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Augsbug: Sonderausstellung „Neuanfänge – Heimatvertriebene in Bayern“

Das Haus der Bayerischen Geschichte (HdBG) beschäftigt sich seit langem intensiv mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“. In seinem Museum hat es vor allem die Seite der Integration in den Vordergrund gestellt. Schließlich galt es in den Jahren nach Kriegsende, Hunderttausende von deutschstämmigen vor allem aus Gebieten Polens und der Tschechoslowakei Vertriebenen in das noch stark agrarisch geprägte Bayern einzubinden. Gerade die ländlichen Regionen, in die wegen der Wohnungsnot der zerstörten Städte zuerst der Zustrom erfolgte, leisteten dabei Pionierarbeit. Umgekehrt brachten viele Vertriebene technisches und industrielles Know-how in das Land und erwarben sich erhebliche Anteile am wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre. Diese wichtige Epoche dokumentiert das HdBG durch Zeitzeugeninterviews und Sammelaktionen. Nach der Station in Regensburg gastiert die Sonderausstellung „Neuanfänge – Heimatvertriebene in Bayern“ ab 1. Oktober bis 10. November 2022 im Augsburger Rathaus, Unterer Fletz.

Sonderausstellung im Augsburger Rathaus

Die Integration der Heimatvertriebenen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war eine der größten Herausforderungen der jüngeren bayerischen Geschichte, die trotz anfänglicher Schwierigkeiten aus heutiger Sicht uneingeschränkt als Erfolgsgeschichte zu werten ist. Der wirtschaftliche Aufschwung als Gemeinschaftsleistung der alten und neuen Bayern begünstigt dabei den Abbau von gegenseitigen Vorurteilen und die dauerhafte Integration.

Glaswaren aus Konstein im Landkreis Eichstätt, Nylonstrümpfe aus Immenstadt im Allgäu oder Back- und Puddingpulver aus Barbing bei Regensburg: Diese Produkte stehen für die Unternehmensgeschichten der Firmen Phönix, Kunert und Ernst Müller, erfolgreiche Gründungen von Heimatvertriebenen.

Diese Firmengeschichten spiegeln Kontinuitäten, Brüche und Neuanfänge im Leben der Vertriebenen wider. So auch bei Wenzel Meinl. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Meinl mit seiner Werkstatt für Blechblasinstrumente in Graslitz (Kraslice) im Sudetenland ansässig. Nach der Vertreibung beginnt die Familie ihre Werkstatt in einem ehemaligen Militärbunker in Geretsried wiederaufzubauen. Bald produziert sie für Kunden auf der ganzen Welt. Bis heute werden in Geretsried hochwertige Instrumente in Handarbeit gefertigt. In der Ausstellung ist ein Flügelhorn aus der Zeit der Neugründung des Betriebs zu sehen.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Ereignisse von 1945/46 hat das Haus der Bayerischen Geschichte dem Thema „Flucht, Vertreibung und Integration“ eine Sonderausstellung gewidmet, die ab 1. Oktober 2022 im Augsburger Rathaus gezeigt wird. Schirmherrin der Ausstellung ist Frau Sylvia Stierstorfer, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene.

Die Sonderausstellung ist von 1.10.2022 bis 10.11.2022 täglich (auch sonn- und feiertags) von 10.00 bis 18.00 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.hdbg.de/neuanfaenge.

Offizielle Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 1.10.2022

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, 1.10.2022 um 12.30 Uhr im Augsburger Rathaus statt. Es begrüßt Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber. Dr. Richard Loibl, Direktor Haus der Bayerischen Geschichte führt in die Ausstellung ein. Ein anschließendes Grußwort folgt von Dr. Hella Gerber, Vorsitzende des Kreisverbands Augsburg des Bundes der Vertriebenen.

Digitale Erzählung

Die digitale Erzählung „Neuanfänge“ bringt die Inhalte von Ausstellung und Plakatserie ins Netz – angereichert um interaktives Kartenmaterial, Interviews mit Zeitzeugeninnen und Zeitzeugen und zahlreiche Fotos.

Dieses ebenso innovative wie anschauliche Angebot setzen Lehrkräfte im Unterricht oder Schülerinnen und Schüler bei Recherchen zuhause ein: www.hdbg.de/neuanfaenge-online.

Geschichte frei Haus

Mit der gleichnamigen Plakatserie, die in der Reihe „Geschichte frei Haus“ erscheint, holen Lehrkräfte die Ausstellung „Neuanfänge“ in die Schule. Sie präsentieren sie im Klassenzimmer oder in der Schulaula und integrieren sie in den Unterricht. Bayerische Schulen und Bildungseinrichtungen beziehen die neun A0-Plakate kostenlos unter www.hdbg.de/basis/themen-suche/geschichte-frei-haus.html.

Themenkomplex im Unterricht / Digitales Unterrichtsmaterial & thematische Vertiefung

Daneben stehen Lehrkräften auch digitale Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufen 1 und 2 zur Verfügung (Link: http://www.bavariathek.bayern/projektzentrum/unterrichtsmaterial.html). Diese zielen ab auf eine Beschäftigung der Schülerinnen und Schüler mit der Ankunft der Heimatvertriebenen in Bayern, mit den Lebensumständen in den ersten Monaten danach sowie mit den persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat.

Als thematische Vertiefung mit Anregungen für den Unterricht ist der Online-Selbstlernkurs „Heimatvertriebene“ der neuen Reihe „Fre!stunde“ für Lehrkräfte über FIBS (Lehrgangsnummer A211-5.5.5/21/100/639E) buchbar. Der Kurs ist in einer Kooperation zwischen dem Haus der Bayerischen Geschichte und der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen entstanden. Er informiert kurz und prägnant über die Thematik der Heimatvertriebenen – von der Siedlungsgeschichte Deutscher in Osteuropa bis zur Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der mebis-TeachSHARE-Kurs „Heimatvertriebene in Bayern – Arbeit mit Zeitzeugenberichten und Tipps für die Recherche vor Ort“ bietet neben Überblickskapiteln zu Flucht und Vertreibung zahlreiche praktische Tipps für die Projektarbeit mit Schülerinnen und Schülern. Darin sind auch Erfahrungen und Ideen aus Schulprojekten der Bavariathek eingeflossen.

Weitere Informationen über das Haus der Bayerischen Geschichte finden Sie unter www.bavariathek.bayern.

Bericht und Bilder: Haus der Bayerischen Geschichte

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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