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Repair Cafe in Aschau wiedereröffnet

„Wir machen das Gehäuse vom Staubsauger auf, dann werden wir schon sehen, warum er nicht mehr geht“. Wolf Neelsen nimmt den Schraubendreher und öffnet den betagten Staubsaugerkopf. „Das ist ein Markengerät, das zu seiner Zeit teuer und für seine gute Verarbeitung bekannt war. Leider gibt es die Firma nicht mehr und Ersatzteile auch nicht, aber mit ein bissel Glück bringen wir ihn wieder zum Laufen“. Die Kundschaft auf der anderen Seite des Tresens findet, dass der alte Staubsauger zum Wegwerden viel zu schade wäre, aber was soll man mit einem Staubsauger anfangen, der keinen Staub mehr saugt? Beim „ersten Aschauer After-Corona-Repair-Cafe“ in der Aula der Preysing Grundschule kamen die Besitzer älterer kaputter Geräte aller Art mit Monteuren zusammen, die das Reparieren noch gelernt haben. So gelang es ihnen tatsächlich, einigen nicht mehr funktionierenden Haushaltsgeräten wieder Leben einzuhauchen. „Es geht wieder, aber eine Garantie können wir nicht geben“. Aber bei weitem nicht alles kann wieder repariert werden, auch wenn der Besitzer meint, so groß könne der Schaden doch gar nicht sein. „Es gibt auch Dinge, die tatsächlich endgültig und irreparabel kaputt sind. Lebensgefährliche Reparaturarbeiten mit Isolierband und Lötkolben gibt es bei mir und damit im Aschauer Repair Cafe nicht“, so Wolf Neelsen, „niemand soll durch unsachgemäße Arbeiten gefährdet werden“.

Markus Piller, der Projektleiter des Aschauer Repair Cafes ist der Ansicht, dass man Dinge nicht gleich wegwerfen sollte. Vielleicht kann man’s ja noch reparieren. Seit anderthalb Jahren hat er sich in der Corona Pause – zusammen mit dem Seniorenbeirat Aschau – viele Gedanken um das Weiterverwenden von Gegenständen gemacht, die nicht mehr funktionieren, aber zum Wegwerfen einfach viel zu schade sind. In den kommenden Monaten soll das Repair Cafe weiter ausgebaut werden, künftig sollen die Spezialisten wieder an jedem ersten Samstag im Monat Anleitung zur Selbsthilfe geben oder die Reparaturarbeiten gleich selbst an Ort und Stelle durchführen. „Ehrenamtliche Fachleute stehen für die Besucher mit dem richtigen Werkzeug bereit und helfen ihnen dabei ihre mitgebrachten Gegenstände zu reparieren, wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe und stellen keine Konkurrenz zu professionellen Reparaturbetrieben dar“. Die Arbeit der Helfer ist kostenlos, lediglich wenn neues Material gebraucht und eingebaut wird, muss es auch bezahlt werden. „Alle Sachverständigen hatten den ganzen Nachmittag gut zu tun“, freute sich der Vorsitzende des Seniorenbeirats Philipp Ramming, „wir hatten eine ganze Palette Fachleute in der Aula der Preysing Schule: Elektrotechniker, Fachleute für Haushaltsmaschinen und für die Holzbearbeitung, dazu eine Schneiderin, eine Fachfrau fürs Stricken und Handarbeit, sowie für die Computerfreaks“.

„Mit der Wiedereröffnung des Repair-Cafes ging ein lang gehegter Wunsch und lange geplantes Vorhaben des Seniorenbeirats in Erfüllung“, erzählte Philipp Ramming, „gerade die ältere Generation hat kein Verständnis dafür, etwas wegzuwerfen, bloß weil ein kleiner, eigentlich mit wenig Aufwand behebbarer Schaden die Funktion einschränkt. So landen jeden Tag viele verwertbare Gegenstände im Müll, die mit ein paar Handgriffen wieder funktionsfähig gemacht werden könnten – wenn der Eigentümer wüsste, wie das geht. Wir wollen das Wissen der Fachleute und die defekten Gegenstände zusammenbringen und versuchen unnötige Anschaffungen soweit wie möglich zu vermeiden“.

Gut angenommen wurde der Cafe-Bereich in der Aula der Preysing Schule. Während sich die Fachleute um die Gerätschaften kümmerten, tranken die Besucher einen Kaffee zum mitgebrachten Kuchen und vertrieben sich die Wartezeit beim Ratschen. „Wir wollen die Bastler und Tüftler durch ein gutes Angebot anlocken und nach dem Abschluss der Reparaturarbeiten zum Bleiben animieren“, so Markus Piller.

Das nächste Repair Cafe in Aschau öffnet am Samstag, 6. November um 14 Uhr in der Aula der Preysing Grundschule wieder seine Türen.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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