Leitartikel

Jagdversammlung in Atzing

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Das dürfte eine Rarität auch innerhalb des Bayerischen Jagdverbandes sein: bei der Jagdgenossenschaft Atzing ist seit 90 Jahren ununterbrochen die Familie Schlosser aus Prien-Stetten Jagdpächter auf zwei Jagdbögen. Dieses Jubiläum erläuterte Jäger Leopold Schlosser (87) bei der heuer wieder möglich gewordenen Jagdversammlung mit Jagdessen im Vereinshaus von Atzing. Dabei erläuterten die Jagdvorstandschaft und die Jägerschaft das über Generationen hinweg gedeihliche Miteinander zum Wohle von Wald und Wild.

 

Zuletzt kam die Jagdgenossenschaft Atzing im Januar 2020 zusammen. Deshalb gaben Jagdvorstand Hans Rauch aus Mupferting, Schriftführer Thomas Mayer aus Munzing und Kassier Franz Zierer aus Siegharting einen Zwei-Jahresrückblick. Sowohl das im Vorjahr erstellte Vegetationsgutachten, der erfüllte Abschußplan in Höhe von 50 Stück Rehwild pro Jahr als auch die Finanzsituation waren zufriedenstellend. Zahlreich war die Teilnahme aus den Reihen der Jäger und Jagdgenossen vor kurzem bei einer gemeinsamen Waldbegehung. Weiterhin verfügbar zur Ausleihe für die Mitglieder sind   vereinseigene Maschinen wie Holzspalter und Hochentaster. Für die Jägerschaft sprach Michael Schlosser junior, der zusammen mit seinem Bruder Martin Jagdpächter ist, von einem gestiegenen Freizeitdruck, der unter anderem auch auf die Zeit der Corona-Einschränkungen zurückzuführen ist. Der Jäger wies noch darauf hin, dass die auf Hunde und Katzen übertragbare Fuchs-Räude wieder verstärkt festgestellt werden muss, dass hingegen die Fuchsstaupe rückläufig ist.

 

Leopold Schlosser: ein Jägername seit 1932 in Wildenwart und Atzing

 

Jäger Leopold Schlosser, der bereits mit 15 Jahren zur Jagd mitgehen und mit 18 Jahren selbstständig gehen konnte und bis heute in Atzing auf die Jagd geht, erinnerte in der Atzinger Jagdversammlung, wie es mit der Jagdpacht und seinem Namen begann, dabei sagte er: „Mein Vater, ebenfalls Leopold heißend, kam 1932, also vor 90 Jahren von einem längeren Amerika-Aufenthalt wieder zurück. Als damals Niemand Interesse an der Jagd Wildenwart-Atzing hatte, erklärte sich mein Vater zur Pachtübernahme bereit. Wenig später im Jahr 1936 erfolgte eine Änderung des Reichsjagdgesetzes, wonach eine Jagd maximal 1.000 Hektar Größe haben durfte. Da die Wildenwarter Jagd mit rund 1.400 Hektor Größe zu groß war, musste sie geteilt werden. Die Grenze verlief von Rainermühle über Pfifferloh zur Thalkirchener Ache. Im südlichen Teil übernahm Sepp Schmid von Wildenwart die Jagdpacht, im nördlichen Teil blieb Leopold Schlosser. Obwohl die Jagdreviere geteilt waren, hielt man lange Jahre beim Wirt in Prutdorf das gemeinsame Jagdessen ab.  Im Zuge der Gebietsreform im Jahr 1978 wurde das Jagdrevier Wildenwart neu aufgeteilt“. Seither bestehen zwei Jagdbögen für Wildenwart und  zwei Jagdbögen für Atzing, um deren Bejagung Leopold Schlosser senior sich selbst bis zum Jahr 1982, also ganze 50 Jahre nach Beginn seiner Jagdpacht kümmerte.  Ihm zur Seite standen seine Söhne  Leopold, Paul und Michael, die wiederum bei Pacht und Jagd von  weiteren Jägern wie Herbert Brüderl, Sepp Liebl und Peter Stoib bis heute erfolgreich unterstützt wurden und werden.

 

Abschließend bedankte sich Zweiter Jagdgenossenschafts-Vorsitzender Albert Niedermayer bei Erstem Vorstand Hans Rauch für dessen umsichtige Arbeit. Ein weiterer Dank galt Metzger Richard Grosse für sein wohlschmeckend zubereitetes Jagdessen sowie den Jägersfrauen für deren Kaffee und Kuchen. 

 

 

Foto: Hötzelsperger  –  Seit 90 Jahren sind Jäger der Familie Schlosser Jagdpächter in Atzing, derzeit sind für die beiden Jagdögen veranwortlich: von links – die Jäger Paul Schlosser, Leopold Schlosser, Michael Schlosser senior, Peter Stoib, Andreas Schlosser, Michael Schlosser jun.jun. sowie  die beiden Jagdpächter und Brüder Martin Schlosser und Michael Schlosser jun.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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