Land- & Forstwirtschaft

Erfolgreiche Saison im Bauernhausmuseum Amerang

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kastanien sind Multi-Talente! Man kann mit ihnen Schleudern basteln, sie mit lustigen Gesichtern bemalen und auf Buntstifte stecken oder Seife daraus machen. Beim kurzweiligen Workshop im Bauernhausmuseum Amerang lernten die Buben und Mädchen von Sieglinde Schuster-Hiebl die ganze Vielfalt der grünen Stachelkugeln mit dem braunem Kern kennen. Severin, Vitus, Elias, Carla, Lia Eva, Pia, Fina und Amelie waren mit Feuereifer bei der Sache. Da erinnerten sich selbst anwesende Mütter an ihre Kindheit: Wie war das damals mit den Kastanienschleudern, die um die Wette weit geschleudert wurden? Es geht ganz leicht: Man bohre ein großes Loch in die Kastanie, fädele eine Schnur durch und verknote die Schnur – fertig ist die Schleuder! Sieglinde Schuster-Hiebl wusste aber noch mehr zu erzählen. „Kastanien enthalten Saponine. Deshalb kann man auch Seife draus machen und nutzte die Früchte zum Wäsche waschen.“ Und so durfte jedes Kind selbst seine kleine Seife herstellen.

Das Ferienprogramm und der spielerische Nachmittag mit märchenhaften Kindergeschichten waren das Finale einer erfolgreichen Saison im Bauernhausmuseum Amerang. Jetzt ist das Museum geschlossen, nur für den traditionellen Adventsmarkt am 2. und 3. Dezember öffnet es noch einmal die Tore für die Besucher. „Wir sind mit der Saison sehr zufrieden“, so die örtliche Leiterin des Bauernhausmuseums Claudia Richartz. Allein über 20 Veranstaltungen und Workshops nur für Kinder zeigen, dass Museumspädagogik groß geschrieben wird. So gut wie alle Programme waren ausgebucht – vom Schreinern über Kräuterlimos und Kasperletheater war alles geboten. Dazu kommen traditionelle Veranstaltungen für die ganze Familie wie der Handwerkertag, Kirchweih mit dem gemeinsamen Singen, der Mühlentag oder die beliebten Volksmusik-Veranstaltungen. Auch Erwachsene bekamen viel Kultur geboten. „Unsere szenischen Lesungen haben schon ihre eigene Fangemeinde, und das Open-Air-Kino hat sich fest etabliert.“

Geprägt war das Jahr 2017 von dem großen Sommerfest: Das Bauernhausmuseum feierte seinen 40. Geburtstag. Mit einem Festgottesdienst, einem Festakt und dem beliebten „Genussmarkt Chiemgau“. Viele regionale Anbieter boten an ihren schönen Ständen regionale Produkte an – von Käse über Schinken, von der hausgemachten Marmelade bis zum süßen Likör war alles vertreten. Die zahlreichen Gäste probierten nach Herzenslust, kauften ein und feierten im Biergarten des Museumsstüberls oder unter Bäumen mit. Die diesjährige Sonderausstellung widmete das Bauernhausmuseum der Fischerei in Oberbayerns Seen. Die Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern stellte sich bei einem Aktionstag vor, und dazu wurde auch eine kleine, aber feine Fotoausstellung über die Fischer an den oberbayerischen Seen eröffnet. „Wir werfen einen Blick auf die Kompetenzen der Menschen in der Region und dies im Wandel der Zeiten. Das ist es, was unser Museum auszeichnet“, betont Dr. Monika Kania-Schütz, Direktorin der oberbayerischen Freilichtmuseen Glentleiten und Amerang. „Wir stehen für Regionalität – mit unseren historischen Gebäuden und den Angeboten in unseren Jahresprogrammen.“

Die Ausstellung offenbarte aber auch den Wermutstropfen in der Jahresbilanz: Das Bauernhausmuseum hat derzeit keine Räumlichkeiten für Sonderausstellungen. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, die Hoffnungen ruhen hier auf dem Bezirk Oberbayern.

Größte Herausforderung ist die laufende Sanierung der historischen Häuser.  Der Bartlhof ist fertig, das Wagnerhäusl soll 2018 wieder eröffnet werden, und im Mittermayerhof starten die Arbeiten über den Winter. „Diese Sanierungen sind einzigartig und sehr aufwendig“, so Claudia Richartz. „Wir konnten und können damit noch viele Erfahrungen sammeln, wie man bei schwierigen statischen Verhältnissen in historischen Häusern denkmalgerechte, ästhetische und schöne Lösungen findet.“

Jetzt freuen sich die Freunde des Bauernhausmuseums Amerang auf den traditionellen Adventsmarkt. Die gute Nachricht: So viele Aussteller wie in diesem Jahr gab es noch nie! Jetzt muss nur noch Petrus mitmachen und eine feine Schicht aus weißem Pulverschnee über den romantischen Markt zaubern. Da schmeckt dann auch der warme Punsch besser!

Bildunterschrift:

BHM_Saisonende: Ein letzte Besuch am Saisonende im Bauernhausmuseum Amerang © Bezirk Oberbayern, Bauernhausmuseum Amerang

BHM_Kastanienwerkstatt: Kastanienwerkstatt im Bauernhausmuseum Amerang © Bezirk Oberbayern, Bauernhausmuseum Amerang

BHM_Kastanienschleudern: Die Kastanienschleudern wurden im Bauernhausmuseum Amerang gleich ausprobiert. © Bezirk Oberbayern, Bauernhausmuseum Amerang

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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