Grüne Woche Berlin

Historie der Internationalen Grünen Woche Berlin

Veröffentlicht von Rainer Nitzsche

Von einer lokalen Warenbörse zur Weltleitmesse. Über 100.500 Aussteller und 34 Millionen Besucher seit 1926.

Die Internationale Grüne Woche Berlin ist die traditionsreichste und besucherstärkste Berliner Messe und zählt zu den bekanntesten Veranstaltungen in Deutschland überhaupt. Keine andere internationale Ausstellung mit direkter Einbindung von jährlich hunderttausenden Konsumenten fand häufiger in Deutschland statt als die Grüne Woche. Aus einer schlichten lokalen Warenbörse hat sich die weltgrößte Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau entwickelt. Seit 1926 präsentierten sich über 100.500 Aussteller aus 130 Ländern den 34,0 Millionen Fach- und Privatbesuchern mit einem umfassenden Produktangebot aus allen Kontinenten.

Erste Grüne Woche beendete „wilden Handel“

Angefangen hatte alles mit Lodenmänteln. Als die deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Ende des 19. Jahrhunderts ihre Wintertagungen in Berlin abhielt, bestimmten in auffälliger Weise eine Woche lang grüne Kleidungsstücke das Bild der Stadt. Handwerk und Industrie boten parallel dazu im Tagungsviertel auf offener Straße berufsspezifische Artikel und Verbrauchsgüter an. Als dieser wilde „Handel und Wandel“ immer stärkere Formen annahm, hatte der Landwirt Hans-Jürgen von Hake, seinerzeit Mitarbeiter im Berliner Fremdenverkehrsamt, die Idee, die Tagung 1926 erstmals mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung am Kaiserdamm zu verknüpfen. Die „Grüne Woche“ – der Begriff stammte wohl von Journalisten – war geboren. Dieser Schritt fand damals einhellige Zustimmung. Waren doch davor Reit- und Fahrturniere, Kleintierausstellungen, ein Saatenmarkt und Jagdschauen über ganz Berlin verstreut. Diese präsentierten sich nun erstmals kompakt auf 7.000 Quadratmetern in einer Funk- und einer Autohalle und zählten im Eröffnungsjahr schon mehr als 50.000 Besucher. Die deutsche Reichshauptstadt selbst nutzte damals noch ein Fünftel ihres Territoriums für Landwirtschaft und Gartenbau. In ihrem Stadtgebiet lebten 45.000 Pferde, 25.000 Schweine, 21.000 Milchkühe und mehr als eine halbe Million Stück Geflügel. 200.000 Berliner besaßen einen Kleingarten. Größtes Exponat der ersten Schau war ein eisenbereifter Universalschlepper mit 100 PS. Das vier Meter hohe Ungetüm mit übermannsgroßen Rädern galt als ein Zeichen der beginnenden Mechanisierung in der Landwirtschaft.

Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik

Die Grüne Woche entwickelte sich in den folgenden Jahren rasant. Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik feierten fortan auf der „Grünen Woche“ ihre Premieren. So sollte beispielsweise 1928 eine Fußspurmaschine beweisen, dass ein Hund nur der menschlichen Fußspur und nicht dem Geruch nachläuft. Bei der 5. „Grünen Woche“ 1930 sorgte eine riesige Eierfrischhalte-maschine, in der sich 5.000 Eier im Kreis drehten und auf diese Weise über ein Jahr auf „natürlichem Wege“ frisch gehalten werden sollten, für großes Aufsehen. Neuigkeiten wie eine Kannenmelkanlage, ein Raupenschlepper oder leistungsfähigere Getreidesorten bekannter Züchter fanden in den zwanziger und dreißiger Jahren immer großen Zuspruch. 1935 wurde das von Wilhelm Hölter entworfene Markenzeichen – die stilisierten gelben Ähren auf grünem Grund – zum Symbol der Grünen Woche. Nach dem Ausfall 1938 infolge der in Deutschland grassierenden Maul- und Klauenseuche öffnete die „Grüne Woche“ ein Jahr später vorläufig letztmals ihre Tore und wies auf ein noch heute aktuelles Thema hin: Besondere und weithin sichtbare Attraktion war die „Ernährungsuhr“, die auf Kalorienersparnis programmiert war und automatisch Tipps für gesunde Mahlzeiten gab. So empfahl die Ernährungsuhr beispielsweise statt geräucherter Pökelrippe eine leckere Gemüseplatte, deren Zutaten genau aufgeführt wurden.

