Gesundheit & Corona

Corona-Tagebuch: Ein verheißungsvoller Pass

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Aus dem aktuellen Tagebuch von Karl Stankiewitz: Endlich mal eine erfreuliche, eine wirklich erlösende Nachricht in der leidigen Sache Corona: Ich soll, nach zweimaligem Stich, einen neuartigen, befreiend wirkenden Impfpass bekommen. Ein amtliches Zertifikat auf grünem Papier, international, auf Wunsch auch digital. Somit werde ich vielleicht bald wieder in die geliebten Tiroler Berge reisen dürfen, ohne bei der Rückfahrt von Grenzpolizisten in Quarantäne geschickt zu werden.

Wenn die bisherigen Andeutungen stimmen, dann soll dieser künftige EU-Ausweis auch noch andere, ärzlich abrufbare Daten über meine Gesundheitsgeschichte enthalten. Wie es von Krankenkassen, Gesundheitspolitikern und Patienten längst gewünscht, in Deutschland aber unter Berufung auf den hier so strengen Datenschutz immer noch verzögert wird. Brüssel sei Dank für den Durchbruch. Wer möchte da noch behaupten, die Euro-Bürokraten seien zu schwerfällig?

Um trotzdem sicher zu gehen, wende ich an meinen Gewährsmann Dr. Christoph Spinner vom Klinikum Rechts der Isar. Der Infektiologe sieht sich zum „wissenschaftlichen Recherche Service“ derzeit außerstande, weil er jeden Tag, sogar im Urlaub, über 300 Anfragen bekommt. Er verweist mich auf ein Statement des Robert-Koch-Instituts vom 4. April, welches klarstellt: Vollständig gegen COVID-19 geimpfte Personen sind nach Exposition zu einem bestätigten SARS-CoV-2-Fall von Quarantäne-Maßnahmen ausgenommen, ebenso wie Personen, die in der Vergangenheit eine PCR-bestätigte und symptomatische COVID-19-Erkrankung durchgemacht haben („Genesene“) und mit einer Impfstoffdosis geimpft sind. Zu bedauern sind nun die vielen Millionen Mitbürger, die wohl noch auf ihren Impftermin warten müssen. Ihnen hilft nur, was sie schon seit März 2020 zu üben gewohnt sind: Geduld. Immerhin hat der neuerliche Einsatz von etwa 1200 Münchner Hausärzten das Impftempo verdoppelt, obwohl auch diese Aktion zunächst wieder an zögerlichem Nachschub von Ampullen litt.

Jene aber, die sich der Covid-19-Impfung entgegen aller Wissenschaft und Aufklärung stur verweigern, mögen dann halt allein mit ihrem Freiheitsbewusstsein – oder mit ihrem Hass auf Andersgläubige – zurechtkommen. Dass sich zunehmend Rechtsextreme und „Querdenker“ mit diesen Neinsagern verbünden, lässt sich aus mancher Formulierung ihrer Propagandisten unschwer erkennen. Ich gestehe, dass ich denen im Fall einer Infektion wenig Empathie darbringen und eher ein „Selber schuld“ zurufen würde. Beispielsweise den anonymen Impfgegnern, die unsere liebe Uschi Glas mit bösen Mails bombardierten, nur weil sie sich bei der Impfwerbung mitgemacht hat. Die groß angelegte Impfwerbung erinnert mich übrigens an eine ähnliche Aktion. Sie zielte auf die Poliomyelitis, bekannter als spinale Kinderlähmung, weil das Virus vorwiegend Drei- bis Achtjährige durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion befallen hat. Mein Schulfreund Franz litt sehr daran. Ihm half es nicht mehr, dass der Amerikaner Dr. Jonas Salk 1955 einen ersten, oralen Impfstoff entwickelte. Bald las und hörte man überall den Aufruf: „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam.“ Schon binnen eines Jahres war diese Viruskrankheit weltweit um 99 Prozent zurückgegangen. Nur in Afghanistan und in Afrika flackert sie immer wieder auf.

Bericht: Karl Stankiewitz – Fotos: Thomas Stankiewitz


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

1 Kommentar

  • Wie immer, habe ich größten Respekt vor Ihrem Können und Ihrer Leistungen.
    Allerdings gehe ich mit diesem Artikel nicht konform: Sie haben völlig recht, Hassmails gegen Uschi Glas, weil sie Werbung für die Impfung macht, gehen gar nicht.
    Allerdings geht ebenso gar nicht : “ die sich der Covid-19-Impfung entgegen aller Wissenschaft und Aufklärung stur verweigern, mögen dann halt allein mit ihrem Freiheitsbewusstsein – oder mit ihrem Hass auf Andersgläubige – zurechtkommen. Dass sich zunehmend Rechtsextreme und „Querdenker“ mit diesen Neinsagern verbünden, lässt sich aus mancher Formulierung ihrer Propagandisten unschwer erkennen. Ich gestehe, dass ich denen im Fall einer Infektion wenig Empathie darbringen und eher ein „Selber schuld“ zurufen würde.“
    Glauben Sie denn wirklich, dass die Wissenschaft immer recht hat bzw., dass es Menschen gibt die das hinterfragen und deshalb doch keine „Querdenker usw“ sind . Vieleicht haben sie einfach nur Angst vor Impfschäden, sollte es ja schon gegeben haben und Ihre Argumantion bezüglich Kinderlähmung ist sicher richtig, allerdings wielange wurde hier experimentiert bzw. getestet.? Ich will damit nur sagen, wir alle wünschen uns ein Ende der Angst und mit Impfung evtl. einfacher, doch alle Menschen die diesem letzlich aus dem Boden gestampften und nicht wie üblich 10Jahre getesteten Impfstoff mißtrauen zu sagen : Sie hätten keine Emphatie .. find ich schon sehr grenzwertig!!

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