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Fischbachau: Therapiehund Emma – Treu an der Seite

Für einige Menschen in Ungarn war Emma nichts wert. Die Hundedame sollte sterben und war bereits auf einer Tötungsstation. Dann kamen Hans Schenk aus Fischbachau und seine Frau. Sie nahmen Emma bei sich auf und retteten so nicht nur ihr Leben, sondern sorgten dafür, dass dadurch vielen Menschen geholfen werden konnte. Denn als Therapiehündin ist Emma mittlerweile an immer mehr Orten im Einsatz: In Behindertenheimen, auf Palliativstationen, in Seniorenheimen, Schulen, Kindergärten und Kliniken. Das war anfangs gar nicht so geplant. Emma sollte nämlich in erster Linie ihrem neuen Besitzer wieder auf die Sprünge helfen.

Hans Schenk hatte 2018 einen Schlaganfall und seine Frau befand: Ein Hund muss her! „Das war mir gar nicht so recht“, erzählt Schenk. „Denn das bedeutete Verantwortung, jeden Tag raus gehen, sich kümmern. Egal, ob man nun Lust hat oder nicht.“ Schließlich siegten die Vernunft und seine bessere Hälfte. Über die Organisation „Ein Herz für Ungarnhunde“ kamen die Schenks an Emma.

In der Hundeschule wurde dann schnell klar, dass diese Mischlingshündin etwas ganz Besonderes ist und mehr kann als nur „Platz“, „Sitz“, „Bleib“. Inzwischen hat Emma mehr Ausbildungen hinter sich, als so manche Karrieretypen. „Da hat sie bei Angela Tang in München eine super Ausbildung gehabt“, sagt Hans Schenk. Nach dem Lehrgang zum Begleithund folgten noch Ausbildungen zur Gerontologie, Therapiehund, Trauerbegleitung und Lesehund. Gerade Letzteres unterstreicht die spezielle Begabung, die Emma hat. Sie stellt keine Erwartungen oder Ansprüche, sondern ist einfach nur da. Hans Schenk erzählt: „Bei Menschen, die Probleme mit dem Schreiben und Lesen haben, liegt Emma nur daneben, sucht den Körperkontakt und hört zu. Wenn die betreffende Person dann aufhört zu lesen oder für einige Zeit ins Stocken gerät, stupst der Hund sie leicht wieder an und fordert sie auf, weiterzumachen.“

Die Voraussetzung für eine gelungene Therapie ist stets das bedingungslose Vertrauen zwischen Hund und Hundehalter. „Emma und ich kommunizieren im Stillen, ohne irgendwelche Kommandos“, sagt Schenk. „Sie schaut mich an und vergewissert sich in bestimmten Situationen, ob sie denn nun auf den entsprechenden Patienten zugehen soll oder nicht.“

Viele Therapien sind für die Patienten am Anfang gar nicht als solche zu erkennen. Schenk berichtet vom Besuch einer Klinik für Suchtkranke in Kiefersfelden. „Da bin ich mit Emma durch den Flur gegangen und habe sie nach Rücksprache mit dem Patientenbetreuer angewiesen, „rein zufällig“ in das entsprechende Zimmer zu gehen.“ Hans Schenk geht dann mit einer Entschuldigung hinterher und sagt: „Oh, tut mir leid, dass der Hund jetzt einfach so in ihr Zimmer gegangen ist.“ Fast immer kommt da ein „nein, das macht doch nichts“. So bricht das Eis zwischen Hund und Patient auf ganz natürliche Weise. „Oft ist es so, dass sich Menschen gegen eine Therapie am Anfang verschließen. Da muss es eben wie Zufall aussehen“, sagt Schenk.

Andere Termine sind dagegen geplant und gut vorbereitet. Die Besuche in Schulen oder Kindergärten zum Beispiel. Hier geht es darum, dass Kinder Hunde verstehen lernen und erkennen, wie und warum ein Tier in entsprechenden Situationen reagiert. So werden oft unbegründete Ängste abgebaut. „In der Schweiz ist so etwas sogar Pflicht“, erzählt Schenk. Ebenfalls hoch im Kurs steht das Waldbaden mit Emma. Einfach mit dem Hund in den Wald gehen und die Stille gemeinsam genießen und auf sich wirken lassen. Das hilft nicht nur den Menschen, sondern auch Emma. Schließlich hat sie selbst einiges erlebt und zu verarbeiten. „Ihr wurde in Ungarn der halbe Kopf eingeschlagen“, berichtet Schenk. „Dass sie den Menschen trotzdem so vertraut, ist schon einzigartig.“

Text: af – Bilder: Hans Schenk

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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