76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und im Gedenken an den 100. Geburtstag von Sophie Scholl warnt Kardinal Reinhard Marx davor, geschehenes Unrecht zu vergessen. Es gebe „sehr gute Gründe, an diese Zeit zu erinnern und dankbar zu sein für den Einsatz der Menschen, die der Übermacht von Gewalt, Unrecht und Krieg widerstanden haben“, sagt der Erzbischof von München und Freising in einem Radiobeitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks, der am Samstag, 8. Mai, gesendet wird. Der Kardinal ermuntert dazu, „dankbar auf über sieben Jahrzehnte zu blicken, in denen wir in unserem Land in Frieden und Freiheit leben dürfen“. Zugleich erinnert er an den steten Auftrag, „dass wir uns in unserem Denken, im Reden und im Handeln entschieden zeigen und für die Werte eintreten, die Garant von Frieden und Demokratie sind“.
Marx fordert „aus christlicher Überzeugung“ und mit Blick auf die Menschenrechte „die unbedingte Anerkennung der Würde des Menschen, aller Menschen“. Aus dieser Forderung, die nicht oft genug betont werden könne, leite sich „auch ein Handeln in Politik und Gesellschaft ab, das von Freiheit und Verantwortung gleichermaßen bestimmt ist“. Die Anerkennung der Würde des Menschen verpflichte dazu, „jeder menschenverachtenden Rede, jeder populistischen Ideologie, Antisemitismus, Extremismus, Rassismus und falsch verstandenem Nationalismus entschieden entgegenzutreten“. Anlässe für den Widerstand gegen Unrecht gebe es „leider viel zu viele, auch in unseren Tagen“.
Mit Blick auf Europa gelte, dass nicht das Trennende und Unterscheidende in den Vordergrund gestellt werden solle, stattdessen sei „stets das Verbindende zu suchen und das Gemeinsame des Menschlichen zu stärken“. Diese Haltung brauche „immer wieder neu eine bewusste Entscheidung, damit wir ohne Angst und mit großer Hoffnung diese Welt gestalten können“, so Marx. (hs)
Hinweis: Der Radio-Beitrag von Kardinal Marx wird am Samstag, 8. Mai, um 17.55 Uhr im zweiten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks gesendet.
Beitrag: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger