Ukraine- & Nothilfe

Caritas: Neues Migrations-Leitungsteam

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Unser erster Büroraum war 2015 in einem kleinen Dachgeschoss im Fachdienst der Erziehungsberatung“, erinnert sich Claudia Hinz, Fachdienstleitung des Fachdienstes Asyl und Migration der Caritas in Rosenheim. Nach mehr als zehn Jahren Arbeit am Thema Flucht und Migration und seit Januar 2016 als Leitung eines eigenen Dienstes der Caritas übergab Hinz die führende Rolle zum April 2025 an das Duo Petra Gäbelein und Sophie Fürstenau.

„Wir waren viel unterwegs, als die geflüchteten Menschen ab 2014 hier im Landkreis ankamen: in den Unterkünften, in den Turnhallen und vor allem auch bei den Bürgerversammlungen, die in allen Orten abgehalten wurden. Die Fragen der Bevölkerung waren von positiver Neugier geprägt. Wer da genau kommt, das war verständlicherweise von großem Interesse“, berichtet Hinz. Im ehrenamtlichen Engagement gab es eine richtige Aufbruchstimmung, Enthusiasmus und konkretes Anpacken war angesagt. „Dass auf der Straße mit ‚Servus‘ gegrüßt wird, das war den Helfern als erster Schritt zur Integration wichtig.“ Auch im hauptamtlichen Bereich tat sich viel, es wurde sichtbar, dass die professionelle Arbeit nicht mehr im Bereich der Sozialen Dienste der Caritas angesiedelt sein konnte, zu groß war das Team geworden, auch die anderen Träger der Wohlfahrtspflege der Rosenheimer Landschaft stießen dazu. „Und ich entschied mich, die Herausforderung anzunehmen und den neuen Fachdienst für die Caritas leitend aufzubauen. Eine Entscheidung über die ich immer noch sehr froh bin. Sie gab mir so viele Möglichkeiten zu gestalten und die letzten Jahre waren stets geprägt von Pioniergeist und Veränderung, die Angebote für Geflüchtete und die aufnehmende Gesellschaft konnten immer weiter professionalisiert werden. Die Corona-Zeit machte es notwendig, die Menschentrauben, die bei uns in der Beratung waren, zu strukturieren, seitdem arbeiten wir fast nur noch mit Terminvergabe. Zu Beginn konnte es passieren, dass wir mit dem Notebook in der Hand im Gang beraten haben“, lacht Hinz. „In der Diözese hat sich der Rosenheimer Fachdienst einen hervorragenden Ruf erarbeitet“, darauf ist sie stolz.

Überfüllte Räume, learning by doing, Wissensaufbau, alles Dinge, die auch Gäbelein kennt und miterlebt hat, sie kam 2016 zum Fachdienst und leitete drei Jahre das JobCafè in der Papinstraße und weitere drei Jahre den JobTreff in der Reichenbachstraße, bevor sie in die Flüchtlings- und Integrationsberatung einstieg. Fürstenau ist seit November 2018 dabei, war mit dem Thema Flucht und Migration jedoch auch schon in ihrer Arbeit mit unbegleiteten Minderjährigen beim Kreisjugendamt befasst.                                                                                         …/2

Rückblickend ordnet Hinz auch die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ein: „Das Bild der Dörfer hat sich mit den neu dazugekommenen Menschen natürlich verändert und es gab 2014, 2015 einen gewissen Respekt vor dem Unbekannten.“ Umso schwerer fällt ihr jedoch die Akzeptanz der momentanen Entwicklung. Bisherige und neue Leitung sind sich einig: „Der Ton ist härter, die Sprache wieder roher geworden, Aussagen können undifferenziert stehen bleiben.“ Gäbelein ergänzt: „Die Klientinnen und Klienten fühlen sich zunehmend unwohl, sie fühlen sich strukturell und persönlich nicht mehr willkommen, dies wird bei uns in der Beratung sichtbar.“

Fürstenau wird in ihrer neuen Funktion als Leitung die Aufgabe übernehmen, weiter ein Augenmerk auf das Team zu haben. „Wir haben geballtes Fachwissen, dieses fördern wir durch kollegialen Austausch und Fort- und Weiterbildung. Das Gefühl der Machtlosigkeit wird dadurch minimiert und wir schaffen es, unseren Klientinnen und Klienten ihre Selbstwirksamkeit zurückzugeben. Mit vermehrter Öffentlichkeitsarbeit möchten wir über rechtliche Hintergründe aufklären.“ Denn da sind sich Hinz, Gäbelein und Fürstenau einig: im alltäglichen Tun läuft vieles sehr gut. Hingeschaut werden soll auch, was die aufnehmende Gesellschaft braucht, um sich die Offenheit zu bewahren. Denn auch das wissen die drei Sozialpädagoginnen: „Es muss wieder ins Bewusstsein kommen, dass es sich um viel mehr als nur ein Thema handelt: Es sind echte Menschen, die neben uns beim Bäcker stehen oder uns gegenüber unser Brot verkaufen, die Pflegekraft, der Busfahrer, die Ärztin und so weiter. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam wieder mehr, es nicht als Problem, sondern als Lösung zu sehen!“

Bericht und Foto: Caritas – Blumen und Geschenke zum Wechsel in der Fachdienstleitung: Teamassistenz Mirela Osmancevic, Petra Gäbelein, Claudia Hinz, Sophie Fürstenau, Kreisgeschäftsführer Wolfgang Ehrenlechner (v. l. n. r.)

 

 

 

 

 

 


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Toni Hötzelsperger

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