Die kalten Temperaturen der vergangenen Nächte haben dazu geführt, dass sich auf einigen Seen in der Region bereits eine Eisschicht gebildet hat. Aufgrund der deutlichen Plusgrade tagsüber, Regen, Schneefall und Sonneneinstrahlung sind die Eisflächen zurzeit jedoch nicht tragfähig.Dies bedeutet, dass die Eisdecke zu dünn ist und Lebensgefahr besteht.
Aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen verliert ein ins Eis eingebrochener Mensch innerhalb kurzer Zeit das Bewusstsein und läuft Gefahr zu ertrinken. Die Wasserwacht warnt daher eindringlich vor dem Betreten von nicht tragenden Eisflächen! Die ehrenamtlichen Wasserretter und die Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht sind rund um die Uhr für Notfälle auf dem Wasser und die Eisrettung mit Wasserrettern und Rettungstauchern einsatzbereit. Die beste Rettung ist aber die, die gar nicht erst benötigt wird, daher raten wir zur Vorsicht! Das Eis trägt in vielen Fällen nicht! Nicht aufs Eis gehen! Im Notfall Hilfe unter der Nummer 112 anrufen!
Die Wasserwacht rät dringend folgende Regeln für den Ernstfall zu beachten:
- Laut um Hilfe rufen.
- In jedem Fall vermeiden, dass man unter das Eis gerät.
- So wenig wie möglich bewegen, um möglichst wenig Körpertemperatur zu verlieren.
- Sofort Hilfe holen über die Notrufnummern 112.
- Die eingebrochene Person beruhigen.
- Nur mit Hilfe von Hilfsmitteln wie Rettungsring, Leitern (teilweise an Seen am Uferbereich vorhanden), Ästen, Abschleppseil oder ähnliche Gegenstände die zur Verfügung stehen, die eingebrochene Person absichern.
- Nur ans eisige Wasser gehen, wenn sie selbst über eine dritte Person mit einem Seil gesichert sind.
- Den Verunfallten an Land bringen, in der stabilen Seitenlage lagern und vor Kälte schützen, bis der herbeigerufene Rettungsdienst eintrifft. Eisflächen auf natürlichen Gewässern sollten besser gemieden werden.
Was sind die konkreten Gefahren an zugefrorenen Gewässern?
Die Eisstärke, ihre Beschaffenheit und somit die Tragfähigkeit können stark schwanken und sich selbst in einem kleinen Umkreis enorm verändern. Deshalb ist es trügerisch, sich darauf zu verlassen, dass das Eis schon halten werde. Denn die Entwicklung des Eises ist von vielen Faktoren abhängig, beispielsweise von Luft- und Wassertemperatur, Wind, Strömung (u.a. von einmündenden Bächen, Flüssen oder Quellen), von der Wassertiefe und einem sich ändernden Wasserstand, Pflanzenbewuchs unter Wasser, Schnee auf dem Eis (der isolierend wirkt und so potentielle Schwachstellen verdeckt) oder Erwärmung des Eises durch Sonnenschein. Dies sind nur einige Beispiele, wie die Eisbildung ungünstig sein kann.
Warum ist das so gefährlich?
Im kalten Wasser kann sich ein Mensch in der Regel nur wenige Minuten über Wasser halten. Schnell lassen die Kräfte nach und man ist zu stark geschwächt, um sich über Wasser halten zu können. Wer ins Eis einbricht, verliert bei den niedrigen Wassertemperaturen schnell das Bewusstsein und läuft so Gefahr zu ertrinken.
Wann ist das Eis tragfähig?
Es muss in der Regel mehrere Wochen strengen Frost geben, damit Gewässer richtig zufrieren. Aufgrund der vielen Einflussfaktoren auf die Eisdicke (siehe oben), gibt es keine verlässliche Antwort auf diese Frage. Tragfähig ist zudem nur das sogenannte Kerneis und nicht die gesamte Eisdecke.
Was sind Anzeichen für eine zu dünne Eisschicht?
Unter anderem dunkle (oder schwarze) Stellen im Eis zeigen an, dass die Schicht noch viel zu dünn ist. Auch verschneite Eisflächen und bewachsene Uferzonen sind gefährlich. Ebenso sind Seen, die von Bächen oder Flüssen durchzogen sind, gefährlich. An den Ein- oder Ausflüssen kann innerhalb weniger Meter das Eis deutlich dünner als auf dem Rest des Sees sein.
Wie verhält man sich, wenn das Eis knackt?
Falls das Eis knistert und knackt, am besten flach hinlegen, um das Gewicht zu verteilen und in Bauchlage ruhig in Richtung Ufer bewegen bzw. robben
Wie verhält man sich, wenn man selbst ins Eis eingebrochen ist?
- Ruhe bewahren, laut um Hilfe rufen und auf sich aufmerksam machen.
- Wenig bewegen, da der Körper sonst noch schneller auskühlt.