Grüne Woche in den Jahren der NS-Propaganda

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 (zur gleichen Zeit lief die Grüne Woche 1933, diesmal unter dem Namen „Grüne Sport- und Tierzucht-Woche“ vom 28.1.-5.2.) dauerte es nur wenige Wochen, bis das NS-Regime alle Messe- und Ausstellungstätigkeit im Deutschen Reich unter seine vollständige Kontrolle gebracht hatte. Mit der Ernennung von Josef Goebbels zum „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“ am 13. März 1933 begann eine neue Zeit für die Berliner Messegesellschaft. Am 18. April 1933 wurde das „Institut für Kultur- und Wirtschaftspropaganda“ gegründet, das jede Ausstellungstätigkeit im NS-Sinne kontrollierte. Ihr folgte die Übertragung der Verantwortlichkeit für Messen und Ausstellungen vom Reichswirtschaftsministerium auf das Propagandaministerium am 30. Juni 1933 und die Gründung des „Werberats der deutschen Wirtschaft“ am 12. September 1933. All diese Schritte raubten der Messegesellschaft komplett jede Eigenverantwortlichkeit für die Inhalte der Messen und Ausstellungen an Kaiserdamm und Funkturm. Per Gesetz war die Messe unter staatliche Kontrolle gestellt worden.

Wie sich dies auswirken würde, war bereits während der 39. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft erkennbar, die unter NS-Ägide auf dem gesamten Messegelände und den südlich vorgelagerten Freiflächen vom 20. bis 28. Mai 1933 organisiert wurde. Schon diese letzte DLG-Ausstellung (die Gesellschaft ging anschließend im „Reichsnährstand“ auf) stand völlig im Zeichen der NS-Agrarpolitik, die unter der Losung „Blut und Boden“ rassenideologische und letztlich expansionistische Ziele verfolgte. In der „ersten Grünen Woche im neuen Staat“, der Grünen Woche 1934, wurde dann unter anderem das Ziel der autarken Selbstversorgung des Reichs und das Ende der Nahrungs- und Futtermittelimporte verkündet, eine Maßnahme, die bisher für Importe verwandte Devisen und Ressourcen in die Aufrüstung umleitete.

„Blut und Boden“-Ideologen wie der NS-Landwirtschaftsminister Walter Darré bestimmten fortan die Inhalte der Grünen Wochen. Insgesamt drückten die Nationalsozialisten fünf „Grünen Wochen“ (1934, 1935, 1936, 1937 und 1939) vollständig ihren Stempel auf. 1938 fiel die „Grüne Woche“ wegen der grassierenden Maul- und Klauenseuche aus. Während der letzten Grünen Woche 1939 wurde stolz verkündet, dass der Grad der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln inzwischen höher liege als 1914, ein deutlicher Hinweis auf den nächsten Krieg, der dann zum Ende des Ausstellungswesens auf dem Messegelände führte.

Neuanfang mit Würsten und Schinken aus Pappe

Nach Jahren des Krieges, des Hungers und der Zerstörung erweckte der Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Boden nutzenden Grundbesitzer mit unglaublicher Zivilcourage im Spätsommer 1948 die „Grüne Woche“ wieder zum Leben. 59 Aussteller präsentierten ihre Exponate dem Berliner Publikum – und das unter widrigen Umständen. Die drei Westsektoren Berlins erhielten nämlich nur von 23 bis 1 Uhr sowie von 9 bis 11 Uhr Strom und litten unter der sowjetischen Blockade aller Land- und Wasserwege. So brachten beispielsweise am Eröffnungstag der „Grünen Woche“ innerhalb von 24 Stunden 250 britische und 357 amerikanische Flugzeuge Versorgungsgüter aller Art in den Westteil der Stadt. Auf dem Ausstellungsgelände waren Obst und Gemüse wie eine 3,3 Kilogramm schwere Kastengurke oder ein Kürbis, der 40 Kilogramm auf die Waage brachte, viel bestaunte Anziehungspunkte, die in Zeiten des Hungers und Mangels für viele Berliner unerreichbare Schätze darstellten. Die Kreuzberger Zuchtsau „Dora“ mit ihren Ferkelchen ließ bei den Besuchern Träume von Schinken und Speckseiten aufkommen, doch was tatsächlich an Schinken und Würsten an einigen Ständen hing, war leider nur aus Pappe.

