Kirche

Erzdiözese: „Tradition, Konzentration, Innovation“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In einem Gesamtstrategieprozess entwickelt die Erzdiözese München und Freising Leitlinien für ihr Handeln und prüft, wie sie mit ihrem Angebot in den verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern die Erfüllung ihrer Grundaufträge noch wirksamer gestalten kann. Es bestehe eine „moralische Verpflichtung, die Ressourcen, die da sind, sinnvoll einzusetzen“, sagte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, bei der Auftaktveranstaltung zu dem Gesamtstrategieprozess am Samstag, 26. September, in München. Als Leitworte nannte der Kardinal „Tradition, Konzentration, Innovation“.

Gerade im Erzbistum München und Freising komme man „aus einer großen Tradition, und natürlich möchten viele alles festhalten“. Dies sei aber eine „kurze Sicht“, gab Marx zu bedenken. Es könne nicht angehen, „nur Ressourcen zu erhöhen, um Altes zu erhalten“. Es sei natürlich wichtig, „das Vergangene mit Wertschätzung anzuschauen“, aber man lebe in einer Zeit der beschleunigten Veränderungen, in der es darauf ankomme, die „Mittel, die uns gegeben sind, rational einzusetzen“. Dies sei in der Vergangenheit „in der Kirche in Deutschland nicht immer konsequent“ erfolgt, räumte Marx ein. Umso wichtiger sei es, nun zu einer „Gesamtstrategie zu kommen, einem Bild für das ganze Erzbistum“, nicht nur für einzelne Teile: „Wo können wir Prioritäten setzen, wo Ressourcen, Personen und Finanzen mittelfristig und langfristig einsetzen, bei der klaren Erkenntnis, dass diese Ressourcen kleiner werden?“ Bei der Beantwortung dieser Frage habe man „nicht unendlich viel Zeit“.

Zentral sei die Wirksamkeit bei der Erfüllung des kirchlichen Auftrags – „in der konkreten Situation das Reich Gottes zu bezeugen, durch unsere Worte, unser Leben, durch die Feier der Sakramente, durch Seelsorge, durch Bildung, durch Caritas“. Es gehe nicht darum, einfach nur zu sparen und abzuschaffen: „Wir brauchen vielmehr Konzentration und eine klare Ausrichtung – wo sollen die Ressourcen hin? Und wir brauchen Ideen: Wo ist das Neue, das wir aufbauen möchten?“ So habe es in der Vergangenheit bereits verschiedene Einzelprojekte gegeben, die allerdings „bisher nebeneinander herliefen, ohne dass sich ein Gesamtzusammenhang“ ergeben habe. Nun sei es nötig, die Erfahrungen „der Vergangenheit nicht zur Seite zu schieben“, aber „neu auszurichten, neu zu orientieren“ hin auf eine Gesamtstrategie: „Wir brauchen Zusammenhalt und einen nachvollziehbaren Rahmen, innerhalb dessen plausibel wird, wo wir in Zukunft hingehen.“

Mit dem einjährigen Prozess stellt sich die Erzdiözese einem rasanten gesellschaftlichen Wandel mit großen Auswirkungen auf das kirchliche Leben. Laut Generalvikar Klingan soll im Prozess „gemeinsam herausgearbeitet werden, wie wir in den Herausforderungen unserer Zeit als Kirche wirksam, biblisch gesprochen fruchtbar‘, unseren Auftrag erfüllen können“. Hier seien letztlich alle Getauften gefragt, sich einzubringen. „Ganz besonders zählen wir auf die vielen Ehren- und Hauptamtlichen, die die Kirche durch ihr Engagement mitgestalten und durch verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus den Gremien und Institutionen der Erzdiözese maßgeblich in dem Gesamtstrategieprozess mitwirken werden“, so Klingan. Vor diesem Hintergrund wurde auch das Motto für den Gesamtstrategieprozess gewählt: „Wirkung entfalten + Kirche gestalten.“

Grundlage für die Arbeit ist zunächst eine Analyse, in der geprüft wird, welche Angebote die Menschen von der Erzdiözese erwarten. Dazu wird es unter anderem eine Befragung durch ein Marktforschungsinstitut geben, die die Wahrnehmung der Angebote der Erzdiözese erheben wird und auch verdeutlichen soll, bei welchen Angeboten die Erzdiözese bereits eine besondere Kompetenz besitzt. Menschen, die in der Kirche aktiv sind, ihr nahestehen, werden ebenso befragt werden wie Fern- oder Außenstehende. Zudem sollen in dieser Phase bereits vorliegende Konzepte und Arbeitsergebnisse der vergangenen Jahre in den Prozess einfließen. Die Angebote der Erzdiözese werden in Arbeitsfelder gruppiert und die jeweils eingesetzten Ressourcen erfasst.

