Es begann ganz klein. Bei der Vereinsgründung des Kanu-Clubs Kiefersfelden waren es gerade mal zwölf Männer, die sich am 13. April 1983 im Gasthaus „Baumerhäusl“ trafen und sich vor allem durch eines verbunden fühlten: Die Liebe zum Wasser und dem Kanufahren. Wobei auch da die Interessen so unterschiedlich waren wie die Altersgruppen, die sich im Gründungsjahr zusammenfanden.
Die einen wollten lieber Wildwasserfahren, die anderen bevorzugten das sogenannte Kanuwandern. Und so splitteten sich die Mitglieder des Vereins im Laufe der Jahre auf: Die ruhiger orientierten Paddler gingen ihrer Leidenschaft auf Flüssen wie Inn, Alz, Ziller und Co. nach, die meist jüngeren Kanuten zog es in wildere Gewässer. Sie stürzten sich in die Fluten der Wildbäche der Region und kämpften sich durch Kieferbach, Tiroler Ache, Kelchsauer- und Windauer Ache sowie die Brandenberger Ache.
Was viele neu hinzugekommene Kajak- und Kanufahrer:innen gar nicht mitbekommen haben: Zu Beginn hatte der Verein nicht einmal eigene Boote – die mussten erst einmal organisiert werden. Auch ein Vereinsheim gab es damals noch nicht. Nach einigen Jahren kamen die Leute vom Kanu-Club Kiefersfelden im alten Zollhaus am Wachtl unter, inzwischen befindet sich das Domizil des Vereins am Inn auf einer Schrebergartenparzelle. Dort erfreuen sich die Mitglieder an einem gemütlichen Vereinsheim samt Bootslager. Obwohl hier vieles von den Kanut:innen in kostenloser Eigenleistung auf die Beine gestellt wurde, übernahm die Gemeinde Kiefersfelden die Kosten für den Rohbau und handelte im Zuge dessen einen Deal aus: Als Gegenleistung für die Bereitstellung des Grundstückes und des Gebäudes wurde der Verein verpflichtet, den Fährbetrieb der Gemeinde an Wochenenden und Feiertagen unentgeltlich zu übernehmen.
Gerade der Dienst an der Fähre machte den Verein in und um Kiefersfelden noch ein Stückchen bekannter – schließlich kommt man bei so einer Überfahrt immer wieder mit Fahrgästen ins Gespräch. Inzwischen zählt der Kanu-Club Kiefersfelden rund 100 Mitglieder.
Unter ihnen hat sich eine kleine Wildwassergruppe gebildet, die sich regelmäßig zum Paddeln trifft und bei allem Engagement und Ehrgeiz vor allem den Spaß in den Vordergrund stellt. „Wir sind dabei eher keine Extremfahrer, sondern es steht der Spaß, bei moderaten Schwierigkeiten von WW2-4 im Vordergrund und natürlich das Gruppenerlebnis mit gemeinsamem Camping, Lagerfeuer und ähnlichem“, lässt der Verein wissen. Dabei trainieren die Wildwasser-Paddler nicht nur im freien Gelände. Das obligatorische Indoor-Training im Hallenbad Innsola gehört bei ihnen selbstverständlich dazu, denn eine geschmeidige Eskimo-Rolle will gelernt sein und ist beim Wildwasserfahren ein wesentlicher Bestandteil.
Was die Faszination des Kanusports ausmacht, ist nicht nur das Paddeln an sich. Ein großer Reiz – auch für die Mitglieder des Vereins – ist es, sich in fremde Gewässer zu wagen. Deshalb sind gemeinsame Reisen zu entfernteren Paddelzielen ein wichtiger Punkt, wieso so viele Kanut:innen inzwischen dabei sind. Die Wildwasserfahrer haben schon die Soca in Slowenien und die Salza in der Steiermark befahren und inzwischen auch schon auf Flüssen und Bächen in Ländern wie Italien, Schweiz, Frankreich, Tschechien und auch auf Korsika das Paddel geschwungen.
Auch die Wandergruppe hat mittlerweile das Reisen für sich entdeckt – hier paddelten die Kanut:innen unter anderem schon auf dem Bodensee, in Istrien und um die Insel Losjini sowie an weiteren Zielen in der Kvaerner Bucht. Inn und Donau zählen sowieso zu den festen Bestandteilen des Jahresprogramms. Ein Highlight, das der Club in seiner Vereinschronik nicht unerwähnt lassen will: Mitglied Dieter Berndanner nahm 2009 an der TID (Tour Internationale Danubien) teil und paddelte die Donau vom Ursprung bis zu Mündung ins schwarze Meer über 2900 km an einem Stück. Es muss also nicht immer der Inn sein – wobei es durchaus unattraktivere Flüsse gibt, um sich aufs Wasser zu wagen.
Über die Sommermonate finden wieder wöchentliche Trainingsabende statt, immer donnerstags ab 18:00 Uhr im Vereinsheim am Inn.
Weitere Infos finden alle Interessierten unter www.kc-kiefersfelden.de.
Text: af – Bilder: Thorsten Weigelt / KC Kiefersfelden
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de
