wellnesshotel bis zum Ausflugsschiffer. Mit Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitscoachings werden insbesondere kleine Anbieter in die Lage versetzt, sich zu digitalisieren. Auch die Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit der Tourismusdestinationen wird gefördert.
  • Tragfähige Digital-Infrastruktur – Bayern Cloud Tourismus. Alle für das Tourismusmarketing und Destinationsmanagement in Bayern notwendigen Daten sollen auf einer einheitlichen Datendrehscheibe zur Verfügung stehen. Diese Bayern Cloud Tourismus wird Basis für innovative Anwendungen und Geschäftsmodelle sein, z.B. für Projekte der digitalen Besucherlenkung. Nach Abschluss der Pilotphase im dritten Quartal 2022 werden erste Anwendungen möglich sein. Die Staatsregierung wird das Projekt tatkräftig unterstützen – sowohl durch die Anbindung touristisch interessanter Datensätze aus anderen staatlichen Informationsangeboten an die Bayern Cloud Tourismus als auch durch gemeinsame Information über und Bewerbung des vielfältigen Datenangebots der öffentlichen Hand in Bayern.
  • Digitales Tourismusmarketing – moderne Kundenansprache und Besucherlenkung mittels Echtzeitdaten. Der Ausflugsticker Bayern ist ein wichtiges Instrument des Besuchermanagements und bietet Informationen zum Auslastungsstand bei Sehenswürdigkeiten und mögliche Alternativen an. Er wird sehr gut angenommen. Seit Ostern 2021 gab es 3,5 Mio. Aufrufe.
  • Digitale Innovationen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des bayerischen Tourismus. Die Staatsregierung fördert u.a. eine Chatbot-Lösung für Heilbäder und Kurorte, die die Suche nach passenden Gesundheitsangeboten ermöglicht, oder das Projekt Smart Health Cities, das digitale Gesundheitsanwendungen in den bayerischen Heilbädern und Kurorten entwickelt. Die bayerischen Heilbäder und Kurorte erhalten damit ein passgenaues Instrument zur digitalen Kundenbetreuung vor – während und nach einem Gesundheitsurlaub.
  • Freistaat treibt Digitalisierung im ländlichen Raum als Grundlage für modernes Lebensraummanagement voran. Fünf Modellprojekte des Digitalen Dorfs Bayern sollen mit „Digitalisierung zum Anfassen“ Einheimischen wie Gästen den Alltag erleichtern, den ländlichen Raum als Wohn- und Wirtschaftsraum weiterentwickeln und die Attraktivität der Standorte erhöhen. Das im April 2017 begonnene Projekt wird von der Staatsregierung mit insgesamt 13 Mio. Euro unterstützt. Mit dem heutigen Beschluss sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Digitalen Dorf Bayern weiter in die Fläche und an die Kommunen heran getragen werden.

4. Bund muss Rahmenbedingungen für den Tourismus verbessern / Planungssicherheit für Corona-Reglungen im Winter / Grenzüberschreitende Wettbewerbsfähigkeit / Dauerhafte Steuersenkungen / Vereinfachter Zuzug für Arbeits- und Fachkräfte für Tourismusbranche

Der Tourismus hat wie kaum eine andere Branche unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten. Auch wenn sich die Lage der Branche in den vergangenen Wochen und Monaten gebessert hat, ist die Situation für viele Betriebe nach wie vor angespannt.
Das liegt vor allem auch an den aktuellen Herausforderungen des gewachsenen Fach- und Arbeitskräftemangels sowie der stark steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen im Tourismus ist eine Unterstützung der Betriebe durch zielgerichtete Anpassungen der rechtlichen Rahmenbedingungen unerlässlich. Diese sind vornehmlich vom Bund festzulegen. Die Staatsregierung fordert deshalb eine Verbesserung der bundesrechtlichen Rahmenbedingungen für den Tourismus:

  • Corona: Der Bund muss der Tourismuswirtschaft trotz der unwägbaren Pandemiesituation im Winter möglichst weitgehende Planungssicherheit geben. Das geht nur mit einem klaren bundesrechtlichen Rahmen.
  • Grenzüberschreitende Wettbewerbsfähgikeit: Der Bund muss für die Tourismuswirtschaft vergleichbare Wettbewerbsbedingungen mit der Branche in den europäischen Nachbarländern herstellen.
  • Steuern: Der Bund muss steuerliche Nachteile für die Tourismuswirtschaft beseitigen, insbesondere durch dauerhafte Entfristung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent für Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen unter Einbeziehung von Getränken.
  • Arbeits- und Fachkräftemangel: Ankündigen reicht nicht. Der Bund muss seinen Teil zur Entspannung des Arbeits- und Fachkräftemangels in den besonders betroffenen touristischen Branchen beitragen. Insbesondere muss die Bundesregierung jetzte ihre Ankündigungen zum vereinfachten Zuzug von Arbeitskräften aus Drittstaaten im Gastgewerbe im Rahmen der bereits bestehenden Möglichkeiten und durch Befreiung der Auszubildenden von der Versteuerung und Sozialversicherungspflicht für freie Unterkunft als Sachbezug umsetzen.

Bericht: Bayerische Staatskanzlei

Foto: Hötzelsperger – Schloss Herrenchiemsee


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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