Es gibt wenige Rennen im Radsport, die einen größeren Namen haben als die Flandernrundfahrt. Erstmals 1913 ausgetragen, gehört der belgische Klassiker heute zu den wichtigsten Eintagesrennen – und wird neben Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt nicht ohne Grund zu den fünf Monumenten des Radsports gezählt. Dementsprechend bedeutungsvoll ist auch die U19-Variante der Flandernrundfahrt, die am Sonntag ausgetragen wurde: Über 114 Kilometer führte sie wie die Profiversion über zahlreiche Kopfsteinpflaster-Passagen und die für die Region so typischen kurzen, steilen Anstiege. Ein internationales Starterfeld mit rund 150 Fahrern aus den Benelux-Ländern, Großbritannien und Norwegen untermauerte den hohen Stellenwert des Rennens.
Das Team Auto Eder reiste direkt aus dem österreichischen Ötztal an, wo man unter besten Bedingungen ein einwöchiges Teamtrainingslager zur Vorbereitung auf die nächsten Saisonhöhepunkte abgehalten hatte. An den Start gingen sechs Teamsportler: Duarte Marivoet (Belgien), Martin Bárta (Tschechien), Mathieu Kockelmann (Luxemburg), Romet Pajur (Estland), Max Bock und Matteo Groß (beide Deutschland).
Die Flandernrundfahrt begann von Beginn an hektisch: Schon früh im Rennen konnten sich mehrere Fahrer lösen, sodass nach dem ersten Renndrittel eine zehnköpfige Fluchtgruppe in Front lag. Da sich zu diesem Zeitpunkt kein Auto-Eder-Fahrer an der Spitze befand, begannen die Fahrer der oberbayerischen Equipe, die Verfolgungsarbeit zu organisieren. Als der Vorsprung der Spitzenreiter dennoch auf 2:25 Minuten anstieg, war es schließlich der Teamfahrer Romet Pajur, der nach einer beherzten Attacke aus dem Hauptfeld heraus gemeinsam mit drei weiteren Athleten zur Spitzengruppe aufschloss.
Nach weiteren Attacken lagen 15 Kilometer vor dem Ziel nur noch acht Fahrer in Führung, die schließlich den Sieg unter sich ausmachten. Das Finale entwickelte sich dann zu einem Ausscheidungsfahren, wobei Romet es schaffte, mit den Führenden auf die Zielgerade in Oudenaarde einzubiegen. Hier bewies der junge Este einmal mehr, dass er zu den schnellsten Sprintern im Junioren-Peloton zählt, und sicherte sich den Sieg mit zwei Radlängen Vorsprung vor Menno Huising (Niederlande) und Noa Isidore (Frankreich).
Die nächsten Rennen für die Fahrer des Team Auto Eder sind nun die Tour du Pays de Vaud in der Schweiz, die mit den Nationalmannschaften bestritten wird. Am 4. Juni findet im Anschluss der von den Tour-de-France-Veranstaltern organisierte Eintagesklassiker La Classique des Alpes Juniors statt, der als das wichtigste Eintagesrennen im Juniorenradsport gilt.
Ergebnis
- 1 PAJUR Romet Team Auto Eder 2:50:07 Stunden
- 2 HUISING Menno Willebrord Wil Vooruit gl. Zeit
- 3 ISIDORE Noa MIX 1 gl. Zeit
- 4 VAN DER MEULEN Max Willebrord Wil Vooruit + 0:06 Minuten
- 5 SERVRANCKX Gauthier Cycling Team Luc Wallays gl. Zeit
Stimmen im Ziel
„Ich bin schon mit einem guten Gefühl an den Start gegangen. Das Rennen war allerdings alles andere als einfach. Glücklicherweise konnte ich mich in der Spitzengruppe platzieren, die am Ende auch das Rennen unter sich ausmachte. Im Sprint hatte ich dann die schnellsten Beine. Nach meinem zweiten Platz bei Paris-Roubaix nun die Flandernrundfahrt der Junioren gewinnen zu können, bedeutet mir sehr viel. Das Rennen hat so einen großen Namen – dementsprechend stolz bin ich.“ – Romet Pajur
„Das heutige Rennen war sicherlich unser bisher schwierigstes in diesem Jahr. Zur Rennmitte lag eine zehnköpfige Spitzengruppe in Führung, leider ohne Team-Beteiligung. Danach konnten wir das Rennen allerdings drehen, was vor allem der starken Performance von Romet zu verdanken war. Er hat heute eine Weltklasse-Leistung gezeigt und am Ende auch verdient gewonnen. Für uns als Team bedeutet dieser Sieg sehr viel, schließlich ist es das erste Monument, das wir in diesem Jahr gewinnen konnten – und der erste Sieg für das Team Auto Eder bei der Flandernrundfahrt überhaupt.“ – Christian Schrot, Sportlicher Leiter
Bericht und Foto: Team Auto Eder