Gastronomie

Priener Blasmusik: gelungenes Starkbierfest

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Starkes Bier, schöne Blasmusik und starke Sprüche in Prien – Bürgermeister und Pfarrer besonders stark ins Visier genommen

„Unser Erster Bürgermeister Andreas Friedrich sollte das Storchennest zwischen Rathaus und Bücherei genau im Auge behalten, unser Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior wird wohl aufgrund seiner lang anhaltenden Ski-Aufenthalte eine Staatsbürgerschaft in Österreich anstreben und alles was wir heute nicht mehr vorbringen konnten, das schieben wir auf die lange Bank von Dritten Bürgermeister Martin Aufenanger“ – das waren nur einige der Spitzen beim heurigen Starkbierfest der Priener Blaskapelle im König-Ludwig-Saal. Für die vielen Spitzen sorgten die Schwester Rosi Hell und Brigitte Sperger vom Hansl-Hof in Prien-Leiten. Ihr einstündiger Ratschkathl-Vortrag war einer der Höhepunkte des musikalischen und kulinarischen Festabends, der nach dreijähriger Zwangspause endlich wieder in Präsenz möglich war.

 Musikvorstand Stefan Hackenberg war sichtlich die Freude anzumerken, dass er im vollen Saal wieder so viele Musik- und Starkbierfreunde sowie Ehrengäste aus nah und fern begrüßen konnte. Sein besonderer Dank galt dem Team von Felix Löhmann und dem Cafe-Luitpold-Team für die Bewirtung und Prokurist Richard Hundhammer vom Hofbräuhaus Traunstein. Sein mitgebrachtes Fass zapfte Bürgermeister Friedrich mit einem festen ersten und einem weiteren kleinen Sicherheitsschlag so gekonnt an, dass kein Tropfen des edlen Hopfengetränks verloren ging. Alsdann konnten sich die Zuhörer wieder den Blasmusikweisen widmen, die mit konzertanten Stücken der Jugendblaskapelle unter der Leitung von Lothar Beyschlag begannen. Unter seinem Dirigentenstab kam es auch zu einem Gemeinschaftsstück der Jugend- und der Erwachsenen-Besetzung, was zeigte, dass es ganz im Sinne des Fördervereins für Blasmusik in Prien keine Nachwuchsschwächen gibt.

„Drei Bürgermeister bei der Größenverteilung benachteiligt“

„Schee, dass wir wieder Ratschn dürfen“ – das waren beim Ankommen im Saal die ersten Worte der beiden Ratschkathl´n, die wieder einmal das Anzapfen versäumten und die mit einem Blick ins Priener Rathaus feststellten, dass der inzwischen auch nicht mehr ganz neue Bürgermeister mitsamt seinen Stellvertretern nicht herausragt, wenn er unter die Leute geht. „Dass die Bürgermeister bei der Größenverteilung nicht bevorzugt worden sind, das ist das Eine, das Andere ist, dass es trotz einiger Verbesserungen noch notwendig ist, dass der Erste Bürgermeister als eingefleischter Junggeselle von Mode wenig Ahnung hat, davon aber viel. Wir werden uns seiner Modeberatung annehmen“.  Froh zeigten sich die beiden Redegewandten, dass die Pfarrersuche für Prien abgeschlossen ist und dass sich Pfarrer Gottfried Grengel mit Studio-Aufenthalten und Eichental-Jogging fit hält. „Die Fitness braucht er allein schon deswegen, weil er mit seinem breiten Auto in die kleine Pfarrhof-Garage nur schiebend hineinkommt“. Ins Priener Geschichtsbuch sowie ins Guiness-Buch der Rekorde wird Pfarrer Grengel aufgrund des vorjährigen Fronleichnamszuges und dessen Dauer kommen. „Pfarrer Grengel, der Typ ist der Wahnsinn, er wird nicht nach Stunden sondern pauschal bezahlt, deswegen wurden an Fronleichnam die Stations-Gestaltungen am Rathaus und Am Gries verkürzt und ob des aufkommenden Sturmes verzichtete der Geistliche auf die letzte Station in der Kirche mit den Worten: `Bei dem Sauwetter mog i nimma – gehet hin in Frieden“ – so Gemeinderätin Rosi Hell, die zusammen mit ihrer Schwester Brigitte auch den Evangelischen Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth ins Visier nahm und diesen baldigen Ruheständler ob seines Bartes als Relikt des Woodstock-Festivals bezeichnete. Daraufhin gab es ein Sonder-Prosit auf die gute Priener Ökumene der Katholischen und Evangelischen mit den Neuapostolischen.

