Ukraine- & Nothilfe

Ukrainische Frauen finden in Prien eine neue Heimat

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am Anfang waren Anteilnahme und vor allem Unverständnis als die Nachrichten vom Krieg gegen die Ukraine und von der Flucht aus diesem Land berichteten. Dass Prien nicht nur ein Hort des Empfangens von Leuten, die ihr Land verlassen mussten, sondern auch in Prien eine neue Heimat geworden ist, das erzählten drei Frauen, die sich Dank fürsorglicher, ehrenamtlicher und ehrlicher Betreuung auf neue und eigene Füße stellen konnten.

Dasha aus dem Donbass hatte Schrecken und Glück gleichermaßen. Als ihre Flucht im Zug begann, musste dieser ohne Licht und in der Nacht lange stehenbleiben, weil er sonst Ziel eines Bombenangriffs geworden wäre. Sechs Tage war sie über Polen unterwegs bis sie in Prien bei einer Freundin aus gemeinsamen Tagen des Universitätsstudiums aufgenommen werden konnte. Das war im März 2022, nun ist die 33jährige Marketing-Spezialistin in ihrem bisherigen Beruf auch in Prien fündig geworden. Bei einer örtlichen Personalberatungsfirma hat sie aufgrund ihrer guten Deutsch- und Fachkenntnisse Anstellung gefunden. Gekommen ist sie mit ihrer Schwiegermutter und mit ihrer dreieinhalbjährigen Tochter, die sich über eine Kinderbetreuung im Haus Marquette freut. Nach ersten Nächten bei ihrer Freundin kam sie ins Haus einer Münchner Kinderstiftung in Prien. Bei der Stiftung handelt es sich um die Bernhard Ernst Kinderstiftung in der Osternacherstraße 67, Stiftungsvorstand ist Dr. Michael Stingl.  Nach ihrem Aufenthalt im Haus der Stiftung aber hat Dasha aus dem Donbass aus eigenen Einnahmen eine eigene Wohnung gefunden.

Auch Yevheniia aus Dnipro in der Süd-Ost-Ukraine hatte eine abenteuerliche Zeit bis zur Ankunft in Prien. Nach Ungarn und der rumänischen Hauptstadt Bukarest sollte es in die Türkei gehen, doch dann landete sie ohne ein Wort deutsch zu verstehen in München, von dort kam sie gleich nach Prien und nach zwei Tagen gleich wieder in die Corona-Isolation. Inzwischen ist sie „angekommen“, integriert, hat einen Minijob, eine eigene Wohnung und will nach dem laufenden Deutsch-Kurs bei der Volkshochschule noch selbstständiger für sich und für ihre zwei Töchter mit 11 Jahren (5. Klasse Schule) und 6 Jahren (Kindergarten) werden.

Sascha aus dem von Russland besetzten Nova Kokhowka ist mit ihrer fünfjährigen Tochter in Prien angekommen, im jüngst arg bombardierten Liv musste sie ihren 20jährigen Sohn musste   zurücklassen, ihr Mann konnte über abenteuerliche Wege und über russisches Gelände fliehen. Noch nicht in Vollzeit, aber im Rahmen eines Kleingewerbes hat sie sich nach erfolgreicher privater Wohnungssuche sogar in die Selbstständigkeit gewagt. In der Geigelsteinstraße 13 hat sie ein Nagelstudio für Maniküre, Pediküre und Nagel-Design in erster Linie für Frauen aufgemacht. „Mit den Frauen und Kunden lerne ich auch die deutsche Sprache“ – so die Jung-Unternehmerin, mit der über die Telefon-Nummer +49-151-46395086 Termine ausgemacht werden können.

Viel Verbindendes in Prien

Was die drei Frauen verbindet, das sind die Liebe zu ihrer zweiten Heimat Prien und der Dank an ihre schon lange begleitende Betreuerin Carla Fischer und den vielen weiteren ehrenamtlichen Begleitern in Prien. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die neu entdeckte Heimatliebe für Prien und der alle Samstag stattfindende Gemeinschaftstag. Dabei tauschen sich Frauen, Familien und Betreuer in ihrer gemeinsamen Trauer, aber auch in neuer Freude immer aktuell aus.

Fotos: Hötzelsperger – Ukrainer Frauen haben in Prien eine neue Heimat gefunden  – Aufnahme vor dem Priener Heimatmuseum   –  Von links: Carla Fischer mit Yevheniia Kolisnyk, Aleksandra Kiriukhina, Daria Orobko mit ihren Kindern


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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