Gesundheit & Corona

„Jeder Mensch hat die gleiche Würde – auch in der Krise“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg warnt in der aktuellen Situation davor, in dem Bestreben, die Bevölkerung vor einer Infektion durch das Corona-Virus zu bewahren, die Würde der Menschen außer Acht zu lassen. „Es kann nicht sein, dass, um mein Leben zu schützen, andere Menschen gesellschaftlich hinten runter fallen. Jeder Mensch hat die gleiche Würde.“ Daher begrüße er, was Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mit der von ihm zum Thema angestoßenen Diskussion habe bewirken wollen, so der Bischofsvikar für die Seelsorgsregion München der Erzdiözese München und Freising in einem Videobeitrag der Reihe „Mittwochsminuten“. Für den kurzen Film hat er in München das Haus an der Pistorinistraße des Katholischen Männerfürsorgevereins (KMFV) besucht, in dem von Obdachlosigkeit bedrohte Männer wohnen, die besonders unter der Corona-Krise leiden. Die Serie „Mittwochsminuten“ bietet in der momentanen Situation geistliche Impulse an. Jeweils mittwochs ab 12 Uhr werden die Videos im Internet unter www.erzbistum-muenchen.de/mittwochsminuten sowie auf den Social-Media-Kanälen der Erzdiözese eingestellt.

In dem Haus an der Pistorinistraße leben Menschen, die zwar Arbeit haben, sich davon aber keine Wohnung leisten können, wie Weihbischof zu Stolberg hervorhebt. Durch die Corona-Krise hätten viele der Bewohner ihre Arbeit verloren, viele seien in der derzeit brachliegenden Gastronomie tätig gewesen, „und sie müssen schauen, wie sie über die Runden kommen“. Auch wenn die Corona-Epidemie und die damit verbundenen Einschränkungen alle Bürgerinnen und Bürger sehr belasteten, ruft der Bischofsvikar dazu auf, an diejenigen Menschen zu denken, die es aktuell besonders hart trifft, an „Menschen, die schon in normalen Zeiten am Existenzminimum oder darunter gelebt haben“. Daher dankt Weihbischof zu Stolberg in dem Video ausdrücklich auch den Mitarbeitenden der Einrichtung für ihr Engagement und sieht in ihnen ein Beispiel: „So wünsche ich uns, dass wir uns alle wachsame Augen und ein offenes Herz bewahren, so wie die Menschen, die sich hier in dieser Einrichtung engagieren.“

Als „Arbeiter und Jugendwohnheim“ im Jahr 1958 erbaut, wendet sich das Haus an der Pistorinistraße des KMFV an wohnungslose, alleinstehende erwachsene Männer, die mit sozialen Schwierigkeiten, Alkoholproblemen und/oder psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Es bietet Platz für 80 Männer, die in Einzelzimmern untergebracht sind. Betreut werden die Bewohner von 30 Mitarbeitenden. Zielsetzung des Hauses ist die Vorbereitung auf ein selbständiges Leben außerhalb der Einrichtung mit geregeltem Einkommen, die Vermittlung in dauerhaften Wohnraum, die Stabilisierung der sozialen und psychischen Situation sowie die Reduktion des Suchtmittelgebrauchs. Die Angebote des Hauses verzahnen sich in verschiedenen Bereichen bedarfsgerecht und unterstützen die Klienten mit sozialpädagogischer Einzelfallhilfe, Freizeit- und Gruppenangeboten und der Beratung zur beruflichen Integration. Darunter ist die Servicestelle für Arbeitsgelegenheiten, die auch über die Einrichtung hinaus wirkt und innerhalb wie außerhalb des KMFV sowohl Einsatzstellen für die Beschäftigung schafft wie auch Klienten vermittelt und betreut. Aufgrund der Coronakrise werden aktuell immer mehr Klienten des KMFV arbeitslos. Sie sind meist nicht in der Lage, den Zeitraum bis zum Erhalt von Transferleistungen durch Erspartes zu überbrücken und benötigen finanzielle Unterstützung für den Bedarf im täglichen Leben. (kbr)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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