Adenauer bestaunte holländische Gemüsepyramide

Der Neuanfang war gemacht. Ab 1949 zeichneten die „landeseigenen Berliner Ausstellungen“ für die Messe verantwortlich. 1950 fiel die Grüne Woche wegen größerer Bauarbeiten aus. Die Internationalität der Grünen Woche nahm ihren Lauf, als 1951 ein offensichtlich weit vorausschauender Aussteller aus Holland appetitliche Gemüsepyramiden dem staunenden Publikum offerierte. Sie lösten auch bei Bundeskanzler Konrad Adenauer Bewunderung aus. Danach nahm die Beteiligung ausländischer Aussteller in den kommenden Jahren kontinuierlich zu. Trendsetter war die Grüne Woche schon immer: Bereits 1953 wurde die Biogasanlage „Darmstadt“ der Fachwelt präsentiert. Der Hersteller warb mit einer täglichen Biogasproduktion von zehn Kubikmetern, „die reicht aus, um im Haus die Brennstellen zum Kochen, zur Heißwasseraufbereitung und zum Kartoffeldämpfen zu versorgen.“

Bis 1961 war die Grüne Woche besonders für die Landwirte in der ehemaligen DDR von besonderer Attraktivität. Zwischen 30 und 50 Prozent der Besucher fanden – trotz erheblicher Behinderungen an den Sektorengrenzen – immer wieder den Weg zum Berliner Funkturm. 1954 drängten sich erstmals mehr als eine halbe Million Besucher durch die inzwischen neun Hallen mit einer Gesamtfläche von 30.000 Quadratmetern.

Internationalität in Zeiten der Berliner Mauer

Die erste Ausstellung nach dem Mauerbau (13. August 1961) war den Veranstaltern ein Ansporn, nach der Abriegelung zum Umland die Lebensfähigkeit der Veranstaltung nun erst recht unter Beweis zu stellen. Sie erhielt erstmals den Namen „Internationale Grüne Woche Berlin ’62“ und stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Heinrich Lübke. Von den 669 Ausstellern stammte fast die Hälfte aus dem Ausland. Insgesamt rund 50 Länder, die meisten aus Westeuropa, sowie die USA, Kanada, Israel, Marokko und Libanon hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen festen Platz gesichert. Über 438.000 Besucher tranken 100.000 Schoppen Wein, aßen 300.000 „Groschenäpfel“ und stärkten sich an 65.000 Portionen Joghurt des Deutschland-Standes und machten die „Grüne Woche“ des Jahres 1962 zu einem vollen Erfolg. Am Frankreich-Stand wurde sogar der Nachschub knapp: Am Ende waren über 54.000 Austern geknackt und geschlürft worden.

Wachstum durch fachliche Schwerpunkte

Die „Internationale Grüne Woche Berlin“ wurde in den folgenden Jahren fachlich immer bedeutender. Sie basierte zunehmend auf den drei Säulen Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau. Sonderschauen zu aktuellen Themen, Länder-Gemeinschafts-stände sowie Leistungsschauen einzelner Regionen fanden großen Anklang. Wachsendes Interesse erfuhr das fachliche Begleitprogramm mit bis zu 150 Fachveranstaltungen. Der internationale Agrarfilmwettbewerb zählte zum Programm in dieser Zeit.

1971 wurde das Konzept durch Lehr- und Sonderschauen wie beispielsweise zu EDV und Fischerei, zu Wald und Landschaft erweitert. Stand in den zwei Jahrzehnten nach dem Weltkrieg die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln noch im Vordergrund, so erfuhr die ästhetische Seite von Essen und Trinken mehr und mehr Beachtung. „Aus der Heimat schmeckt’s am besten“, die Deutsche Wein- und Sektstraße, „Appetit ahoi“ der Fischwirtschaft und immer mehr Blumen legten davon Zeugnis ab.

