Gesundheit & Corona

Interview mit dem Chiemsee-Kasperl im Corona-Lockdown

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

77 Tage durfte der Chiemsee-Kasperl wegen der Corona-Pandemie im Frühjahr/Sommer nicht auftreten. Seit November ist er schon wieder im Lockout. Selbst wenn es im Januar wieder weitergehen sollte,  ist das insgesamt ein knappes halbes Jahr ohne Vorstellungen. Wir haben mit dem Bayerischen Kasperl gesprochen, wie er fast 6 Monate Auftrittsverbot erlebt …

Redaktion: Kasperl, wie geht’s dir denn im Lockdown?

  • Tja, Krawuzzi Bambuzzi, das war schon eine schwere Zeit. Normalerweise sind wir ja ab Frühjahr fast jeden Tag unterwegs und treten irgendwo auf. Das war plötzlich alles ganz anders. Wir haben unser Quarantäne-Quartier bezogen (der Probenraum von Oberkasperl Stephan Mikat – Anmerkung der Redaktion) und durften nur ab und zu ein Video drehen oder neue Stücke proben. Dabei mögen wir das Proben gar nicht so gerne, weil uns da einfach das Lachen der Kinder fehlt.

Redaktion: Und ihr habt unerwartet Konkurrenz von politischer Seite bekommen?

  • Nein, das darfst Du so nicht sehen. Wir haben keine Konkurrenz – wir sind die Konkurrenz!

Das haben ja sogar unsere Nachbargemeinden gemerkt. Da gibt’s seit der Kommunalwahl nicht einmal mehr ein politisches Kasperltheater. stimmt, jetzt wenigstens springen unsere Bundes- und Landespolitiker ein. Aber ich sag immer, keine Kopie ist so gut, wie das Original.

Redaktion: Du hast aber bei der Politik lautstark protestiert und auch einen bösen Brief geschrieben?

Ich habe einen offenen Protestbrief an die Abgeordneten geschickt sogar angedroht, eine Demo anzumelden. Da sind die Politiker ganz schön erschrocken. Im Nachhinein wäre es aber wohl besser gewesen, ein Kasperltheater in den Kurparks oder Fußgängerzonen zu erlauben, als die Aufmärsche der Querdenker mit Aluhüten.

Redaktion: Kasperl, Du bist schon ein Schelm… Ist euch in der Corona-Zwangspause nicht langweilig geworden?

Ja, das war schon schwer, aber wir haben uns beschäftigt. Benediktus Krapfenklau, unser Räuber im Ensemble, hat zuerst damit begonnen, unsere Socken zu klauen und zu verstecken und als das auch nix mehr Neues war, hat er einen Schneeschaufel-Kurs angefangen. Die Hexe hat dazu extra Kunstschnee gezaubert. Leider war der unsichtbar und schwerelos. Der Wachtmeister hat zu nähen begonnen und der Zauberer hat einen Back Kurs gemacht. Zusammen haben wir dann Plätzchen gebacken. Außerdem habe ich begonnen meine neue Kasperlgeschichte zu entwickeln.“

Redaktion: Dann dürfen wir uns nach dem Lockdown wieder auf eine echte Kasperl-Premiere freuen?

  • Ja eigentlich hatte Christina Pfaffinger, die Geschäftsführerin des Chiemsee-Alpenland-Tourismus die Idee, dass wir zur Landesausstellung auf Schloss Herrenchiemsee doch ein Kasperltheaterstück beitragen sollten. Die Landesausstellung wurde zwar Corona bedingt nach Regensburg verlegt, aber die Idee einer Geschichte, die in Schloss Herrenchiemsee spielt, werden wir 2021 auf die Bühne bringen. Nur mehr darf ich noch nicht verraten.

Redaktion: Was fehlt dir denn jetzt in der Vorweihnachtszeit am meisten?

Ja die Kinder fehlen mir natürlich am meisten. Letztes Jahr haben auf Weihnachtsmärkten Open Air gespielt (z. B. in Chieming Stöttham), durften wir in Einkaufszentren auftreten (Stadtcenter Rosenheim) und am schönsten war das „Warten aufs Christkind“ in Prien. Dieses Jahr haben uns die Landratsämter Rosenheim und Traunstein zwar im Frühsommer eine Ausnahmegenehmigung für Auftritte im Freien gestattet. Zur Weihnachtszeit wurden uns diese Kasperl-Open-Airs leider verweigert.  Aber wir haben im Sommer haben wir trotz strenger Hygienekonzepte so positive Reaktionen bekommen und gerade die Freiluft-Veranstaltungen waren kasperlmäßig-stark gefragt. Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir 2021 zwar weiter in unserem Kasperl-Stammhaus in Bernau am Chiemsee auftreten werden, aber genauso ein neues Freiluft-Konzept entwickeln wollen und unsere Bayerische Kasperltour 2021 viel im Freien stattfinden wird. Dazu bekommen wir sogar eine neue mobile Kasperlbühne. Da freue ich mich schon drauf!

Redaktion: Wie kann man den Karten fürs Kasperltheater zu Weihnachten verschenken?

Na ganz einfach über unsere Homepage www.chiemsee-kasperl.de. Da gibt’s Gutscheine für unsere Vorstellungen, aber auch Kasperltassen zu bestellen. Außerdem  gibt’s Infos, wie der Kasperl zum Kindergeburtstag eingeladen werden kann.

Fotos: Stefan Mikat, Ober-Kasperl


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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