Kultur

Stephanskirchen: Frauenbildnisse voller Symbolkraft

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In eine bezaubernde, innere Welt führt die neue Ausstellung in der „Galerie im Stall“, das heißt dem Atelierhaus von Aldona Sassek und Olivia Weinert in ihrem ehemaligen Bauernhaus im Ortsteil Kieling in Stephanskirchen. Sassek zeigt rund 20 neue, das heißt während des letzten Jahres entstandene große Öl- und Acrylbilder, dazu zum Durchblättern frühere Aquarelle und Zeichnungen. Aldona Sasseks „Markenzeichen“ sind ganz besondere Frauenbildnisse voller Symbolkraft in einer Mischung von Realität und Abstraktion, die dem Betrachter direkt unter die Haut gehen, seine Seele ansprechen können.

Die in einer aufwändigen, eigens von der Künstlerin entwickelten Technik  gemalten Frauen und Kinder scheinen in eine eigene Welt entrückt zu sein, in sich gekehrt, ruhig und abgeklärt. Besonders die Augen, die dem Betrachter überall hin folgen, sind faszinierend. Dabei sind die Gemälde in dem ehemaligen, ohnehin sehr niedrigen Stahl ungewöhnlich tief gehängt und damit auf Augenhöhe mit dem Betrachter. So sind sie ganz nah  und scheinen doch unnahbar, wie in eine unendliche Ferne gerückt. Aldona Sassek malt oft nach  Modellen, aber nicht nur deren äußere Erscheinung möchte sei wiedergeben, sondern den Wesenskern, das, was sich hinter dem Äußeren verbirgt. „Ich versuche, direkt die Seele zu malen“, erklärt sie. Alle Frauenbildnisse strahlen eine geheimnisvolle, fast mystische Aura aus. Oft tragen sie schöne Gewänder, Kleider oder Röcke mit phantasievollen Mustern, die mit den Mustern des Hintergrunds harmonieren und bisweilen auch verschmelzen. Dazu tragen sie, oft kunstvoll verschlungene Kopfbedeckungen oder Hut ähnliche Gebilde, die ihren Trägerinnen eine besondere Würde verleihen.

Oft tragen Sasseks Frauenfiguren symbolische Dinge auf dem Arm, ein Lämmchen, ein kleines Kalb, eine Gans, alles farblich harmonisch abgestimmt mit dem Bildhintergrund, der meist Motive aus der Pflanzen- und Tierwelt enthält, die symbolisch die Verbindung von Natur und Mensch darstellen. Auch in den wenigen „Weltkugelbildern“ – golden und doch in Teilen blutrot gefärbt, macht eine Interpretation angesichts der Weltlage nicht  schwer. Ergänzt werden die ans Herz gehenden Bilder durch eine kleine Auswahl an individuell gefertigten, schönen Armbändern und zarten Halsbändern aus selten verwendeten Steinen, wie Lava, gefasst mit Silber und Gold. Auch bei diesen Unikaten spielt die Symbolik und Farbzusammenstellung eine wichtige Rolle, so dass auch hier dem Betrachter breiter Spielraum zur Interpretation gelassen wird. Beide Künstlerinnen stammen aus Polen und leben seit 1981 im Chiemgau.

Aldona Sassek wurde 1954 in Posen, Polen, geboren und wuchs dort auf. Nach einer Ausbildung zur Goldschmiedemeisterin studierte sie Malerei und Grafik in London und München. Seit über 40 Jahren lebt sie in Bayern, heute seit langem in dem kleinen Flecken Kieling in Stephanskirchen, wo sie ihr Atelier zusammen mit Olivia Weinert, Jahrgang 1957, betreibt. Neben ihrer regen Ausstellungstätigkeit in der Region ist Aldona Sassek auch international mit ihren außergewöhnlichen Bildern häufig vertreten. In den letzten zehn Jahren waren es Orte wie Gent, Zürich, Baden-Baden, Hamburg, Osnabrück oder St. Johann bei Kitzbühel, denn sie hat eine echte „Fan-Gemeinde“, die sich kaum eine Ausstellung entgehen lässt. Die sehenswerte Ausstellung im Kunstatelier Sassek in der Kielinger Straße 145 in Stephanskirchen, ist noch am Samstag und Sonntag, 11. und 12. November von 14 bis 17 Uhr zu sehen, auf telefonische Anmeldung zu anderen Zeiten unter Telefonnummer 08036/ 8921, e-mail: a.sassek@t-online.de.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen – Zwei Bilder ohne Titel, die jeder Betrachter für sich leicht interpretieren kann. In Öl- und Acrylfarbe gemalt, von Aldona Sassek.    

                                     

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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