„Jahr des Wassers – aber Prienavera schließt“

Wehmütig nahmen sich die Rednerinnen die im Sommer aus Priener PriMa-Diensten scheidende Tourismus-Chefin Andrea Hübner vor, dazu sagten sie: „Für heuer haben Sie noch das Jahr des Wassers angerichtet, gerade zu einer Zeit, wo das Prienavera geschlossen ist, wo der Kneipp-Verein wegen Corona nicht mehr zur Wassergymnastik in die Kronprinz-Klinik kann und wo die Wassertretbecken wegen vermutlicher Glasscherben nicht mehr gefüllt werden“. Eine weitere touristische Betrachtung galt der Seestraße, die keine Prachtstraße mehr ist, Künstler-Vorschläge bräuchte und beim Seehotel Feldhütter in ein optisches Desaster mündet. Natürlich waren auch die jüngsten Ereignisse um die Ortsumgehung Prutdorf ein Thema, dazu sagten die allwissenden Frauen: „Gell, Herr Abgeordneter Klaus Stöttner, bei der Länge des Vorhabens zeigt sich mal, dass Politiker nicht lügen, sondern sich nur immer der Situation anpassen“. Sein eventueller Nachfolger im Landtag Daniel Artmann und derzeitiger Zweiter Bürgermeister der Stadt Rosenheim nahm zusammen mit seiner Frau und Priener Gemeinderätin Annette Resch die Einschätzungen schmunzelnd entgegen. Bestimmt haben Artmann und Resch auch vernommen, dass das Lechnerhaus in der Beilhackstraße nahe dem Großen Priener Kurpark als großer und langjähriger Schandfleck bezeichnet wurde.

Dank für Marktjubiläum, Partnerschaften und Ukraine-Helfern

Rosi und Brigitte kamen aber nicht nur zum kritischen Berichten, sondern auch zum Danken in den König-Ludwig-Saal. Unter anderem dankten sie der Jungbauernschaft, der Feuerwehr und den Trachtlern aus Prien und Atzing für deren Unterstützung bei den Marktjubiläums-Feierlichkeiten und Johannes Dreikorn – dem Fastenprediger Bruder Barnabas aus den Vor-Corona-Zeiten – für dessen leidenschaftlichen Einsatz zum Wohle der Partnerschaften mit Graulhet und Valdagno. „Bei den Auftritten in Graulhet kam sich die Atzinger und Priener Trachtler bei ihren Integrationsbemühungen einen schönen Schritt näher, ein nächster Erfolg könnte der gemeinsam gestohlene und bewachte Wildenwarter Maibaum sein, aber so ganz scheint die Integration der Priener in Atzing (oder umgekehrt) noch nicht abgeschlossen zu sein“. Vollendet scheint hingegen die Freundschaft zwischen Prien und der hessischen Gemeinde Weilrod. Erst vor kurzem war Bürgermeister Andreas Friedrich („Wohl aus Gründen, sich wegen der dortigen Windräder-Erfolge näher zu erkundigen“) im Hochtaunus, beim Starkbierfest zugegen waren von der Feuerwehr Hasselbach Ehrenvorsitzender Stefan Mühle und Armin Mühle-Fink als Entsandte von Bürgermeister Götz Esser. Bedauert wurde von den Ratschkathln die Auflösung des Ludwig-Thoma-Schützenvereins und des Spielmannszuges der Gebirgsschützen, die Schließung des Schützenwirtes von der FSG Prien, die eingeschränkten Öffnungszeiten des Bayerischen Hofes sowie die bevorstehende Schließung des EDEKA-Marktes im Ortszentrum. Lob hingegen gab es wieder für die vielen Ehrenamtlichen, insbesondere für die rund 80 Frauen und Männer des Ukraine-Helferkreises. „Diese haben sich unter der Leitung von Regina und Fritz Seipel auch nicht aus der Ruhe bringen lassen, als das Rosenheimer Landratsamt angebotene und saubere Bettwäsche ablehnte, dafür aber das eigens gekaufte Bettzeug nach Gebrauch wieder entsorgte“. Ganz aktuell kritisierten die Ratschkathln, dass die Priener Jugend bei der aktuellen Schmückung des Osterbrunnens von Bürgern sogar ob ihrer Brauchpflege beschimpft wurden, das bewerteten sie mit den Worten: „Der Jugend, die im Ehrenamt den Ort verschönert, gehört Dank und Anerkennung“.

Nicht nur mit Worten bedankten sich Rosi Hell und Brigitte Sperger abschließend beim Ersten Bürgermeister und beim Pfarrer. Andreas Friedrich erhielt für seine zukünftigen Radtouren eine Radlerhose und Gottfried Grengel erhielt für seinen Single-Haushalt ein Kochbuch für Allein-Kochende. Danach gab es wieder Blasmusik, passend zuerst mit der Amtsgerichts-Polka unter der Leitung von Dirigentin Regina Huber.

Im Rahmen des Starkbierfestes nahm der Musikbund Ober- und Niederbayern mit dem Bezirk Inn-Chiemgau Ehrungen für verdiente Priener Blasmusikanten vor – hierüber berichten wir noch gesondert.

 Foto: Michael Anner junior – Regina Huber als Dirigentin verstand es bestens mit dem Blasmusikklangkörper für Stimmung zu sorgen

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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