- Sich über Wasser halten, nicht unter das Eis geraten, sich falls möglich am Rand des Eises festhalten und/oder auf dickeres Eis hochziehen, gegebenenfalls auch seitwärts mit Händen und Füßen gleichzeitig.
- Falls das Eis beim Versuch, darauf zu klettern weiter einbricht, kann man sich langsam Richtung Ufer bewegen, indem man mit Ellenbogen oder Fäusten die Eisfläche zerschlägt, bis man ans Ufer gelangt.
Wie kann man helfen, wenn jemand ins Eis eingebrochen ist?
- Hilfe über die Notrufnummer 112 holen, die eingebrochene Person beruhigen.
- Falls möglich, die eingebrochene Person absichern mit Hilfsmitteln wie Rettungsring, Leitern (teilweise an Seen am Uferbereich vorhanden), Ästen, Abschleppseilen oder ähnlichen Gegenständen.
- Nur selbst ans eisige Wasser gehen, wenn man selbst über eine dritte Person mit einem Seil gesichert ist und am besten liegend (z. B. mit einer Leiter als Hilfsmittel, um das Gewicht auf dem Eis bestmöglich zu verteilen).
- Keinen direkten Kontakt mit dem Verunfallten herstellen (Hand reichen), immer ein Gegenstand dazwischen (einen Stock oder ein Hilfsmittel).“
- Den Verunfallten an Land bringen, bei Bewusstlosigkeit in der stabilen Seitenlage lagern, vor Kälte schützen, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Gibt es Hilfsmittel die genutzt werden können?
Die Wasserwachten in Stadt und Landkreis Rosenheim halten für solche Fälle Eisrettungsschlitten bereit. Es handelt sich dabei um Flachwasserboote aus Aluminium, welche im Winter mit großen Kufen versehen werden. Mit diesen rund 7m langen Schlitten können 2-3 Personen einer eingebrochenen Person zu Hilfe kommen.
Besonders wichtig ist, dass die langen Eishaken und ggf. Paddel mit auf das Eis genommen werden. Andernfalls ist es aufgrund der Größe und des Gewichts der Schlitten nicht mehr möglich sich aus einem Eisloch zu befreien und die Rettung fortzusetzen. Auch ist die Lagerung der Schlitten von zentraler Bedeutung. Die Wasserwachten lagern diese Schlitten stets umgedreht in der Nähe ihrer Wachstationen. Bei der Lagerung werden diese bewusst kopfüber gelagert, da sich sonst Schnee und Regen im Bootskörper sammeln und zu einer festen Eisschicht festfrieren. Solch eine Eisschicht erhöht das Gewicht so sehr, dass die Schwimmeigenschaften deutlich beeinträchtigt sind. Somit muss das Eis erst mühevoll entfernt werden. Die dazu nötige Zeit, haben aber ins Eis eingebrochene Personen nicht.
Eine Übersicht der Standorte kann der anhängenden Grafik entnommen werden.
Kann man sich weiter zum Thema Eisrettung informieren?
Die Wasserwachten in Stadt und Landkreis Rosenheim führen in den Wintermonaten regelmäßig Übungen zur Eisrettung durch. Unter www.kreiswasserwacht-rosenheim.de können Sie dazu gerne Kontakt mit der Ortsgruppe in Ihrer Nähe aufnehmen. Oder sprechen Sie uns einfach vor Ort an.
Die Wasserwacht
Seit 135 Jahren sorgt die Wasserwacht des Roten Kreuzes für Sicherheit am und im Wasser. Mit rund 130.000 Mitgliedern, davon 70.000 Aktiven, ist die Wasserwacht in Bayern der größte Landesverband und zugleich größte Wasserrettungsorganisation im Freistaat. In Bayern gibt es 556 Ortsgruppen, über 623 Wasserrettungsstationen, 256 Schnelleinsatzgruppen sowie fünf Wasserrettungszüge für den Katastrophenfall. Neben der Wasserrettung ist die Prävention des Ertrinkungstods die zentrale Aufgabe der Wasserwacht. Diese erfüllt die Wasserwacht durch Wassergewöhnungskurse für Kleinkinder, Schwimmkurse für Kinder- und Jugendliche, die Ausbildung zum Rettungsschwimmer und zum Wasserretter sowie die fachspezifischen Ausbildungen im Rettungstauchen, Bootsführen oder für Führungsaufgaben. In zahlreichen Bädern und an vielen Binnen- und Fließgewässern sorgt die Wasserwacht für Sicherheit. In einigen Bundesländern, auch in Bayern, ist die Wasserwacht Teil des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes und stellt mit den Schnelleinsatzgruppen Fachleute für Rettungen am und im Wasser. Zu den Aufgaben gehört auch der Gewässer-, Natur- und Umweltschutz.
Bericht und Foto: Kreiswasserwacht Rosenheim