Erzbischof ruft in Brief an die Gläubigen zum Mitwirken in der Kirche auch in schwierigen Zeiten auf – Vor den Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März ruft Kardinal Reinhard Marx Christinnen und Christen dazu auf, auch in schwierigen Zeiten in ihrer Kirche mitzuwirken. „Wir alle sind mitverantwortlich, dass das Evangelium weiter gelebt und verkündet wird“, schreibt der Erzbischof von München und Freising in einem Brief an die Gläubigen, der am dritten Februarwochenende in den Gottesdiensten verlesen wird. Er wolle alle, „die darüber nachdenken, die Kirche zu verlassen, ermutigen, weiter mitzutun“, so Marx. „Wir und ich brauchen auch die kritischen Geister, die Zweifelnden und Suchenden“. Der Kardinal dankt zugleich allen, die sich einbringen in den Pfarreien, „die mithelfen in den Gottesdiensten, in der Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Sakramente, im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung, in der Arbeit der Caritas, in Bildungseinrichtungen, in der Jugendarbeit, in der Sorge um die Kranken und Schwachen“.
Die Pfarrgemeinderatswahlen fielen in „stürmische Wochen der Diskussionen, der Wut, des Zweifels, der Enttäuschungen“ und in eine Zeit, „die uns alle im Erzbistum aufgewühlt hat“, so Marx. In vielen Pfarreien, Familien und Gruppen sei das jüngste Gutachten über den sexuellen Missbrauch durch Kleriker und kirchliche Mitarbeiter im Bereich des Erzbistums diskutiert worden. Und nach dem ersten Gutachten im Auftrag der Erzdiözese aus dem Jahr 2010 sowie nach der MHG-Studie über sexuellen Missbrauch im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz von 2018 „ist das nun noch einmal ein Blick auf eine dunkle Seite der Vergangenheit und auch der Gegenwart der Kirche, die viele Menschen verstört und auch empört“.
Der Erzbischof erinnert an die Situation der Betroffenen und auch der Pfarreien, in denen Missbrauchstaten geschehen sind. Den Betroffenen gelte „unser erstes Augenmerk“. Gerade weil die Erzdiözese München und Freising das Leid der Betroffenen sehe und sie bestmöglich unterstützen wolle, „und weil wir auch in der Prävention nicht nachlassen werden, will unser Erzbistum diese Aufklärung und weicht ihr nicht aus“, betont Marx. Seit dem Jahr 2010 gebe es in diesem Bereich „viele Veränderungen durch die Aufarbeitung und intensive Befassung“ und seien „viele Zeichen des Aufbruchs gesetzt“. Marx bittet die Gläubigen deshalb: „Vertrauen Sie mir und auch den vielen an meiner Seite, die daran mitwirken, sowie auch all den Priestern und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in Treue und Verlässlichkeit ihren Dienst für die Verkündigung des Evangeliums tun.“ Der Weg der Erneuerung und der Veränderung werde konsequent weiter beschritten. „Unser Auftrag, die Botschaft Christi zu bezeugen, geht weiter.“
Die dritte Vollversammlung des Synodalen Weges Anfang Februar habe ihn in dieser Hinsicht ermutigt, so Marx. Er stellt fest: „Das Projekt des Jesus aus Nazareth ist größer als wir und größer als die Kirche. Und an diesem Projekt werde ich weiter mitarbeiten; auch für die kommenden Generationen. Und darum bitte ich auch Sie alle und danke Ihnen für Ihr Engagement und Ihr Glaubenszeugnis.“
Der Brief an die Gläubigen steht unter www.erzbistum-muenchen.de/kardinal-marx/im-wortlaut#Hirtenworte im Wortlaut zur Verfügung. (hs)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger