Gesundheit & Corona

BBV-Landfrauen: So kann Gesellschaft gestärkt aus der Krise hervorgehen

Die Corona-Pandemie war und ist für alle eine große Herausforderung – für landwirtschaftliche Betriebe und für die Gesellschaft insgesamt. Sie zeigt Defizite auf und bietet gleichzeitig die Chance, Lösungen nachhaltig zu gestalten.

„Die Pandemie hat unseren Alltag verändert und Fragen der Lebensmittelversorgung aus regionaler Produktion, der Wertschätzung der Berufe im Care- und Hauswirtschaftsbereich, der Digitalisierung sowie der Alltagsorganisation und der praktischen Haushaltsführung – sprich der Alltagskompetenzen – neue Bedeutung verliehen. Damit unsere Gesellschaft aus dieser Krise gestärkt hervorgeht, sind dem Landesvorstand der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband vier Punkte besonders wichtig“, sagt Landesbäuerin Anneliese Göller.

Wertschätzung für regionale Lebensmittel muss erhalten bleiben

Die Corona-Pandemie macht deutlich, wie wichtig die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln in Krisenzeiten ist. „Die Menschen haben es wieder zu schätzen gelernt, auf regionale Produkte zurückgreifen zu können“, sagt Göller. Die Landfrauen im BBV fordern, dass sich diese Wertschätzung auch in politischen Entscheidungen widerspiegelt. Das Ziel 50 Prozent regionale Produkte bzw. regionale Bio-Produkte in der Außer-Haus-Verpflegung müsse konsequent verfolgt werden, auch wenn dann für Kantinenessen mehr ausgegeben werden muss. „Denn der Absatz jedes regionalen Produkts sichert das Auskommen der Bauernfamilien und damit die Landwirtschaft in der Region und trägt zudem zum Klimaschutz bei“, betont die Landesbäuerin.

Nötig sei auch die dauerhafte Abkehr von der Niedrigpreisstrategie des Lebensmitteleinzelhandels, die Wertschöpfung und Nachhaltigkeit zerstört und ausschließlich zulasten der Marktpartner – insbesondere der Erzeuger – gehe. Die Umsetzung der EU-Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken (UTP) müsse dafür sorgen, dass Bäuerinnen und Bauern in Geschäftsbeziehungen gerecht behandelt würden.

Aufwertung der Berufe im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen muss nachhaltig erfolgen

Der Landesvorstand der Landfrauen sieht darüber hinaus dringenden politischen Handlungsbedarf, die Arbeit im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen langfristig aufzuwerten. „Die Corona-Pandemie macht deutlich, dass unser gesamtes gesellschaftliches Zusammenleben ohne die oftmals unterbezahlten Care-Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, nicht funktioniert. Eine funktionierende und zukunftsfähige Gesellschaft kann nur sichergestellt werden, wenn die Beschäftigten im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen auch die finanzielle Entlohnung und gesellschaftliche Wertschätzung bekommen, die sie verdienen“, sagt Landesbäuerin Göller. Neben einer deutlichen monetären Aufwertung der Berufe im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen müssen sich die Rahmenbedingungen für die Angestellten in diesen Berufen langfristig verbessern. Dazu gehören Aufstiegs- und Karrierechancen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur so können sorgende und betreuende Berufe für junge Menschen attraktiv gemacht werden.

In diesem Zusammenhang muss auch die Hauswirtschaft noch viel stärker ins Blickfeld gerückt werden. Pflege und Hauswirtschaft gehen in Krankenhäusern und Altenheimen Hand in Hand. Die hauswirtschaftlichen Berufe sind für die Versorgungs- und Betreuungsleistungen wie Verpflegung, Wäscheservice oder Reinigen zuständig und ergänzen damit die Leistungen von Ärzten und Pflegern – auch im Bereich der Hygiene. Auch dieses Berufsfeld muss dringend mit einer angemessenen Bezahlung die Wertschätzung erhalten, die es verdient.

Bedeutung der Alltagskompetenzen darf nicht unterschätzt werden

Durch die Corona-Pandemie hat sich der Alltag verändert. Am meisten spüren dies die Familien, die Homeoffice sowie Kinderbetreuung und Schule daheim bzw. häusliche Pflege unter einen Hut bringen müssen, weil die Unterstützung durch Großeltern und Betreuungsinstitutionen derzeit wegfallen.

Um diese Situation zu meistern, sind Alltagskompetenzen wichtiger denn je: Gesundes und abwechslungsreiches Essen für die Familie, Einkauf und Nachhaltigkeit, Fragen der praktischen Haushaltsführung, der Arbeitsplatzgestaltung und der Digitalisierung spielen plötzlich eine deutlich wichtigere Rolle als vor der Corona-Pandemie. Der Landesvorstand fordert, dass die vertiefte Vermittlung von Alltagskompetenzen in der Schule so schnell es die Pandemie zulässt in Angriff genommen wird. Die neuen Projektwochen „Schule fürs Leben“ leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

Schnelles Internet ist flächendeckend nötig

Gerade auf dem Land spielt die Digitalisierung eine besondere Rolle: für das Leben und das Arbeiten, für die Familie, den Hof und für Unternehmen, die Bildung, die Gesundheitsversorgung, das bürgerschaftliche Engagement, den Tourismus und die Mobilität. Wie wichtig schnelles Internet ist, hat die Corona-Pandemie besonders deutlich gemacht. Für Homeoffice, Distanzunterricht und Unterhaltungsangebote durch Streamingdienste ist ein leistungsfähiges Netz Grundvoraussetzung.

Der Landesvorstand fordert den zügigen Glasfaserausbau auch in abgelegenen ländlichen Regionen. Auch auf dem Land sind die technischen Voraussetzungen für flächendeckendes und hochleistungsfähiges Internet in Gigabitgeschwindigkeiten bis auf jeden Hof notwendig. Jeder muss Zugang zu digitalen Angeboten haben. In Zeiten knapper Kassen braucht es dafür eine zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgestimmte Gesamtstrategie.

Die Position der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband zur Corona-Pandemie findet man hier.

Bericht: Bayerischer Bauernverband

Bildrechte: © Martin Sanchez | unsplash.com


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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