Kultur

Buchtipp: Stephen King, Holly

Veröffentlicht von Günther Freund

Privatermittlerin Holly Gibney sucht eine vermisste junge Frau und begegnet einem Professorenehepaar, das sich als kannibalistisches Serienkillerpaar erweist.

Holly Gibney, Leiterin der Ermittlungsagentur „Finders Keepers“, erhält einen Anruf von der besorgten Mutter Penny Dahl, deren Tochter Bonnie plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist. Holly ist gerade in einer Lebenskrise, und jetzt ist auch noch ihre Mutter gestorben – an Corona, dessen Existenz sie geleugnet hatte. Obwohl Holly ein schwieriges Verhältnis hatte zu der überzeugten Impf-Gegnerin und Trump-Anhängerin, geht ihr der Tod der Mutter sehr nah. Um sich abzulenken, übernimmt sie den Auftrag von Penny. Ihre Nachforschungen führen zu einer weit zurückreichenden Liste ungelöster Vermisstenfälle. Alle ereigneten sich in der Ridge Road im Umfeld des betagten Professorenehepaars Roddy und Emily Harris. Beide sind über 80, nicht mehr gut zu Fuß, aber gerissen genug, um sich an den Straßenrand zu stellen und Passanten zu bitten, ihnen dabei zu helfen, den Rollstuhl in ihren Van zu schieben. Dabei überwältigen sie ihre Opfer mit einer Giftspritze und sperren diese in einen stählernen Käfig im Keller, töten sie am Ende und verspeisen sie, denn Menschenfleisch halten sie für einen Jungbrunnen.

Der amerikanische Erfolgsautor glänzt wieder mit einer packend erzählten, gut konstruierten Kriminalgeschichte mit temporeichem Action-Thrill, realistischen Typen und wirklichkeitsnaher Schilderung von Umfeldern, diesmal ohne Übernatürliches. Im Mittelpunkt stehen dabei das Abgründige in dem vom Wahn befallenen Professorenehepaar, das Grauen und die Angst der Opfer im Käfig, die bei der Arbeit souveräne, privat aber eher unsichere Privatermittlerin und ganz allgemein das Böse im Alltag. Angereichert wird die gut durchdachte Geschichte durch Seitenhiebe auf Impfgegner und Ex-Präsident Donald Trump, was nebenbei ein lebensechtes Bild der durch Corona und Trump gespaltenen amerikanischen Gesellschaft widerspiegelt. Für weniger zart besaitete Leser:innen, die auch mit gewalttätigen und unappetitlichen Szenen umgehen können, ist der brillante Roman sehr zu empfehlen.

Buchprofile Rezension von Günther Freund

Stephen King, Holly

Roman, HEYNE 2023, 640 S., 28,00 €

ISBN/EAN: 9783453274334

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Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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