Gleichzeitig verstärkte die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft ihre Bemühungen, den Absatz von Agrarprodukten zu fördern. Im engen Kontakt zu den Verbrauchern bot die Internationale Grüne Woche Berlin durch Fachinformationen und -beiträge Aufklärung über die Produktion und Veredlung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Davon zeugen wechselnde Sonderschau-Themen wie „Vom Korn zum Brot“, „Vom Nutzen des Waldes“, „Gerste, Hopfen und Malz“, „Käse aus Deutschland“ bis hin zur „Extensiven Tierhaltung“.

Mit der Inbetriebnahme des Internationalen Congress Centrums Berlin (ICC Berlin), das durch ein Brückenbauwerk direkt mit dem Berliner Messegelände verbunden ist, stieg die Anzahl der Messe begleitenden Konferenzen auf über 250 Veranstaltungen bei jeder Grünen Woche an. Weitere Bereicherung erfuhr die Internationale Grüne Woche Berlin 1981 mit dem ersten Internationalen Forum Agrarpolitik, 1982 mit den ersten „Frische Foren“ für empfindliche Agrarprodukte, 1984 mit der ersten MultiServa für Gemeinschaftsverpflegungen und 1986 mit der ersten „Bundesschau Fleischrinder“, später gefolgt von „Schafen“ und „Kaltblutpferden“.

Neue Blütezeit nach der Wende

Im Jahr 1990 begann für die Internationale Grüne Woche Berlin eine neue Blütezeit. Nach der Vereinigung Deutschlands stand sie wieder allen Besuchern aus dem natürlichen Umland sowie aus den benachbarten Staaten Mittel- und Osteuropas offen. War zunächst aus Zeitgründen manches improvisiert, so demonstrierten ab 1991 auch äußerlich sichtbar die fünf neuen zusammen mit den alten Bundesländern in der ersten gesamtdeutschen Gemeinschafts-schau der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) und der Bundesländer die Leistungsfähigkeit der Ernährungswirtschaft.

Neu in das Programm aufgenommen – und das mit großem Erfolg – wurden seitdem die Produktmärkte für Bier, Milch, Fleisch/Wurst, Tee/Kräuter/Gewürze und Seafood mit internationaler Beteiligung.

Den Grüne-Woche-Teilnehmern bot sich ein umfangreiches Rahmenprogramm mit inzwischen rund 300 Vorträgen, Seminaren und Symposien, darunter das Internationale Forum Agrarpolitik des Deutschen Bauernverbandes und das Ost-West-Agrarforum des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Mit der ersten FRUIT LOGISTICA 1993 (seit 2004 findet die weltweite Leitmesse für den internationalen Fruchthandel zeitlich getrennt von der Grünen Woche statt), der Landmaschinenschau und der MultiServa als Fachveranstaltungen sowie der Heim-Tier & Pflanze (seit 1996 in die Grüne Woche integriert) und dem BioMarkt 1998 bekam die traditionsreiche Messe unter dem Funkturm neue attraktive Programmpunkte.

Neues Millennium mit Zukunftsthemen

Mit dem abgeschlossenen Erweiterungsbau des Berliner Messegeländes auf 160.000 Quadratmeter im Jahr 1999 konnte der landwirtschaftliche Bereich der Grünen Woche um die Segmente „Tierzucht“ und „Nachwachsende Rohstoffe“ erweitert werden. Mit dem neuen Millennium wurde die Grüne Woche konzeptionell durch zukunftsorientierte Themen wie „Grünes Geld“ und „Erneuerbare Energien“ ergänzt. Der ErlebnisBauernhof startete seine Erfolgsgeschichte und zeigt seit dem Jahr 2000, wie moderne Landwirtschaft funktioniert.

Zukunftsorientierte Themen wie „Multitalent Holz“ und „nature.tec“ – Fachschau für Bioenergie und nachwachsende Rohstoffe – bereicherten die Grüne Woche 2008. Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) präsentierten sich 2008 erstmals unter dem Motto „Power fürs Leben – Essen und Bewegen“.

Die Besucher konnten auf der IGW 2012 ihre Genusstour durch deutsche Lande erstmals auf einer „Deutschlandtour“ erleben. Die bisherige Länderhalle Deutschland (Halle 20) wurde durch sieben aufeinander folgende Messehallen aufgewertet. Die regionalen Spezialitäten von der Küste bis zu den Alpen werden seitdem noch authentischer als bisher präsentiert. Insgesamt 14 Bundesländer stellten Nahrungs- und Genussmittel aus den jeweiligen Regionen Deutschlands vor.

