Kultur

Neues Schloss Herrenchiemsee – Lüsterrestaurierung

Veröffentlicht von Christina Rechl

Lüsterrestaurierung in schwindelerregender Höhe abgeschlossen

Die Bayerische Schlösserverwaltung hat im Neuen Schloss Herrenchiemsee eine besondere Restaurierung erfolgreich abgeschlossen: Der 2,8 Meter hohe und 2 Meter breite Lüster des Gardesaals wurde vor Ort in luftiger Höhe vom Gerüst aus durch eine Fachfirma restauriert, um die originale Verdrahtung der Gläser zu erhalten.

Der Lüster wurde 1883 von der österreichischen Firma Lobmeyr geliefert. Der bayerische König Ludwig II. hatte sie bei der Weltausstellung in Wien im Jahr 1873 kennengelernt und mit der Herstellung sämtlicher Kristalllüster im Neuen Schloss Herrenchiemsee beauftragt. Zur Zeit der Erbauung des Neuen Schlosses Herrenchiemsee im späten 19. Jahrhundert wäre zwar eine elektrische Beleuchtung bereits möglich gewesen, der Bauherr Ludwig II. bestand jedoch auf Kerzen: Ganze 84 Stück befinden sich auf dem Lüster. Im Gegensatz zu den Lüstern im Spiegelsaal von Herrenchiemsee ist der Lüster im Gardesaal fest mit einer Kette im Dachstuhl verankert und kann nicht herabgelassen werden. Um das Anzünden der zahlreichen Kerzen zu erleichtern, gab es spezielle Zündschnüre, die sie miteinander verbanden. Das Anzünden der Kerzen in sämtlichen Repräsentationsräumen des Neuen Schlosses muss dennoch sehr lange gedauert haben und der Verbrauch war immens: Beachtliche 40.000 Kerzen wurden alleine während der neun Tage verbraucht, an denen sich Ludwig II. vom 30. September bis zum 8. Oktober 1883 im Neuen Schloss Herrenchiemsee aufhielt. Aus konservatorischen Gründen werden die Kerzen heute nicht mehr angezündet.

Das Gestell des Lüsters ist aus bronziertem Eisen gefertigt – eine Technik, bei der das Eisengestell grundiert, vergoldet und anschließend mit einer braunen Lasur versehen wurde, um die Bronzeoptik zu erzielen. Durch Wachsspritzer und die Reibung der anliegenden Glaspendel war die Oberfläche des Gestells teilweise abgeschabt, sodass vor der Restaurierung an manchen Stellen die Vergoldung oder das Eisen zum Vorschein kamen. Der vielfältige Glasbehang, die sogenannten Pendeloques, fehlten zum Teil oder waren vertauscht. Da das Neue Schloss Herrenchiemsee einen reichen Bestand an Originalglasbehang beherbergt, mussten nur von einer der 16 unterschiedlichen Formen, die sich in dem Lüster befinden, neue Pendel angefertigt werden. Ebenfalls wurden 30 der aufwändig facettierten Lichtteller, die sich unmittelbar unterhalb der Kerzen befinden, neu geschliffen. Von den ehemals zwölf gläsernen sogenannten „Aufsteckelvasen“ befanden sich nur noch fünf am Lüster. Die übrigen waren glücklicherweise erhalten und deponiert, sodass sie jetzt wieder den Lüster vervollständigen. Die Vasenfassungen waren in einer typischen Technik des 19. Jahrhunderts aus dünnem Blech gedrückt. Lötstellen an den kaputten Fassungen deuten darauf hin, dass man bereits damals versucht hatte, sie zu reparieren. Sie wurden vom Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung durch stabilere Fassungen ersetzt, die entsprechend der erhaltenen Originale im Wachsausschmelzverfahren aus Bronze gegossen wurden.

Foto: Iris Badstuber-Feuchtmeier, Bayerische Schlösserverwaltung
Text: Bayerische Schlösserverwaltung

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Christina Rechl

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