„Ich vertraue euch den Aschauer Rathausschlüssel gerne an, ihr werdet uns stets willkommen sein: ihr zwei werdet mit eurer Garde und dem Hofstaat unser Aschau bestens in der Region vertreten“, voller Zuversicht über die Vertretungsregelung der kommenden Wochen übergab Bürgermeister Peter Solnar beim 46. Inthronisationsball der Aschauer Faschingsgilde in der Festhalle den überdimensionalen goldenen Schlüssel des Aschauer Rathauses an das neue Prinzenpaar seine Tollität „Prinz Philip I. edler Herrscher über das Reich der magischen Hände“ und ihre Lieblichkeit „Prinzessin Franziska II. verzauberte Tänzerin der Ingenieurskunst zu Aschau“. Seine Rustikalität Weltmarschall Sebastian Bichler fragte mit seinem sprichwörtlichen barocken Charme mehrfach nach, ob sich der Bürgermeister vom kleinen eisernen Rathausschlüssel ebenso leicht trennen werde, wie von diesem großen goldenen. Er erhielt aber nur eine ausweichende Antwort, da sich dieses Problem aktuell nicht stelle.
Nach den Worten seiner Rustikalität Sebastian Bichler bei seinem 19. Auftritt als Meister aller Improvisationstalente, ist das Prinzenpaar in den kommenden langen Faschingswochen dazu berufen, den Bürgermeister überall zu vertreten und das Geld der Aschauer Rathauskasse mit vollen Händen auszugeben. Sein Versuch dem Bürgermeister eine feste Aussage zur Höhe der verfügbaren Finanzen zu entlocken, scheiterte kläglich, Peter Solnar wies darauf hin, dass in der Gemeinde Aschau genügend Geld für alles vorhanden sei.
Prinz Philip I. und Prinzessin Franziska II. übernahmen von ihren Vorgängern Prinz Peter II. und Prinzessin Katharina II. die Insignien der Macht und werden in den Wochen des diesjährigen Faschings über den närrischen Mittelpunkt Aschau und das weite Umland bis weit hinein nach Sachrang ins Obere Priental und hinaus nach Frasdorf und Wildenwart ins untere Priental regieren, soweit es die Schneeverhältnisse zulassen. „Der Faschingsgilde geht es seit 48 Jahren gut, wir sind in ganz Aschau überall und jederzeit herzlich willkommen“, bedankte sich die Präsidentin der Aschauer Faschingsgilde Niki Hirner mit ihrem Vertreter Martin Stoib.
Der neue Prinz – bürgerlich Philip Hoffmann – ist in Aschau daheim. Nach drei Jahren Erfahrung als Elferrat und zuletzt als Hofmarschall tätig, ist er gespannt, was auf ihn als den Herrscher des Aschauer Faschings noch zusätzlich zukommen wird. Im ganz normalen Leben ist er als Physiotherapeut tätig, aktuell macht er ein begleitendes Studium zum Osteopathen. In seiner kargen Freizeit spielt der 30-jährige Fußball in der Mannschaft des SC Frasdorf in der Kreisklasse 2 mit und fährt mit dem Radl auf den heimischen Bergen herum.
Auch Ihre Lieblichkeit Prinzessin Franziska II. kennt den Aschauer Fasching bereits aus der Perspektive einer Gardistin, der Fasching liegt ihr seit frühester Kindheit im Blut. Sie muss daher alles rund um den Fasching im Chiemgau, das Lächeln, das Winken, die Auftritte und das Repräsentieren nur noch fleißig üben. Franziska Max (24) ist im Schatten der Burg von Hohenaschau daheim und arbeitet als Wirtschaftsingenieurin. Derzeit macht sie nebenbei ein Masterstudium zum Wirtschaftswesen. Auch sie geht gerne in die heimischen Berge – ob mit oder ohne Bergradl. Das Paar ist auch privat miteinander verbandelt, das erleichtert in den kommenden Wochen vieles: das gemeinsame Training, das gemeinsame Fortgehen und die gemeinsamen Strapazen. Die Ballbesucher konnten diese Gemeinsamkeiten vor allem beim traumhaft inszenierten Prinzenwalzer der beiden erkennen. Schon seit August sind sie bei der Tanzschule Ziegler in Prien im Training und arbeiteten eifrig am Prinzenwalzer und am Showtanz.
Alle Ballbesucher erlebten auf der Bühne ein optisch perfekt aufeinander abgestimmtes Prinzenpaar – die Prinzessin in einem fliederfarbigen Seidenprinzesskleid-Traum mit einem schwarzen Spitzenoberteil – geschneidert von Elisabeth Schelzke – und der Prinz dazu abgestimmt in einem dunkelfliederfarbenen Barock-Gehrock mit Kummerbund, dazu trug er eine lange schwarze Hose. Sie zeigten gemeinsam einen wunderschönen, gefühlvollen Prinzenwalzer nach Motiven des Walzer Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch und später einen temperamentvollen Showtanz zum Motto „Völlig verhext – Aschau im Bann der Magie“.
Vor dem Prinzenwalzer exerzierte die Aschauer Prinzengarde den „Gardemarsch 2020“, kommandiert von Major Tatjana Heinrichsberger. Die Gardistinnen zeigten sich in der weinroten Uniform mit goldenen Auszierungen, gefertigt ebenfalls von Elisabeth Schelzke. Schon monatelang übten die Gardistinnen unter dem Kommando ihres Gardemajors Tatjana Heinrichsberger auf ihren großen Auftritt zum Faschingsbeginn hin. Mit Jenny Pelzl, Marina Krumrey, Sophia Winkler, Katharina Pfaffinger, Anna Höhensteiger, Katharina Max, Elisabeth Obermeier, Lea Brandl, Anna Ramsauer, Sandra Schellmoser, Anna Huber und Franziska Sichler gelang es der Aschauer Faschingsgilde auch in diesem Jahr ein Dutzend höchst ansehnliche Gardemädchen zu finden. Die Faschingsgilden von Prutting und Vogtareuth schickten ihre Gesandtschaften zur Inthronisation in die Aschauer Festhalle.
„5´e hamma“ spielten den Aschauern nach der Inthronisation und den obligatorischen Ordensverleihungen in der Aschauer Festhalle noch zum Tanz auf. Zahlreiche Termine stehen für das Prinzenpaar und die Garde in diesem Fasching bereits fest: nach dem Inthronisationsball kommen am Samstag, 22 Februar die Faschingsgesellschaften aus dem ganzen Landkreis zum Gildeball nach Aschau. Dazwischen liegen die Auftritte der Aschauer Faschingsgilde in Aschau und der Region, vom Kinderfasching bis zum Seniorenball.
Beitrag und Fotos: Heinrich Rehberg