Anschließend, etwa zum Jahreswechsel, beginnt in den einzelnen Arbeitsfeldern die Ausarbeitung des strategischen Zielbildes. Beleuchtet werden beispielsweise die Zielgruppen der Angebote, die inhaltliche Profilierung, das Verhältnis von Ehrenamt und Hauptamt, die Struktur der Angebote in einem Arbeitsfeld, der Einsatz von Ressourcen sowie Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation. In den Arbeitsgruppen sollen möglichst vielfältige Perspektiven zum jeweiligen Arbeitsfeld zusammenkommen. Dazu werden Personen, die die kirchlichen Angebote wahrnehmen, ebenso wie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende beteiligt. Die Zielbilder und erste Optimierungsvorschläge, die in den einzelnen Arbeitsgruppen erarbeitet wurden, werden anschließend zusammengeführt und abgeglichen.

An einem ersten ausgewählten Beispiel soll anschließend das auf diese Weise neu erarbeitete strategische Leitbild konkretisiert und umgesetzt werden. Diese Erprobung des Leitbilds in der praktischen Anwendung bildet zugleich den Abschluss des einjährigen Gesamtstrategieprozesses und den Auftakt zur Umsetzung seiner Ergebnisse, die in den kommenden Jahren in allen Arbeitsfeldern der Erzdiözese erfolgen soll.

Auftraggeber für den Prozess ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Das zentrale Steuerungs- und Entscheidungsgremium, der Lenkungskreis, wird geleitet von Generalvikar Christoph Klingan und setzt sich zusammen aus Amtschefin Stephanie Herrmann, Finanzdirektor Markus Reif, Armin Wouters, Leiter des Ressorts „Strategie und Grundsatzfragen“ im Erzbischöflichen Ordinariat München, Weihbischof Bernhard Haßlberger, Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese, sowie Katharina Maier, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats. Fragen zu Gestaltung und Ablauf sowie zu Beteiligungsmöglichkeiten können per E-Mail an strategieprozess@eomuc.de gerichtet werden. Nähere Informationen finden sich auch unter www.erzbistum-muenchen.de/strategieprozess. Die Erzdiözese wird bei der Gestaltung und Durchführung des Gesamtstrategieprozesses von einem im kirchlichen Bereich erfahrenen Team der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) begleitet, das jedoch keinen inhaltlichen Einfluss auf den Prozess nimmt.

Zu der Auftaktveranstaltung kamen rund 60 Vertreterinnen und Vertreter zentraler Gremien der Erzdiözese im kirchlichen Tagungshaus Salesianum zusammen. Unter anderem waren eingeladen die Mitglieder des Bischofsrats und der Ordinariatskonferenz, Vertreter der Dekane und des Priesterrats, des Diözesanrats, der unterschiedlichen pastoralen Berufsgruppen, der Ordensgemeinschaften, der kirchlichen Jugendarbeit, der Erwachsenenbildung und der Caritas. Nach einer Ansprache des Erzbischofs informierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Ziele, Ablauf und Struktur des Prozesses. In Kleingruppen formulierten sie erste Erwartungen an den Prozess sowie seine Ergebnisse und benannten zentrale kirchliche Handlungsfelder, denen sich der Prozess widmen soll. In einer Podiumsdiskussion mit Generalvikar Christoph Klingan, Katharina Maier, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats, sowie Florian Kaufmann, Projektleiter bei PwC, wurden Fragen zum Prozess geklärt und Impulse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer besprochen. Mit einem Gottesdienst mit Kardinal Marx in der benachbarten Pfarrkirche St. Wolfgang wurde die Auftaktveranstaltung abgeschlossen. (gob/ck)

Bericht und Foto: Erzbischöfliches Ordinariat

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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