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Landesversammlung des Bayernbundes in Ettal

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Bei der Landesversammlung 2024 des Bayernbunds sprach Dr. Matthias Belafi über die Herausforderungen der Kirche und die Bedeutung des Bayerischen Konkordats von 1924. Dabei wurden Themen wie Kirchenaustritte und finanzielle Schwierigkeiten beleuchtet.

Der Hauptredner der Landesversammlung 2024 des Bayernbunds in Ettal war Dr. Matthias Belafi, seit März 2023 Leiter des Katholischen Büros Bayern. Für alle, die diese Einrichtung nicht kennen: Das Katholische Büro Bayern wurde am 1. Juni 1993 in München eingerichtet. Es fungiert als Kontaktstelle zur Bayerischen Staatsregierung, zum Landtag, zu den kommunalen Spitzenverbänden, zu Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften, zur Gerichtsbarkeit, zu Landesbehörden und überregionalen Körperschaften sowie zu Verbänden und Organen der öffentlichen Meinungsbildung. Es behandelt grundsätzliche Fragestellungen landesweiter Art, die über die Belange eines einzelnen Bistums hinausgehen.

Dr. Belafi ist kein Priester, aber er übernimmt Aufgaben im Auftrag der Freisinger Bischofskonferenz und ihres Vorsitzenden, Reinhard Kardinal Marx. Die katholische Kirche steht vor vielfältigen Herausforderungen. Dazu gehören insbesondere eine abnehmende religiöse Bindung und eine steigende Zahl von Kirchenaustritten. Auch der demografische Wandel wirkt sich aus, mit einer älter werdenden Bevölkerung und einem geringeren Interesse jüngerer Menschen an kirchlichen Themen.

2022/23 waren noch rund 45 Prozent der Bevölkerung Bayerns katholisch und knapp über 16 Prozent evangelisch. In den Ballungsräumen ist dieser Trend noch stärker: In München waren zu dieser Zeit noch 26 Prozent der Menschen katholisch und neun Prozent evangelisch, während 65 Prozent konfessionslos waren. Neben der Frage der theologischen Bindung stellt dies die Kirchen auch vor große finanzielle Herausforderungen und die Frage, wie künftig Kindergärten, Schulen, Akademien, Krankenhäuser, Altenheime oder auch die Schwangerschaftsberatung erhalten werden können. Die schwindende Bindungskraft der Kirchen führt zudem zu weiteren Diskussionen. Die Ministerpräsidenten haben erklärt, das Thema der Ablösung der staatlichen Leistungen für die Kirchen nicht weiter verfolgen zu wollen. Auch das Kirchenasyl steht zunehmend unter Druck und Diskussionen über das Lebensrecht flammen erneut auf. Positiv ist in jedem Fall das Festhalten am freiheitlichen Verhältnis von Staat und Kirche. Beide Seiten haben die Möglichkeit, in bestimmten Bereichen zusammenzuarbeiten.

Das Bayerische Konkordat von 1924 jährt sich in diesen Tagen zum 100. Mal. Da das vorherige Konkordat von 1817 stark auf den König zugeschnitten war, machte die Revolution von 1918 eine Neuregelung des Verhältnisses von katholischer Kirche und Staat in Bayern nötig. Das Konkordat von 1924/25 räumte der Kirche große Rechte ein, darunter das Ende der staatlichen Besetzung kirchlicher Stellen, kirchliche Mitwirkungsrechte bei der Ernennung von Professoren, Bestandsgarantie für theologische Fakultäten, konfessionelle Lehrerbildung, Konfessionsschulen und Religionsunterricht. Der Freistaat Bayern verpflichtete sich ferner zu finanziellen Leistungen an die Kirche, größtenteils auf Basis der älteren Regelungen von 1817 (Quelle: Historisches Lexikon Bayerns). Das freiheitliche Verhältnis von Staat und Kirche muss aber für alle Kirchen gelten.

Christen werden in der Gesellschaft gebraucht. Christsein heißt auch, politisch zu sein. Die Freisinger Bischofskonferenz hat vor dem Erstarken der extremen politischen Rechten und dem Antisemitismus gewarnt. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Bayerische Verfassung legen uns Verantwortung auf und fordern eine Abgrenzung von einer Gesellschaft ohne Gott. Inwieweit das Christentum für die Menschen in Bayern (noch) Relevanz hat, muss jeder von uns selbst entscheiden.

Landesversammlung 2024

Landesvorsitzender Sebastian Friesinger konnte zur Landesversammlung mehrere Ehrengäste begrüßen. Der Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, Anton Speer, und Ettals Bürgermeisterin Vanessa Voit stellten in ihren Grußworten die Vorzüge, aber auch die Probleme ihrer Gebietskörperschaften vor. Der Vorsitzende des Bayernbund-Kreisverbands Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen, Dr. Leopold Hahn, ging auf die Gründung des Klosters Ettal und seine Bedeutung in der bayerischen Geschichte ein. Vom Verband Bayerischer Amateurtheater war Präsident Sepp Käser anwesend.

Das Gedenken an die seit der letzten Landesversammlung verstorbenen Mitglieder stand unter dem Eindruck des Todes von Präsident Florian Besold (Bayerische Einigung/Bayerische Volksstiftung) und insbesondere des Ehrenvorsitzenden des Bayernbunds Adolf Dinglreiter, MdL a.D., sowie des amtierenden stellvertretenden Landesvorsitzenden und Ehrenlandesschützenmeisters Wolfgang Kink, die von Sebastian Friesinger ausführlich gewürdigt wurden. Routine waren dann der Finanzbericht, der Bericht der Kassenprüfer und die Entlastung des Landesvorstands.

Ehrungen für besonders verdiente Mitglieder

In einer ausführlichen Laudatio würdigte Landesvorsitzender Sebastian Friesinger den leitenden Redakteur der Weiß-Blauen Rundschau, Fritz Lutzenberger, und den leitenden Redakteur der Samerberger Nachrichten, Anton Hötzelsperger. Beide engagieren sich in besonderer Weise für die Ziele des Bayernbunds und die Bewahrung bayerischer Tradition und Brauchtums.

Mit Zustimmung der Landesversammlung beantragte der Landesvorsitzende beim Protektor des Bayernbunds, Herzog Franz von Bayern, beiden Persönlichkeiten das Protektorabzeichen in Gold zu verleihen. Dieser Bitte kam der Herzog gerne nach. Landesvorsitzender Sebastian Friesinger überreichte die hohe Auszeichnung im Rahmen der Landesversammlung an Anton Hötzelsperger und Fritz Lutzenberger.

Zum Abschluss der Landesversammlung trug die Vorsitzende des Bayernbund-Kreisverbands Holledau ihre Gedanken zum Heimatgefühl vor.

Bericht und Bilder: Fritz Lutzenberger

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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