Josef Göppel war einer der bekanntesten und aktivsten Umweltschützer Bayerns – Ein persönlicher Nachruf von Prof. Dr. Holger Magel – Der Schock war groß in Bayern, natürlich auch in den Reihen der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum, als am Mittwoch, dem 13. April, die Nachricht vom plötzlichen Tod ihres prominenten Mitglieds Josef Göppels kam.
Göppel, der studierte Förster, war ein unbequemer, keineswegs smarter Vollblut- und Ausnahmepolitiker und eckte deshalb auch vielfach an – ob im Bayerischen Landtag von 1994-2002 oder danach im Deutschen Bundestag bis zu seinem freiwilligen Rückzug in 2017: er wusste (zu) viel von der Natur und der Notwendigkeit ihres Schutzes, er argumentierte zu gut, weil er im Gegensatz zu anderen tatsächlich gelernt hatte, was Nachhaltigkeit und der Schutz unserer Schöpfung bedeutet und – er hatte das Gespür für und den klaren Blick in die Zukunft. Alois Glück attestierte ihm gar manche prophetische Gaben. Wie seltsam klingt es nun, wenn heute der Parteichef über den von seiner Partei oder Bundestagsfraktion oft im Stich gelassenen Toten klagt: er war seiner Zeit voraus. Muss denn die Politik immer zu spät dran sein?! Göppel verzweifelte oft an seiner Partei, hielt ihr aber für viele unverständlich – selbst in Momenten größter Demütigungen – bis zum Schluss die Treue.
Kraft bezog er aus der Zustimmung seiner Wähler sowie der Verehrung im Lager der politischen Opposition, Naturschützer, Landespfleger und Landentwickler – und aus den Reihen der Akademie, in der er schon fast zur Ikone wurde! Ich erinnere mich noch gut, wie ab Mitte der 1980er Jahre der junge Josef Göppel fast raketengleich aufstieg im heimischen fränkischen Herrieden: er war da schon längst Anhänger des neuen von Holger Magel betriebenen ökologischen Kurses der Flurbereinigungsverwaltung und arbeitete als Bezirksrat eng bei der 1983 gestarteten ersten ökologischen Flurbereinigung Triesdorf mit der Flurbereinigungsdirektion Ansbach zusammen. 1986 gründete er den mittelfränkischen Landschaftspflegeverband. Den späteren Verband Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) baute er ab 1993 als bis zu seinem Ableben amtierender und unumstrittener Langzeit – Chef ebenso zu seiner Hausmacht aus wie auch den AK Umwelt seiner Partei als 26 Jahre lang amtierender Nachfolger von Alois Glück. Dorthin verlagerte er pressewirksam (die SZ z.B. berichtete regelmäßig) die Auseinandersetzungen um den richtigen ökologischen Kurs. Aus seiner Sicht faule , für die anderen dagegen ab- oder ausgewogene Kompromisse waren nicht seine Sache! Er wollte oft die radikale, an die Wurzel gehende Lösung, auch bei der Landesentwicklung , die zunehmend ein Thema seines AK Umwelt wurde. Dorthin hat er z.B. auch Holger Magel eingeladen, um ihn mit Erwin Huber über die Landes(entwicklungs)politik streiten zu lassen. Heute ist der AK nur noch ein Schatten seiner selbst und spielt medial und politisch keine Rolle mehr.
Früher als andere wusste er um die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien und hier auch der landschaftssensiblen Windkraft. Da konnte er mächtig streiten, z.B. bei einer legendären Akademietagung in Wetzendorf mit dem nicht minder zimperlichen und unvergessenen Geschäftsführer Martin Wölzmüller vom Landesverein für Heimatpflege.
Göppel war den anderen oft voraus – er dachte weiter
Göppel dachte weiter als andere und befasste sich über die Landespflege hinaus auch mit Raumordnung und räumlicher Gerechtigkeit , am Schluss im Auftrag von BM Gerd Müller als Senior Expert sogar auch um globale Entwicklungsfragen. Hier schloss sich der Kreis: es war seine Sorge um den Schutz des Bodens als Grundlage allen Lebens und der Biodiversität. Die nun ausfallenden Getreideernten aus der Ukraine zeigen uns wieder einmal schockartig auf, wie im Grunde leichtsinnig wir mit Grund und Boden umgehen. Sein Spruch: uns helfen die besten Arbeitsplätze nichts , wenn unsere biologischen Lebensgrundlagen kaputt sind und wir deshalb physisch nicht mehr überleben können. Folgerichtig war Göppel auch ein entschiedener Verfechter strengerer Regelungen beim 5 ha Ziel in Bayern, was er bei der Akademietagung am 26. Juli 2019 im Haus der Bayerischen Bauindustrie nachhaltig unterstrich. Wie ein Vermächtnis erscheint nun sein Aufruf bei der letzten ALR Mitgliederversammlung 2021 in Herrsching, als er an BBV Präsident Walter Heidl – bisher leider vergeblich- appellierte, sich doch dem Bündnis aller Planerverbände und Akademien für ein besseres Landesentwicklungsprogramm anzuschließen.Aufgrund seiner charismatischen Ausstrahlung und seines Redetalents und Geschicks zu kurzen klaren Aussagen stand er oft im Rampenlicht der Medien und Öffentlichkeit – oft zum Missfallen seiner Gegner.
Unvergessen für mich war seine Dankesrede, als er 2018 im Münchner Künstlerhaus aus den Händen von Hubert Weiger den renommierten Naturschutzpreis des Bund Naturschutz Bayern erhielt. Gerade frisch von Afrika zurückgekommen hielt er allen Anwesenden fast schon wie einst Konrad Lorenz den Spiegel unserer Wohlgefälligkeiten und unserer über die natürlichen Grenzen lebenden Wohlstandgesellschaft vor. Auch der anwesenden (und kurz darauf geschassten) Ministerin Ulrike Scharf verging das Lächeln.
Nun ist er – der Hochdekorierte und Verehrte – mitten im Kampf um die aus seiner Sicht sofort einzuleitende Große Transformation unserer Gesellschaft gestorben.Wir haben einen unserer Besten verloren. Wir trauern um ihn, wir trauern mit seiner Familie. Möge es ihm, dem bekennenden Christen, “drüben“ gut ergehen, denn er hat Gutes bewirkt!
Bericht und Fotos: Prof. Dr. Holger Magel