Land- & Forstwirtschaft

Rosenheimer Pflanzenbautag

Beim Rosenheimer Pflanzenbautag des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim und des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Rosenheimer Land im Gasthaus Höhensteiger wurden heuer die Themen Grünland und Pflanzenschutz im Mais behandelt.

Über ein zahlreiches Erscheinen der Landwirte, vor allem aber auch über die Anwesenheit sehr vieler junger Besucher, freute sich Sepp Grandl, Vorsitzender des vlf ´s– Rosenheimer Land. Für ihn ist eine gute Grassilagequalität die Grundlage für eine erfolgreiche Milchviehhaltung, weshalb die fachliche Fortbildung in diesem Bereich entscheidend ist, um das Grünland künftig optimal zu bewirtschaften. Dem schloss sich Anna Bruckmeier, Behördenleiterin des AELFs Rosenheim, an. Der Pflanzenbautag habe eine langjährige Tradition und biete immer wieder Raum für neutrale, wissenschaftlich basierte Informationen und spannende Diskussionen unter den Anwesenden. Maximilian Satzl, Pflanzenbauer am AELF in Rosenheim, führte als Moderator souverän durch die Veranstaltung.

Steigende Anforderungen an Pflanzenschutzmittel, Wegfall von Wirkstoffen und Resistenzbildungen stellen viele Landwirte vor große Herausforderungen.

Den Auftakt der Fachvorträge machte Klaus Gehring vom Institut für Pflanzenschutz der LfL Freising. Er ging auf aktuelle Entwicklungen im Pflanzenschutz und der Unkrautregulierung ein. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf das Weidelgras als „neues Schadgras“ sowie die Schadhirsen, die bei stärkerem Auftreten Ackerkulturen wie Mais oder Getreide unterdrücken können. Die Zukunft der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion wird durch „Mega-Trends“ bestimmt. Dazu gehören neben Klimawandel, Gesellschaft und Politik, auch Erforschung, Innovation sowie die Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Pflanzenschutzmittel. Mit chemischen Pflanzenschutzmitteln Ungräser und Unkräuter zu bekämpfen, wird für Landwirte immer schwieriger. Dies liegt unter anderem daran, dass die Auflagen bei der Ausbringung steigen, langjährige Wirkstoffe verloren gehen oder Unkräuter die Bekämpfung aufgrund einer fortschreitenden Resistenzentwicklung schlichtweg überleben. Ein Schadgras der Zukunft im Ackerbau ist das Weidelgras. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Wiesengras, das aufgrund seiner hervorragenden Eignung als Futter für Milchkühe, züchterisch bearbeitet – auch auf Ackerflächen angebaut wird. Wird dieses nach einer mehrjährigen Nutzung wieder umgebrochen, um beispielsweise Silomais auf der Fläche anzubauen, jedoch nicht restlos entfernt, kann es sich aufgrund seiner Schnellwüchsigkeit zu einem echten Problem für diesen Silomais entwickeln. Wird dieses Weidelgras im Maisfeld zu groß, kann es nicht mehr ausreichend mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. Überlebende Weidelgraspflanzen bilden Samen und wieder Pflanzen, die gegen den vorher eingesetzten Wirkstoff dann oft schon resistent sind.  Ein vielversprechender Lösungsansatz für die Weidelgrasproblematik im Ackerbau wäre beispielsweise die Anlage eines „falschen Saatbetts“ vor Mais. Hier wird das Saatbett bereitet, ohne, dass eine Aussaat durchgeführt wird. Im feinkrümeligen Boden läuft dieses auf und kann mit weiteren Bodenbearbeitungsgängen bis zur Maisaussaat bekämpft werden. Das Samenpotenzial in der obersten Bodenschickt reduziert sich deutlich.

