Leitartikel

Sommergespräch mit Max Bertl vom Bayerischen Trachtenverband

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Monate Juli und August sind in der Regel die aktivste Zeit für Bayerns Trachtler, traditionsgemäß folgt ein Fest dem Anderen. Für Max Bertl, dem Landesvorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbandes mit 22 Gauverbänden von Franken bis ins Berchtesgadener Land sowie mit rund 165.000 erwachsenen Trachtlerinnen und Trachtlern und über 100.000 Jugendlichen ist es aber heuer eine besonders ruhige Zeit. Coronabedingt treffen sich die Gaue, Vereine und ihre Mitglieder nur spärlich und staad, die Großveranstaltungen sind allesamt abgesagt, Zusammentreffen in kleiner Runde werden schon und manchmal auch sehr ideenreich organisiert. Aber wie geht es weiter bei Bayerns Trachtlern? Das konnten wir bei einem Chiemsee-Besuch Max Bertl fragen.

Coronus hat viele Auswirkungen auf das Veranstaltungsgeschehen, aber auch auf das Trachtenkulturzentrum im niederbayerischen Holzhausen wie Bertl erläutert: „Das Jugendbildungshaus mussten wir schließen, allmählich können wieder kleinere Seminare und Gruppen angenommen werden, das Personal ist noch in Kurzarbeit und die allgemeinen und aktuellen Hygiene-Auflagen werden natürlich eingehalten“. Am meisten fehlen Bertl die heurigen Gautrachtenfeste, die allesamt abgesagt wurden. Erst jüngst wäre in Bergen im Chiemgau Bayerns größtes Trachtenfest vom Gauverband I (mit 118 Vereinen) gewesen. Anstatt des gemeinsamen Feierns versammelten sich viele Vereine des Gauverbandes I in ihren Heimatorten und feierten individuell, unter anderem auch mit einem Gottesdienst, der ja fester Bestandteil eines Gautrachtenfestes ist. „Ein Gaufest ist der absolute Höhepunkt eines jeden Trachtlers und einer jeden Trachtlerin im Vereinsjahr, auf diesen Festen zeigt sich die Vielfalt der Trachten und Bräuche und die Leute kommen zueinander, oft ist das die einzige Gelegenheit im Jahr, dass man sich sieht und trifft“ – so der Verbands-Vorsitzende, der noch ergänzt, dass die Mitglieder von Trachtenvereinen auch sonst im Jahr und im Dorf wie selbstverständlich da sind und er sagt: „Wir brauchen nicht eingeladen werden, wir sind einfach da, wenn im Ort was los ist“. Ob Corona das Trachtlerleben insgesamt verändert? Auf diese Frage antwortet Max Bertl wie folgt: „Wenn ich am Sonntag wie gewohnt in meinen Terminkalender schaue, die Woche plane und feststelle, dass ich kaum einen Termin habe, dann ist   das zu den Gaufestzeiten ein zuweilen beklemmendes Gefühl und eine nachdenkenswerte Situation, da hoffe ich schon sehr, dass es bald wieder eine gewisse Normalität gibt“.

Neun Jahre war Max Bertl als Nachfolger von Otto Dufter Landesvorsitzender der Bayerischen Trachtler, weitere neun Jahre zuvor war er dessen Stellvertreter. „Jetzt ist es wieder Zeit zum Stabwechsel“ – so der Zimmerer-Meister im Ruhestand, der sich in den letzten Jahren auch bei der Bürgerallianz Bayern engagierte. Der Stabwechsel soll am 10./11. Oktober bei der Jahrestagung beim heurigen Gastgeber, dem Bayerischen Inngau-Trachtenverband in Oberaudorf im Landkreis Rosenheim erfolgen. „In welcher Größe und Form wir diese Tagung abhalten können und werden, das wird sich noch ergeben, hier müssen wir die Corona-Entwicklungen abwarten. In jedem Fall aber haben wir auch einen Plan B“ – diese Information gab es bei der jüngsten Sitzung des Landesvorstands, diese Sitzungen, die zuletzt immer im Trachtenkulturzentrum stattfanden, werden neuerdings zum Teil auch virtuell abgehalten, was Zeit und weite Fahrten erspart – aber halt nicht so persönlich sind.

Foto/s: Hötzelsperger – Max Bertl im Sommer – zuletzt war er mit dabei, als der Bayerische Trachtenverband Bundeskanzlerin Angela Merkel am Chiemsee mit einem jungen Trachtenpaar willkommen hieß.

  • Max Bertl mit Michael Feßler, Chef der Chiemsee-Schifffahrt
  • Max Bertl im Gespräch mit Staatskanzlei-Chef und Minister Florian Herrmann
  • Max Bertl und Ministerpräsident Dr. Markus Söder

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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