Leitartikel

Patenschaft: Aschau-Bad Reichenhall

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Gemeinde Aschau zeigt bereits an den Ortseingängen ihre Verbundenheit mit der dritten Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 in Bad Reichenhall seit einem Vierteljahrhundert. Die schwarze Gams auf dem Dreifachberg weist zusammen mit dem Schlachtruf der dritten Kompanie „Hurra die Gams“ auf die Patenschaft der Gemeinde Aschau mit den Reichenhaller Jagern hin. Die Gams stammt aus dem Kitzbühler Wappen und erinnert an das Erkennungszeichen der ehemaligen fünften Gebirgsdivision, die ihre Standorte zwischen Brannenburg und Reichenhall hatte. Bürgermeister Simon Frank und Bauhofleiter Rudi Angermaier legten letzte Hand an das neue Schild am ostwärtigen Ortseingang an und befestigten die allerletzten Schrauben.

Der Kompaniechef der dritten Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 Major Marcel Zens und der Kompaniefeldwebel Oberstabsfeldwebel Klaus Fischer überreichten Bürgermeister Simon Frank die neuen Schilder für die Aschauer Ortseingänge. „Wir Gebirgsjäger des Bataillons 231 zeigen mit diesen Patenschaftsschildern greifbar und anschaulich unsere langjährige Verbundenheit mit den Gemeinden in der Region Südostbayern“. Bereits zur Jahrtausendwende schlossen die dritte Kompanie und die Gemeinde Aschau formell und feierlich ihre Patenschaft. Der Kompaniechef der dritten Kompanie Hauptmann Hofbauer und Bürgermeister Kaspar Öttl unterschrieben damals die beiden Urkunden. Die Ausfertigung der Gemeinde hängt seither im Dienstzimmer des Bürgermeisters. Die Gemeinde Aschau hält seit Jahrzehnten engen Kontakt mit der jeweiligen Kompanieführung, sei es durch die Teilnahme von Veranstaltungen am Standort Bad Reichenhall, durch die alljährliche Einbindung ins Ferienprogramm der Gemeinde oder durch die Durchführung des Feierlichen Gelöbnisses.

Die Patenschaft der Gebirgsjäger mit Aschau besteht jedoch schon sehr viel länger: seit 1960 kommen die Reichenhaller Jager regelmäßig zum Nikolausbesuch in das Behandlungszentrum nach Aschau. Drei Jahre nach ihrer Gründung suchte die junge Bundeswehr zunächst überall zivile Partner für Patenschaften und so entstand über den damaligen Kompaniefeldwebel der Dritten die Verbindung mit der „Aschauer Kinderklinik“ und daraus 40 Jahre später auch mit der Gemeinde Aschau. Dieser Nikolaus hat auch immer ganz besondere Helfer mit dabei, ein Dutzend junge Männer und Frauen in der schmucken Uniform der Gebirgsjäger. Früher brachten die Jager auch noch ihre eigenen Mulis aus der Tragtierkompanie – beladen mit Geschenken für die kleinen Patienten – mit und auch eine eigene Musikkapelle gehörte damals noch zu den Besuchern, diese Zeiten sind aber wohl endgültig vorbei. Die Bad Reichenhaller Gebirgsjäger besuchen seit Jahrzehnten unter der Führung des jeweiligen Kompaniechefs und des Kompaniefeldwebels die Kinder im Behandlungszentrum und bringen ihre Geschenke für die Kinder. Vor über 60 Jahren haben die Reichenhaller Jager die Patenschaft für die damalige Orthopädische Kinderklinik übernommen, stets mit Leben erfüllt und seit über sechs Jahrzehnten aufrechterhalten. Für die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Gebirgsjäger ist es in allen Jahren selbstverständlich gewesen, in jedem Jahr nach Aschau zu kommen, ganz egal wie voll auch ihr Terminkalender war und ob sie gerade vom Truppenübungsplatz oder aus dem Einsatz in Norwegen, Litauen, vom Balkan oder von Afghanistan direkt nach Aschau kamen.

Auch die anderen Kompanien des Gebirgsjägerbataillons 231 sind eng mit ihren Patengemeinden verbunden: die erste Kompanie hat die Gemeinde Inzell als Partner, die zweite Reit im Winkl, die dritte Aschau, die vierte Bayrisch Gmain und die fünfte Ruhpolding. Bei einem Treffen mit den fünf Bürgermeistern händigte der Bataillonskommandeur Oberstleutnant Dr. Simon Werner die neu gestalteten Schilder aus und informierte die Rathauschefs über aktuelle Projekte der Gebirgsjägerbrigade 23, darunter die bevorstehende Verpflichtung als Core Battle Group der EU. Der Brigadekommandeur Brigadegeneral Michael Bender betonte die Unterstützung der Patengemeinden.

Insgesamt bestehen bundesweit rund 700 Patenschaften zwischen Einheiten und Verbänden der Bundeswehr und Städten und Gemeinden. Nach den verfügbaren Unterlagen wurde die erste Patenschaft am 1. Februar 1959 zwischen dem Minenjagdboot Weilheim und der Gemeinde Weilheim/Oberbayern eingegangen. Zum Zweck der Patenschaften heißt es in den Vorschriften der Bundeswehr: „Patenschaften von Einheiten und Verbänden der Bundeswehr mit Städten und Gemeinden sollen das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger für die Bundeswehr als Instrument einer wehrhaften Demokratie zur Friedenssicherung fördern. Die Maßnahmen seitens der Bundeswehr zur Ausgestaltung von Patenschaften sollen die Kommunikation über relevante Bundeswehrthemen mit den Bürgerinnen und Bürgern anstoßen und die Truppe in ihren Funktionen und Aufgaben darstellen. Eine damit einhergehende Meinungsbildung bei den Beteiligten über aktuelle sicherheitspolitische Fragen ist davon unberührt. Patenschaften von Städten und Gemeinden mit Einheiten und Verbänden der Bundeswehr werden freiwillig eingegangen. Die Initiative dazu geht von den Städten und Gemeinden aus. Patenschaften beruhen auf Gegenseitigkeit und schaffen keine Abhängigkeiten, sie können jederzeit aufgelöst werden. Zur Ausgestaltung einer Patenschaft gibt es vielfältige Möglichkeiten, die zwischen den Beteiligten unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen abgestimmt werden“.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg – Bürgermeister Simon Frank und Bauhofleiter Rudi Angermaier legten letzte Hand an das neue Schild der Patenschaft mit der dritten Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 in Bad Reichenhall am ostwärtigen Ortseingang an und befestigten die allerletzten Schrauben.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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