Grüne Woche im Zeichen der erweiterten EU

Mit der Internationalen Grünen Woche 2005 – der ersten Veranstaltung nach der EU-Osterweiterung (1. Mai 2004) zum größten Binnenmarkt der westlichen Welt – wurde Berlin mehr denn je zum Treffpunkt für Politiker und Experten aus den Bereichen Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Bis 2007 wuchs die EU auf 27 Mitgliedsstaaten. Welche Auswirkungen die Öffnung der innerdeutschen und europäischen Grenzen seit 1989 für die Grüne Woche hatte, zeigt die Tatsache, dass mittlerweile neben den traditionellen Beteiligungen aus dem westlichen Europa rund ein Drittel der ausstellenden Nationen aus Mittel- und Osteuropa stammt.

Partnerland steht im besonderen Blickpunkt

Im Jahr 2005 gab es erstmals ein offizielles Partnerland bei der Grünen Woche. Tschechien machte den Auftakt, danach folgte Russland 2006 mit einer beeindruckenden Angebotsvielfalt von Spezialitäten aus nahezu allen Landesregionen von St. Petersburg bis ins ferne Sibirien. Ganz im Zeichen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft stand die Grüne Woche 2007, die von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso eröffnet wurde. Als Partnerland 2008 präsentierte die Schweiz unter dem Motto „Grüezi Berlin! Schweiz. Natürlich.“ Spezialitäten aus allen 26 Kantonen des Landes. Die Niederlande boten als Partnerland 2009 „Qualität von nebenan“. Russland stellte in diesem Jahr mit 6.000 Quadratmetern erneut die größte ausländische Beteiligung auf dem Berliner Messegelände. Unterstrichen wurde dieser starke Auftritt durch den erstmaligen Besuch des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin auf der Grünen Woche.

Ungarn setzte auf der IGW 2010 die Tradition als Partnerland fort. 2011 überzeugte Polen mit seinem bislang größten Auftritt auf einer Grünen Woche die Besucher mit kulinarischen Spezialitäten aus allen Regionen und dem Slogan: „Polska schmeckt!“. Das Partnerland der Grünen Woche 2012, Rumänien, forderte die Besucher auf: „Erkunde den Karpatischen Garten!“ Ihr 60-jähriges Grüne Woche-Jubiläum feierten 2013 die Niederlande mit der Botschaft „Qualität wächst in Holland“. Mit dem Slogan „NATURlich Estland“ machte das Partnerland 2014 auf die Bedeutung seiner sauberen Natur für die Landwirtschaft und den Tourismus aufmerksam. „Lettland – nimm Dir die Zeit” empfahl 2015 der lettische Staatspräsident Andris Berzins bei der IGW-Eröffnung. Das Partnerland 2015 hatte im ersten Halbjahr auch die EU-Ratspräsidentschaft inne. Als erstes außereuropäisches Partnerland begrüßte Marokko 2016 seine Gäste in der Atmosphäre einer nordafrikanischen Medina. Das Partnerland 2017 präsentierte sich unter dem Motto „Traditionsreich, Vielfältig, Natürlich: Ungarn“. Das Partnerland Bulgarien brachte 2018 das „Aroma der Sonne“ nach Berlin. „Aus der Wildnis“ grüßte 2019 das Partnerland Finnland. Im Jahr 2020 präsentierte das Partnerland Kroatien seine kulinarische Vielfalt.

Auf dem Weg zum Weltagrargipfel

Um der globalen Erörterung der in Berlin behandelten Agrarfragen gerecht zu werden und gleichzeitig die hochrangige Besetzung mit Spitzenvertretern aus der gesamten Agrarpolitik und -wirtschaft zu würdigen, löste auf der Grünen Woche 2008 die Internationalen Agrarministerkonferenz das bisherige Ost-/West-Agrarforum ab. Der weitere Ausbau zum Weltagrargipfel wurde auf der Grünen Woche 2009 mit den Spitzenvertretern der gesamten Wertschöpfungskette fortgesetzt. Rund 50 Agrarministerinnen und -minister und damit doppelt so viele wie im Vorjahr waren der Einladung von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gefolgt, um auf dem Berliner Agrarministergipfel 2010 den Startschuss für eine internationale Klimaschutz-Initiative zu setzen. 2011 lautete das Thema „Handel und Sicherung der Welternährung: Global – Regional – Lokal“. 2012 griff das GFFA die zentrale Rolle des Agrarsektors für die Weltgemeinschaft mit dem Thema „Ernährungssicherung durch nachhaltiges Wachstum – Landwirtschaftliche Nutzung knapper Ressourcen“ auf.

