Seit vergangenem Wochenende strahlt der Treppenabgang der Bahnunterführung von der Bahnhofstraße zur Feldwieser Straße im neuen Glanz. Die Treppennutzer gehen auf ein Streetart-, ein Straßenkunst-Projekt zu, das den Titel „Wir fahren Übersee“ trägt. Jugendliche der Jugendtreffs Übersee und Grassau gestalteten die Betonwand so bunt wie kreativ und fantasievoll.
Vor dem Hintergrund grüner Berge des Chiemgaus rast ein Zug auf den Betrachter zu. Seine Schienen sind über das blaue Wasser einer Seefläche verlegt. Joel Tribojevic und Samuel Klein, die dem Projekt bis zum Ende treu blieben, äußern sich eher zurückhaltend zu ihrem Werk. Die Begleiter des Projekts sehen es durchweg positiv. Besonders die Leiterin des Jugendtreffs Grassau Svea Horn drückt den Jugendlichen im Gespräch hohe Anerkennung aus. Sie muss es wissen. Sie und Daniel Noichl vom Jugendtreff Übersee begleiteten das Projekt, waren als Ansprechpartner immer dabei und stellten zeitweise die Räume zur Verfügung. Aber vom Anfang. Die Idee für das Projekt hatte Carsten Voigt, als er die leeren Wandflächen der Bahnunterführung sah. Inspiriert von ähnlichen Projekten aus seiner Zeit in Berlin, startete Voigt das Vorhaben, um den Jugendlichen in Übersee eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung zu bieten. Sein erster Ansprechpartner war die Bahn; erste Gespräche verliefen vielversprechend. Doch letztlich kam keine Einigung zustande, sodass sich Voigt an den Überseer Bürgermeister Herbert Strauch wandte. „Ich wollte den Jugendlichen eine Möglichkeit geben, sich kreativ auszudrücken und etwas Bleibendes in ihrer Umgebung zu schaffen“, erklärte Voigt. Der Bürgermeister sah das Projekt unterstützte das Projekt sofort. Zunächst hatten zehn Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren Interesse. Der Überseer Comic-Zeichner Kevin Strauch stieß zum Team, nachdem Voigt in den Gemeindezeitungen nach Mitstreitern gesucht hatte. Er leistete wertvolle Arbeit, indem er die Gedanken in Vorentwürfe verwandelte. Zur Finanzierung vermittelte die Gemeinde an die LEADER-Region „Chiemgauer Seenplatte“. Die sagte im Rahmen ihres Projektes „Bürgerengagement“ zu, die Kosten zu decken. Letztlich werden es rund 1200 Euro sein, schätzt Voigt im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Umsetzung des Projekts gestaltete sich anspruchsvoll, beschreibt er. Im Juli 2023 war mit der Planung begonnen worden. Die unterschiedlichen Entwürfe brauchten Zeit; der Wechsel von der Bahn als Kooperationspartner zur Gemeinde verlangsamte das Projekt. Als es dann kurz vor der Verwirklichung stand, waren im Winter die Arbeiten mit Sprühfarbe nicht möglich, weil es zu kalt war. Der Umgang mit den Farben und die Technik des Sprühens erwies sich als herausfordernd. Daniel Noichl erinnert sich, wie die Jugendlichen nach ersten Versuchen im Jugendtreff die Technik über Stunden an den leeren Hallenwänden des Deutz Geländes verfeinerten. Voigt äußert sich sehr anerkennend zum Engagement der beiden Ansprechpartner im Jugendzentrum. Als sich das Projekt Monate um Monate hinzog, verloren immer mehr Jugendliche das Interesse. Am Ende blieben nur noch Joel Tribojevic und Samuel Klein, die die letzten Dosen versprühten, letzte Pinselstriche zogen. Das Projekt hat bereits positive Rückmeldungen aus der Gemeinde erhalten.
„Es gibt noch viele kahle Wände in Übersee, die wir gestalten könnten“, meinte Bürgermeister Herbert Strauch bei der Vorstellung des Kunstwerks. Ähnlich sehen das Josef Reithmeier, Vorsitzender Das LAG-Management wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) PRESSEMITTEILUNG der Leader-Aktionsgruppe Chiemgauer Seenplatte und dessen Geschäftsführer Christian Fechter, weiter der Leader-Koordinator Johann Kölbl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Rosenheim. Carsten Voigt, der inzwischen in Traunstein wohnt, freut sich über das Interesse und die Unterstützung. „Es ist schön zu sehen, dass unsere Arbeit geschätzt wird.“ Er begrüßt, dass die Fortsetzung solcher Projekte in Aussicht steht. Der Überseer Malerkreis zeigt Interesse, zukünftige Projekte zu begleiten. Text: Ludwig Flug Auch wenn sie sich kleiner machen als sie sind, Joel Tribojevic (unten, von links) und Samuel Klein und ihr Streetart-Projekt stehen im Mittelpunkt. Viele Monate hat es gedauert, doch jetzt ist ihnen die Anerkennung gewiss von (von links) Daniel Noichl vom Jugendtreff, Geschäftsführer Christian Fechter und Vorsitzender Josef Reithmeier, beide Leader-Aktionsgruppe Chiemgauer Seenplatte, weiter Leader-Koordinator Johann Kölbl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Rosenheim. Bürgermeister Herbert Strauch wünscht sich mehr von dem, was Carsten Voigt dort initiierte, ebenso Svea Horn, Leiterin des Jugendzentrums.
Bericht: Chiemgauer Seenplatte – Foto: Ludwig Flug