Ukraine- & Nothilfe

„Gottesdienst der Nationen“ im Zeichen der Vielfalt und Einheit

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Kardinal Reinhard Marx hat bei der Feier des traditionellen „Gottesdienstes der Nationen“ zum Abschluss der bundesweiten Interkulturellen Woche ein leidenschaftliches Plädoyer für eine offene Gesellschaft gehalten. „Es ärgert mich, wenn der Begriff Willkommenskultur heute negativ besetzt ist“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Sonntagabend im Münchner Liebfrauendom. Menschen flüchteten auch vor Gewalt und Terror, erinnerte er. „Diese Menschen kommen zu uns: Was wären wir ohne sie!?“

„Das Evangelium kennt keine Grenzen von Nation und Kultur“, mahnte Marx. „Immer wieder werden Brücken gebaut, alle sind Ebenbilder Gottes.“ In diesem Sinne bedeute katholisch sein, offen zu sein und bereit zu sein für die Welt und für alle Nationen. Wenn dagegen, wie aktuell angesichts der Parlamentswahlen in Österreich, die Rede davon sei, dass Festungen gebaut werden sollten, sei das keine Lösung. Vielmehr gelte es wie Papst Franziskus eine Zukunftsvision zu entwerfen, dass alle Menschen Brüder und Schwestern seien. Die Grundlage, um einen solchen „Weg der Vielfalt in Einheit“ zu gehen, sei Respekt. „Vielfalt kann gelingen“, zeigte sich der Kardinal überzeugt, „das macht die Einheit reicher und schöner“. Ohnehin sei die Menschheitsgeschichte auch immer eine Geschichte der Migration gewesen. „Wie könnten wir Europa verstehen ohne die Begegnung von Kulturen und Sprache?“, fragte er. „Europa ist ein sehr spezieller Kontinent: offen und neugierig für Neues, wo Migration lange eine Selbstverständlichkeit war.“

Marx erneuerte seine fünf Elemente umfassenden Grundlagen einer christlichen Willkommenskultur. Demnach müsse jeder und jede, der oder die an eine EU-Außengrenze komme, menschenwürdig behandelt werden und ein faires Verfahren bekommen. Niemand dürfe zurückgeschickt werden, wenn er oder sie dort an Leib und Leben bedroht werde. „Wir müssen alles tun, dass das Mittelmeer nicht zur Todesfalle wird“, forderte er, „und vieles tun, damit die Menschen in Frieden leben und in ihren Ländern bleiben können“. Der Erzbischof unterstrich: „Das ist die Grundlage einer christlichen Willkommenskultur!“ Er bekannte: „Ja, ich sage Ja zur Willkommenskultur!“

Musikalisch wurde die Messfeier in diesem Jahr von der Italienischen Katholischen Gemeinde München gestaltet, die Kollekte geht an die italienische Caritas zur Unterstützung von Bootsflüchtlingen. Der internationalen Gemeinschaft im Erzbistum gehören mehr als 300.000 Katholikinnen und Katholiken anderer Muttersprachen an. Die Interkulturelle Woche (IKW) findet seit 1975 immer Ende September statt. Die Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie wird unter anderem von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Migrantenorganisationen und Bildungsträgern unterstützt und mitgetragen. Der bundesweite Auftakt wurde heuer am 21. September in Saarbrücken gefeiert. (uq)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger

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Toni Hötzelsperger

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