Am Donnerstag, 15. Oktober 2020 lud die Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein zur Fachexkursion kuhgebundene Kälberaufzucht ein. Ca. 40 Landwirte folgten der Einladung und besichtigten die Demeter-Betriebe Neichl in Hömating und Kronast in Großholzhausen. Demeter-Berater Ulrich Mück begleitete die Exkursion fachlich.
Auf dem Betrieb der Familie Neichl berichtete zunächst Ulrich Mück, dass sich immer mehr Demter-Betriebe für die kuhgebundene Kälberaufzucht entscheiden. Denn neben den Vorteilen für Kuh und Kalb, die nicht gleich nach der Geburt getrennt werden müssen, hat das Verfahren auch Vorteile für den Landwirt. Denn es bedeutet in vielen Fällen weniger Arbeit. So berichtete Andreas Neichl sen., dass er vor 18 Jahren aus „Faulheit“ auf dieses System umstellte. „Warum erst die Kuh melken, die Miclh für die Kälber in der Eimertränke wieder auf die richtige Temperatur erwärmen und den Eimer zum Kalb bringen, wenn Kuh und Kalb das auch ganz alleine können?“ Seither laufen die Kälber einfach im Kuhstall mit und gehen im Sommer mit den Kühen auf die Weide. Das ist nicht nur selbst schön anzuschauen und macht in der täglichen Arbeit Freude, sondern ist auch für die Feriengäste auf dem Schuastahof eine Attraktion.
Gegen Mittag machten sich die Exkursionsteilnehmer auf den Weg zum Gasthaus Höss in Litzldorf, wo Ulrich Mück während des Mittagsessens die Ergebnisse zweier Meisterarbeiten zum Thema muttergebundene Kälberaufzucht vorstellte: Die Kälber aus diesen Aufzuchtverfahren trinken zwar mehr Milch, die dann nicht mehr zum Verkauf an die Molkerei zur Verfügung steht, der geringere Arbeitsaufwand bewirkt aber, dass die Kosten für die Kälberaufzucht annähernd gleich bleiben.
Im Anschluss an das Mittagessen stellte der Demeter-Betrieb Kronast aus Großholzhausen, der auch Teil des Bio-Regio-Betriebsnetzes der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ist, seine Erfahrungen mit der muttergebundenen Kälberaufzucht vor. Hier konnten die Exkursionsteilnehmer sechs Kälber mit ihren Müttern auf der Weide beobachten. Die Kronasts sind sehr zufrieden mit diesem Aufzuchtverfahren und können sich nicht mehr vorstellen die Kälber gleich nach der Geburt von der Mutter zu trennen. Der „Trennungsschmerz“ ist zwar laut Veronika Kronast auch nach sechs gemeinsamen Wochen noch da, aber „wenn ich die Kälber bei den Kühen auf der Weide herumtollen sehe, dann weiß ich, dass wir das Richtige tun!“. Beide Betriebe berichteten, dass die Kälber weniger anfällig für Durchfallerkrankungen sind und die Kälberverluste gegen Null gehen.
Die Exkursion ermöglichte den Teilnehmern einen guten Einblick in die praktische Umsetzung der muttergebundenen Kälberhaltung. „Es ist schön zu sehen, dass ganz normale Betriebe dieses System so problemlos umsetzen können“, erkannte Christiane Voggenauer, Bäuerin aus Frasdorf, am Ende der Exkursion.
Die Öko-Modellregion bedankt sich bei den beiden Betrieben sowie bei Ulrich Mück für die positiven Einblicke in die muttergebundene Kälberaufzucht.
Bericht: Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein
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