Gut 100 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaft im Landkreis Rosenheim im Bayerischen Bauernverband trafen sich nach zweijähriger Corona-Pause wieder in Präsenz zur Jahreshauptversammlung der Jagdvorstände im Gasthaus Höhensteiger in Westerndorf St. Peter. Dessen Vorsitzender Engelbert Fuchs aus dem Inntal freute sich, dass trotz des „Ruassigen Freitags“ neben den Jagdgenossen auch Vertreter der Forstbetriebe, der Jägerschaft, des Maschinenrings, der Waldbauernvereinigung, der Banken und des Bezirkstags, der durch Sebastian Friesinger vertreten war, zugegen waren.
„Es ist unglaublich wichtig, dass in Zeiten steigender Anforderungen, komplizierter werdenden Vorschriften und des klaren Klimawandels Waldbesitzer, Jagdgenossen und Jäger miteinander handeln. Schauen wir gemeinsam auf ein gesundes Verhältnis von Wald und Wild und sehen wir auch, dass durch steigenden Freizeitdruck die Jäger belastet werden“ – so Landrat Otto Lederer in seinem Grußwort, der damit an das vor rund drei Jahrzehnten unter anderem von Sepp Spann konzipierten „Rosenheimer Modell“ und an das Miteinander von Jägerschaft und Waldbesitzer erinnerte. Zufrieden zeigten sich die Versammlungsteilnehmer vom dreifachen Kassenbericht der Jahre 2020 bis 2022 durch Kassier Sepp Lebmeier sowie von den drei Prüfungsberichten, die eine einstimmige Entlastung der Vorstandschaft mit sich brachte.
Hauptreferent des Nachmittags war Dr. Wolfgang Kornder vom Ökologischen Jagdverein Bayern (ÖJV) aus dem fränkischen Rothenburg ob der Tauber. Der ÖJV hat rund 1.300 Mitglieder, den Vorsitz hat Dr. Kornder seit 24 Jahren inne, sein Vortragsthema lautete „Auswirkungen von angepassten Wildbeständen“. Stabile und intakte Wälder sind nach den Ausführungen des Referenten oberstes Ziel, weshalb der Tierbestand gut geregelt sein muss, dazu sagte er: „Sind die Schalenwildbestände, vor allem die Rehwildbestände angepasst, dann verringern sich Tierleid und die Gefährdung von Menschen, es wächst der Wald und es sinkt das Unfallrisiko“. Hierzu gab er noch bekannt, dass im Jahr 2019 in Deutschland zehn Menschen bei Wildunfällen ums Leben kamen, 606 Menschen wurden schwer und 2.308 Menschen wurden leicht verletzt. „Bei rund 275.000 Kollisionen mit Wild entspricht dies pro Tag ca. 750 Wildunfälle mit einem Versicherungsschaden von fast 750 Millionen Euro wobei mit Abstand die häufigste Ursache ein Rehwild ist“.
Dr. Georg Kasberger, Leiter des Rosenheimer Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten informierte über Lösungsansätze für Wildgänse-Probleme entlang des Inns und empfahl die regionale und gesunde Vermarktung von Wildbret über die RegRo-App „Frisch vom Hof“. Weitere Informationen, unter anderem zu den Pachtverträgen gab es von Angelika Müller von der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt Rosenheim. Bei der freien Aussprache nahm 2. Jagdvorstand Lorenz Böglmüller aus Hittenkirchen den Biber und den Biber-Beauftragten ins Visier und sagte dazu: „Bei den immer mehr und riesiger werdenden Biberschäden braucht uns das Landratsamt keinen Biberbeauftragten mehr schicken, denn dieser steht einseitig auf der Seite der Biber“. Landrat Otto Lederer antwortete darauf wie folgt: „Zur Biber-Problematik sind wir bereits in Brüssel vorstellig geworden, eine Ausbildung zum Biberberater wollen wir gerne unterstützen“.
Abschließend gab Vorsitzender Engelbert Fuchs bekannt, dass es heuer im Frühjahr wieder eine Kreis-Waldbegehung, voraussichtlich im Inntal sowie einen gemeinsamen Ausflug geben wird. Mit dem Spruch „Boschen heil!“ beendete er die Zusammenkunft.
Ehrung langverdienter Jagdvorsteher
Im Laufe der letzten drei Jahre gab es zahlreiche Wechsel in den Jagdgenossenschaften im Landkreis Rosenheim, für folgende ausgeschiedene und zum Teil langjährige Jagdvorstände gab es Urkunden und Schnaps-Präsente von den Vorsitzenden Engelbert Fuchs und Thomas Schwaiger: Johann Schachner aus Eggstätt, Josef Maier aus Söchtenau, Markus Bernhard aus Edling, Hans Bauer aus Frasdorf-Wildenwart, Johann Kloo aus Groß-Brannenburg, Nikolaus Barth aus Utzenbichl, Rupert Hintermayer aus Schambach, Hans Auer aus Steinkirchen, Colman Wagenstätter aus Schlicht, Sepp Springer aus Rott, Franz Gabriel aus Hohenaschau, Josef Schloipfer aus Almannsau, Leonhard Mayer aus Götting, Mathias Hirzinger aus Hemhof, Georg Sachsenhammer aus Kirchensur, Rupert Zosseder aus Soyen, Rudolf Leitmannstätter aus Vogtareuth, Alois Huber aus Wiechs und Hans Lechner aus Zilham.
Fotos: Hötzelsperger – 1. Blick in den Saal 2. Vorsitzender Engelbert Fuchs und Landrat Otto Lederer – 3. Ehrungen mit Fuchs (li.) und Landrat (re.). 4. Referent Dr. Wolfgang Kornder