Auch bei Schadhirsen stellen Resistenzbildungen ein Problem dar. Vor allem im Mais sprechen verschiedene Arten von Hirsen inzwischen unterschiedlich stark auf Herbizide an. Bei einer Bekämpfungsleistung von nur noch 90 % kommt es zwangsläufig zu einer Erhöhung der resistenten Population. Versuche zeigen den positiven Einfluss mechanischer Regulierungsverfahren wie Striegel oder Hackgerät auf den Bekämpfungserfolg. Die Kombination mit einem chemischen Pflanzenschutzmittel zeigte in mehreren Versuchen sowohl einen hervorragenden Regulierungseffekt und gleichzeitig auch eine Ertragssteigerung gegenüber rein chemischen Unkrautregulierungsvarianten. Für die Landwirte wird es künftig noch wichtiger, alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten – chemisch und mechanisch – unter perfekten Bedingungen auszuschöpfen, um optimale Wirkungsgrade zu erzielen und so bereits im Vorfeld der Resistenzbildung entgegenwirken zu können.

Milchkühe brauchen speziell gemanagtes Grünland, um viel Milch geben zu können.

Im zweiten Vortrag gab Johann Staltmayr vom Erzeugerring für Pflanzenbau Südbayern e.V. (LKP) praktische Hinweise zur Grünlandbewirtschaftung. Hochwertiges Futter für hochleistende Milchkühe kann nur mit einem jungen, gras- und leguminosenreichen Grünlandbestand erzeugt werden. Mit regelmäßigen Futteruntersuchungen können Landwirte sehr schnell abschätzen, wie es um die aktuelle Qualität der Silage steht und durch pflanzenbauliche Maßnahmen wie Nachsaat, Schnittzeitpunkt und Düngung deren Qualität wesentlich verbessern.

Wie die Aufwertung der Grünlandbestände in der Praxis aussehen kann, zeigte Johannes Überacker vom AELF Rosenheim. Dabei wurde in Praxisversuchen auf dem Demonstrationsbetrieb für Gewässerschutz von Josef Linner untersucht, wie man ganz speziell die Wiesenrispe in einen Grünlandbestand etablieren kann, weil sie zum einen sehr trockenheitsverträglich und zum anderen winterhart ist. Gleichzeitig liefert sie qualitativ sehr hochwertiges Futter. Wird Wiesenrispesaatgut in einen Grünlandbestand gesät, wird dieses keimende Gras aufgrund seiner schwachen Konkurrenzkraft und langsamen Jugendentwicklung schnell von den bestehenden Gräsern unterdrückt. Im Versuch wurde deshalb minderwertiges Grünland in schlechter Artenzusammensetzung mit einer Fräse flach – Ziel sollte sein, den Bodeneingriff so schonend wie möglich zu gestalten – umgebrochen. In unterschiedlichen Parzellen sollte herausgefunden werden, welche Ansaattechnik sich für die Etablierung der Wiesenrispe am besten eignet. Sehr erfolgversprechend war die frühe Einsaat einer Standard-Grünlandmischung mit Weidelgräsern, Lieschgräsern und Weißklee mit einer Drillmaschine. Anschließend wurde die Wiesenrispe mit einem Feinsamenstreuer flächig abgelegt und angewalzt. Überacker ging zudem noch auf die große wirtschaftliche Bedeutung von hochwertigen Grünlandbeständen ein. Durch hochwertige Grassilage – viel Energie und viel Eiweiß – kann ein landwirtschaftlicher Milchviehbetrieb seine Produktionskosten deutlich senken, da weniger teures Zukaufskraftfutter eingesetzt werden muss.

Nach den Vorträgen und Dankesworten an die Referenten bestand für die Besucher des Rosenheimer Pflanzenbautags die Möglichkeit, den Vormittag bei einem gemeinsamen Mittagessen mit fachlichem Austausch ausklingen zu lassen.

Bericht und Foto: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim

Bildunterschrift: vl: Josef Grandl, vlf Rosenheimer Land, Johannes Überacker AELF Rosenheim, Johann Staltmayr, LKP, Klaus Gehring, LfL, Maximilian Satzl, AELF Rosenheim, Anna Bruckmeier, AELF Rosenheim


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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