Leitartikel

Wildenwarter Theaterpremiere – Bericht und Bilder II

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Wenn ich den erwische der meine Weißtanne abgesägt hat, der kann was erleben“, Theo Müller (Christian Stoib) ist aufs Äußerste erbost, haben ihm doch unbekannte Täter den schönsten Baum im Garten gestohlen. Aber wer ist’s gewesen – die Nachbarn Maier von gegenüber sicher nicht, die haben zuerst gar keinen Christbaum und dann einen blinkenden Plastikbaum für 9.95 Euro aus dem Baumarkt – wer hat also die ominöse Tanne, den Stolz des Vorgartens?

„Ach du Fröhliche“ – schon der Titel des Schwanksvon Bernd Gomhold  ließ vermuten, dass man es beim Theater der Wildenwarter Theaterer unter der Regie von Sylvia Riepertinger im Saal der Schlosswirtschaft mit einem Heiligen Abend der besonderen Art zu tun bekommen würde und so mancher Besucher wird beim Verfolgen der Handlung inständig darum gebetet haben, dass ein solches Chaos an Weihnachten hoffentlich nie in den eigenen vier Wänden passieren möge.

Dass es überhaupt soweit kommen konnte wie es kam, lag hauptsächlich am übermäßigen Alkoholgenuss, dem die beiden Hauptdarsteller, der Reifengroßhändler Anton Maier (Andi Freund) und sein Sohn Markus (Martin Stoib), bei der Weihnachtsfeier des Schützenvereins, verbunden mit dem Junggesellenabschied von Markus recht exzessiv gefrönt hatten. Beide erwachten am Morgen des Heiligabend auf beziehungsweise unter dem Sofa mit einem kompletten Filmriss – mit der Konsequenz, dass beide zu den Vorkommnissen der Nacht trotz eindeutiger Indizien wie einer blutigen Axt und einer leer geschossenen Pistole nicht die geringste Erinnerung in ihrem umnebelten Oberstübchen abspeichern konnten. Dagegen waren die Wahrnehmungen und das Erinnerungsvermögen der schwatzhaften Nachbarin Martha Strecker (Helga Grießer brillant als Dorfratschn) ganz klar, sie hatte offensichtlich verschiedene dunkle Gestalten am frühen Morgen von ihrem Fenster aus bei ungewöhnlichen Verrichtungen in den Gärten beobachtet, ohne aber jemand erkennen zu können. Verzweifelt versucht Rita, Antons leidgeprüfte Ehefrau (Martina Krug), den Weihnachtsfrieden noch zu retten, doch der fehlende Weihnachtsbaum, ein Ehemann ohne Geschenk und die noch nicht vorbereitete Weihnachtsgans lassen sie schließlich zum äußersten Mittel greifen: Sie hinterlässt eine detaillierte To-do-Liste für ihre Mannsbilder, packt zumindest kurzzeitig die Koffer und quartiert sich auswärts ein.

Das Chaos nimmt durch den Besuch von Ritas Bruder, dem Juwelier Karl Otto Edelstein (Lambert Huber) und seiner überkandidelten besseren Hälfte Agnes weiter Fahrt auf (Paraderolle für Christine Gau, alleine ihre Zubereitung der Gans war das Eintrittsgeld wert). Immer wieder gab es Zwischenapplaus für die Versuche aller Beteiligten eine Gans bratfertig vorzubereiten. Schreckliche Nachricht von Juwelier Edelstein: In der Nacht wurde im Juweliergeschäft eingebrochen, die Alarmanlage ging los und wertvoller Schmuck wurde geraubt – die Täter konnten unerkannt entkommen. Mit Nachbar Theo (Christian Stoib) und seiner Weißtanne meldet sich schließlich ein weiterer Geschädigter der nächtlichen Ereignisse. Schwierigkeiten ohne Ende für die beiden Hauptverdächtigen, in ihrer Phantasie reimen sie sich bereits einen Autounfall mit Todesfolge und ein Beseitigen der Leiche zusammen; beide freunden sich immer mehr mit dem Gedanken an die Polizei zu rufen und sich der Verantwortung zu stellen, ohne allerdings zu wissen welches Vergehen oder Verbrechen sie begangen hatten.

Ein Juwelier, der unlösbar in einer Gans feststeckt, seine Gattin nach dem Genuss einer Flasche süßen Weines, ein mit Ostereiern dekorierter Weihnachtsbaum und ein übel riechender Plastiksack im Keller – die Dramaturgie des Heiligabends schien sich nicht mehr steigern zu lassen, hätte Sabine, die „fast schon Verlobte“ von Markus (erstmals mit im Ensemble Maria Röger), die mit den Herren auf Zechtour und Junggesellenabschied war, die ganzen Verwicklungen am Ende nicht doch noch schlüssig aufgelöst. Was alles noch kommt, wird nicht verraten, es soll spannend bleiben, bei den weiteren Aufführungsterminen. Turbulent und lustig geht es auf alle Fälle weiter, die kommenden Besucher können sich auf einen abwechslungsreichen Abend einstellen. Am Schluss hatten sich dann alle wieder lieb und sangen voll Inbrunst mit den beiden Engerln vom Himmel (Sepp Held und Andi Riepertinger) „Ach du fröhliche“.

Häufiger Zwischenapplaus und viel Gelächter bildeten das Brot der Künstler, mit einem langen Schlussapplaus wurden die Akteure auf der Bühne vom begeisterten Publikum für ihre schauspielerischen Leistungen belohnt. Die gelungene Aufführung war ein voller Erfolg für die Wildenwarter Theaterer. Am kommenden Freitag und Samstag, 10. und 11. November finden um 20 Uhr im Saal der Schlosswirtschaft weitere Aufführungen statt – beide Aufführungen sind bereits ausverkauft.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg  –

Sabine (Maria Röger zweite von rechts) bringt Licht in die dunklen Geschehnisse um den Heiligen Abend.

Von rechts Lambert Huber – Maria Röger – Christine Gau – Christian Stoib – Martina Krug – Martin Stoib – Helga Grießer

Schwächeanfall bei Agnes (Christine Gau) Gatte Karl-Otto (Lambert Huber und Nachbar Theo (Christian Stoib) helfen

Blackout – keine Erinnerung an Nichts

Martin Stoib – Andi Freund – Helga Grießer – Martina Krug

Andi Freund – Martin Stoib – Christine Gau – Helga Grießer

Andi Freund – Christine Gau – Lambert Huber


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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