Am 4. Berliner Agrarministergipfel nahmen Minister aus rund 70 Ländern teil. Beim GFFA 2013 zum Thema „Verantwortliche Investitionen in Agrar- und Ernährungswirtschaft – Schlüsselfaktor für Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung“ wurden Strategien für sinnvolle Investitionen diskutiert. 2014 lautete das Thema des 6. GFFA „Landwirtschaft stärken – Krisen meistern – Ernährung sichern“. 2015 setzte das 7. GFFA die Frage „Wachsende Nachfrage nach Nahrung, Rohstoffen und Energie: Chancen für die Landwirtschaft, Herausforderungen für die Ernährungssicherung?“ auf die Agenda. Das 8. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) brachte 2016 unter dem Leitthema „Wie ernähren wir die Städte? – Landwirtschaft und ländliche Räume in Zeiten von Urbanisierung“ internationale Schlüsselakteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen.

Im Juli 2017 war Deutschland Gastgeber des G20-Gipfels der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Finanz- und Wirtschaftsfragen. Daher folgte unmittelbar nach dem 9. GFFA 2017 mit dem Leitthema „Landwirtschaft und Wasser – Schlüssel zur Welternährung“ das Agrarministertreffen der G20-Staaten (22.1.2017). Das 10. GFFA erörterte das Thema „Die Zukunft der tierischen Erzeugung gestalten – nachhaltig, verantwortungsbewusst, leistungsfähig“ in einem globalen Kontext. Das 11. Global Forum for Food and Agriculture, auf dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel vor rund 70 Landwirtschaftsministern im CityCube Berlin sprach, widmete sich dem Leitthema „Landwirtschaft digital – Intelligente Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft“. 2020 stand das GFFA unter dem Motto „Nahrung für alle! Handel für eine sichere, vielfältige und nachhaltige Ernährung.“ Aufgrund der Pandemie findet das GFFA 2021 und 2022 digital statt. 2021 erörterte das Forum das Thema „Pandemie und Klimawandel: Wie ernähren wir die Welt?“. 2022 treffen sich die Agrarminister unter dem Motto „Nachhaltige Landnutzung: Ernährungssicherheit beginnt beim Boden“.

Zu den besonderen Höhepunkten der Grünen Woche 2019 zählte auch der Auftritt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem 12. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung. Im Jahr 2020 blickte sie auf eine 94-jährige wechselvolle Geschichte zurück. Auch die 85. IGW war wieder ein Spiegel der Zeit. So stand das Thema Nachhaltigkeit im Fokus vieler Auftritte. Unter anderem war die Bewegung „Friday For Future“ mit einem eigenen Stand in der Berlin-Halle vertreten.

Die Grüne Woche 2021 stand im Schatten der weltweiten Corona-Pandemie. In ihrer 95-jährigen Geschichte geht die Internationale Grüne Woche erstmalig rein digital an den Start. Damit setzte die globale Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau Maßstäbe und brachte die aktuellen Themen der Branche ins Netz: Ob Tierwohl und Klimaschutz, regionale Wertschöpfungsketten „from farm to fork“ oder Kochen mit Algen und Insektenmehl – vom 20. bis 21. Januar 2021 konnte das Fach- und Privatpublikum auf vier Kanälen mehr als 100 Beiträge kostenlos verfolgen.

Im Jahr 2022 fand die Internationale Grüne Woche aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt.

Veranstaltet wird die Grüne Woche von der Messe Berlin GmbH. Ideelle Träger sind der Deutsche Bauernverband (DBV) sowie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).

Hinweis zum Ticketshop:

Die Grüne Woche setzt dieses Jahr zum ersten Mal komplett auf Online-Tickets. Eintrittskarten können unter www.gruenewoche.de/tickets erworben werden. An den Eingängen zur Messe stehen Helpdesks zur Verfügung. Hier unterstützt Sie unser Personal vor Ort beim Erwerb des Online-Tickets.

Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

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