Das Thema, mit dem sich Sarah Vaughan in ihrem neuesten, Aufsehen erregenden Roman beschäftigt, ist gerade in Zeiten von #MeToo hochaktuell: die Wahrheitsfindung bei Missbrauchsprozessen und deren soziale und seelische Folgen für die betroffenen Personen: Ein prominenter englischer Politiker steht wegen Vergewaltigung seiner Assistentin vor Gericht und leugnet die Tat. Für Leser psychologisch motivierter Darstellungen eine lohnende Lektüre:
Dem überheblichen James Whitehouse, bestens vernetzt in der englischen High Society, stehen nach dem Studium alle Türen offen. Dank seiner Freundschaft mit dem Premier, der mit ihm im gleichen College in Oxford studiert hat, macht er Karriere als Staatssekretär. Eine Affäre mit seiner 20-jährigen Assistentin Olivia Lytton bringt ihn in die Schlagzeilen, aber er beendet die Beziehung mit Olivia, und seine Frau Sophie steht bei aller öffentlichen Demütigung zu ihm. Doch zwei Wochen nachdem er seiner Assistentin erklärt hat, dass er Schluss mit ihr mache, hat er noch einmal Sex mit ihr im Fahrstuhl des Abgeordnetenhauses – gegen den Willen von Olivia. Diese verklagt ihn wegen Vergewaltigung, aber der aalglatte James leugnet und stellt das Ganze als einen Racheakt von Olivia hin. Was ist die Wahrheit, wem werden die Geschworenen glauben?
Die englische Autorin Sarah Vaughan beschreibt in ihrem neuen Roman in beeindruckender Weise die Entwicklung ihrer Hauptfiguren und deren Gedanken und Gefühle. Die Geschichte ist fesselnd, am Schluss aber stark konstruiert, der Schreibstil ist ruhig, atmosphärisch dicht und sehr detailliert, auch bei den Befragungen über die Missbrauchshandlungen vor Gericht. (Übers.: Ute Leibmann)
Buchprofile -Rezension von Günther Freund
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BASTEI LÜBBE, 2019 448 S.
ISBN/EAN: 9783404177608