Freizeit

Historische Rennfahrzeuge in Brannenburg

Zwischen Rosenheim und Kufstein liegt das Mekka für legendäre Rennwagen – ein Geheimtipp für automobile Gourmets und Genießer! Selbst vielen Ortskundigen ist nicht bekannt, dass Brannenburg einen „Wallfahrtsort“ von Weltrang darstellt – für eine winzige Klientel. Die Rede ist von der Spezies besonders solventer Oldtimer-Sammler.

Manche Menschen stehen auf Blasmusik-Klänge, manche auf Rocksounds, andere wieder auf HipHop. Und dann gibt es noch Zeitgenossen, für die das dunkle Röhren eines alten Acht- oder Zwölfzylinders die schönste Musik in ihren Ohren ist. Und diese Leute sind bei der „Tom Fischer GmbH & Co. KG, Classic & Race Car Service“ in Brannenburg bestens aufgehoben.

Seit 1991 hat sich der Auto-Experte der Restaurierung und Wartung von alten Fahrzeugen verschrieben und begann in Tattenhausen mit seiner ersten eigenen Werkstatt – mit damals gerade einmal 21 Jahren. Die erste Komplettrestaurierung galt einem MG A Roadster von 1960.  Jahre später, inzwischen auf alte Rennwagen spezialisiert, zog Tom Fischer für 9 Jahre dann östlich nach Söchtenau. Schließlich ging es nach Brannenburg, wo er seit nunmehr 17 Jahren mit die wertvollsten Automobile dieser Welt umsorgt. Von Alfa Romeo- und Bentley-Schlachtrössern der Vorkriegsära bis hin zu den berühmten Ferraris und Maseratis der 50er und 60er-Jahre.
Und das offensichtlich so gut, dass sein Ruf schnell weit über die Grenzen der Region hinaus ging. Mittlerweile hat Fischer Kunden aus aller Welt, die ihre Schätze von Moskau, Los Angeles, Wien oder Frankfurt in seine Werkstatt kommen lassen. Sie wissen: Dort sind sie in den allerbesten Händen.

Über 15 Mitarbeiter, allesamt hochqualifizierte Spezialisten, kümmern sich dann um die Schmuckstücke. Das machen sie nicht nur mit dem nötigen technischen Know-How, sondern auch mit echter Hingabe. Wer sich an einem edlen Oldtimer zu schaffen macht, muss mehr sein als „nur“ ein Automechaniker. Er muss regelrecht verliebt sein in die rollenden Schatzkästchen. Viele von ihnen sind eine echte Wertanlage. Für einige ganz besondere Stücke, die in den Hallen von Tom Fischer wieder auf Vordermann gebracht werden, zahlen Autoliebhaber Preise, die sich im siebenstelligen Bereich bewegen.

„Würden mir die Nerven flattern, weil ein Kundenauto ein paar Millionen Euro wert ist, käme ich nicht zum Schlafen – und mein Kunde nicht zum Fahren“, sagt Firmenchef Tom Fischer lachend.

Dass Diskretion und Zurückhaltung in seinem Geschäft zum guten Ton gehören, versteht sich von selbst. Das Wirken der 15-Mann-Firma, die einen der angesehensten Spezialbetriebe für historische Sport- und Rennwagen in Europa darstellt, findet also unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. „Und genau darin liegt ein Problem“, seufzt Fischer: „Der Spagat zwischen der öffentlichen Werbung um interessierte Mitarbeiter und der von den Kunden so geschätzten Anonymität ist eine besondere Herausforderung!

Das Nachwuchsproblem, unter dem das Handwerk heute allgemein leidet, trifft in diesem Fall also sogar einen Betrieb, der echte Traumjobs zu vergeben hat – und gleichzeitig einen Unternehmer, der sich für die Nachwuchsförderung seiner klassischen Gewerke besonders engagiert. „Natürlich suchen wir immer erfahrene Spezialisten, die etwa den Umgang mit alten Rennmotoren oder den Karosseriebau mit seinen traditionellen Werkzeugen und Geräten beherrschen. Aber im selben Maße fördern wir auch zielstrebige Schulabgänger und Quereinsteiger.“

Dem Wert entsprechend sorgsam geht das Team mit den ihnen anvertrauten Vehikeln um. Bevor sie mit viel Fachwissen und Liebe zum Detail restauriert und repariert werden, analysieren die Experten in Brannenburg zuerst das Material des jeweiligen „Patienten“. Je nach Modell kann das eine sehr aufwändige Sache sein. Manchmal dauern die Material-Recherche und Vorarbeiten bis zu einem Jahr. Schließlich sollen die Oldtimer nur mit den für sie besten Werkstoffen behandelt werden.

Das fängt schon beim Öl an. Denn viele der alten Autos kommen mit den heutigen synthetischen Motorölen nicht klar. Oft sind die neuen Produkte mit den damals verwendeten Dichtungsmaterialien und Metallen nicht kompatibel. Die Verwendung eines nicht genau passenden Öls kann schwere Schäden nach sich ziehen. Deshalb steht bei Tom Fischer Qualitätsbewusstsein weit über Schnelligkeit. Da ist der Experte kompromisslos, er ist es seinem guten Ruf in der Branche und seiner Kundschaft schuldig. Die dankt es ihm mit viel Treue, viele Oldtimer-Sammler bringen ihre Lieblinge seit dem Firmenstart vor über 30 Jahren stets in die Werkstatt nach Brannenburg.

Auf der Hebebühne landen da vor allem hochwertige Modelle der bekannten Marken aus den 30er bis 60er Jahren. Manche Autos, die schon in Fischers Betrieb zu Gast waren, wurden nur einmal gebaut. Das fordert Fischers Team dann in besonderem Maße, da über diese Einzelstücke oft weltweit in alten Firmenarchiven nach Details gefahndet werden muss. Doch genau das macht den Reiz sowohl für Sammler als auch für die Autoschrauber aus. Weil sich gerade in solchen Momenten die Routine in echte Leidenschaft wandelt.

Text: af – Bilder: Tom Fischer Classic Cars

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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