Kirche

Am Sonntag: Kirchenpatrozinium in Wildenwart

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit dem Christkönigsfest und dem damit verbundenen Patrozinium der Wildenwarter Kirche endet das Kirchenjahr. Der Namenstag war in unserer Region früher höher eingeschätzt als der Geburtstag, kein Wunder also, dass der Namenstag unserer Kirchen, das Patrozinium, auch heute noch einen besonderen Feiertag im Leben der Kirchengemeinden darstellt und entsprechend gefeiert wird.

Die Wildenwarter Kirche ist „Christus dem wahren Weltenkönig“ – also Christkönig – geweiht; seit 1925 feiert die katholische Kirche dieses Hochfest am letzten Sonntag des Kirchenjahres. Die Wildenwarter Kirche ist noch ein paar Jahre jünger als die Einsetzung dieses Feiertages. Trotz ihres barocken Aussehens ist sie erst knapp 90 Jahre alt. „Für Ihre hochherzige Spende von einer Mark als Baustein sagt Ihnen herzlichen Dank“ Mit einer Art Volksaktie wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Geld für den Wildenwarter Kirchenbau gesammelt. Das Bild mit dem letzten bayerischen Königspaar findet sich fast in jedem Haus in der alten Wildenwarter Gemeinde.

Jahrhundertelang gehörten die Wildenwarter zur Pfarrei Prien, alle Einwohner mussten zum Sonntagsgottesdienst nach Prien gehen, bei Wind und Wetter, Hitze oder eisiger Kälte. Besonders im Winter war die Wegstrecke bei Schnee und Eis für alte Leute und Kinder eine echte Strapaze. So wurde seit 1862 von dem Angebot der Schlossherrschaft, in der Schlosskapelle den Gottesdienst mitfeiern zu dürfen, eifrig Gebrauch gemacht. Normalerweise fasst diese Kapelle 50 Personen, doch über 250 Gläubige nahmen mitunter an der Messfeier teil. Bis auf die Schlossbrücke standen die Leute, um dem Gottesdienst beizuwohnen. Der Bau einer eigenen Kirche und eine gewisse Unabhängigkeit von der Priener Pfarrei waren aus vielerlei Gründen lange Zeit nicht möglich. Erst nach dem ersten Weltkrieg gelang es dem „Wildenwarter Kirchenbauverein“ in Gemeinschaft mit der „Arbeitsgemeinschaft des bayrischen Adels zur Errichtung einer Gedächtniskirche für Ihre Majestäten König Ludwig III. und Königin Maria Theresia“ das Projekt einer eigenen Kirche für Wildenwart zu verwirklichen. Am 17.September 1933 nahm Prälat Sebastian Fischer, Dompfarrer zu München die Weihe des Grundsteins und der Grundmauern vor. Die barock aussehende Kirche, auf dem Moränenhügel nahe Schloss Wildenwart, wurde in den 30er Jahren nach den Plänen des Architekten und Kirchenbaumeisters Georg Berlinger zur Erinnerung an das letzte bayerische Königspaar gebaut. Das Bauvorhaben wurde als Anliegen der ganzen Gemeinde betrachtet, den Kirchengrund stifteten die Königlichen Hoheiten von Schloss Wildenwart nach einem Grundstücktausch mit der Schmiedfamilie in Wildenwart; viele Anlieger leisteten Hand- und Spanndienste oder lieferten das notwendige Bauholz. Am 15.Juli 1934 wurde die Kirche mit dem Patrozinium Christkönig von Michael Kardinal Faulhaber eingeweiht. Das Gemälde des Hauptaltars von Maximilian Freiherr von Schellerer zeigt, wie König Ludwig III. und Königin Maria Theresia dem wahren Weltenkönig Christus huldigen, beiderseits sind Schloss und Kirche von Wildenwart zu sehen. Die ersten Glocken wurden 1935 und 1938 geweiht, doch schon 1942 mussten sie im Krieg zum Einschmelzen abgegeben werden. Bereits 1949 riefen die beiden neuen die Josefs- und die Marienglocke die Gläubigen wieder zum Gottesdienst. 1951 wurde Wildenwart zur Expositur erhoben, der langjährige Wildenwarter Seelsorger Johann Strobl wurde der erste Expositus. 1952 wurde zu Füßen der Kirche am Osthang der Friedhof angelegt, zwei neue Glocken vervollständigten 1953 das Geläut. Tief betrauert von seiner Gemeinde verstarb Pfarrer Johann Strobl 1974 und wurde auf dem Wildenwarter Friedhof beerdigt; unter seiner Leitung entstand die Pfarrgemeinde und das Gemeindeleben, dazu wurden die Katholische Landjugend und die Frauengemeinschaft ins Leben gerufen, sowie das erste Pfarrheim gebaut. Auf dem Wildenwarter Gottesacker ruht auch Prinzessin Helmtrud, eine der Töchter des bayerischen Königspaares, die schon bald nach der Revolution 1918 mit ihren Eltern nach Wildenwart kam und bis zu ihrem Tod 1977 im Wildenwarter Schloss wohnte. Das Andenken an die „Hoheit“ ist in Wildenwart fast 40 Jahre nach ihrem Tod immer noch lebendig. Gleich neben der Kirche stehen der Pfarrhof, in dem Johann Strobl und seine Nachfolger wohnten und das Pfarrheim aus dem Jahr 1992. Ende des 20.Jahrhunderts wurde die Christkönigskirche innen und außen renoviert und saniert, in den letzten Jahren wurden umfangreiche Neuanlagen rund um die Kirche und den Friedhof gebaut. Seit 2016 ist die Kuratie Wildenwart in den Pfarrverband Westliches Chiemseeufer eingebunden und wird von der Pfarrei Prien aus seelsorgerisch betreut.

Gottesdienst am Sonntag, 22. November ist um 8.30 Uhr – abends um 19 Uhr wird „Musik für die Seele“ angeboten – Die aktuellen Corona-Auflagen sind zu beachten.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg – Mit einer Art Volksaktie wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Geld für den Wildenwarter Kirchenbau gesammelt. Das Bild mit dem letzten bayerischen Königspaar findet sich fast in jedem Haus der alten Wildenwarter Gemeinde.

Die Christkönigskirche Wildenwart feiert ihr Patrozinium

Die Christkönigskirche Wildenwart mit dem Bild des letzten bayerischen Königspaars am Hochaltar

Auf dem Wildenwarter Gottesacker ruht auch Prinzessin Helmtrud, eine der Töchter des bayerischen Königspaares, die schon bald nach der Revolution 1918 mit ihren Eltern nach Wildenwart kam und bis zu ihrem Tod 1977 im Wildenwarter Schloss wohnte. Das Andenken an die „Hoheit“ ist in Wildenwart fast 40 Jahre nach ihrem Tod immer noch lebendig.

Die Christkönigskirche Wildenwart auf einer Postkarte aus den 50er Jahren

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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