Land- & Forstwirtschaft

Besichtigung des Bio-Regio-Betriebs Posch in Obing

Am Samstag, den 27. Juni 2020, besichtigten Mitglieder der Arbeitsgruppe Bio-Rindfleischvermarktung der Öko-Modellregion (ÖMR) Hochries-Kampenwand-Wendelstein den Betrieb Posch in Obing. Der Demeter Betrieb ist Teil des Bio-Regio-Betriebsnetzes.

Bis 2016 wurden auf dem Betrieb Posch Milchkühe gehalten. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen musste die Milchviehhaltung jedoch aufgegeben werden. Um die vorhandenen Stallgebäude weiterhin zu nutzen stellte die Familie daher auf Ammenkuhhaltung und Färsenmast um.

Genau dieses System interessiert die Arbeitsgruppe Bio-Rindfleischvermarktung der ÖMR Hochries-Kampenwand-Wendelstein. Die Kälber aus der Bio-Milchviehhaltung in der Region zu mästen und auch als Bio-Rindfleisch zu vermarkten ist das Ziel des Projektes. Dabei ist es nicht nur nötig an einer Vermarktungsstrategie zu arbeiten und die nötige Schlachtinfrastruktur zu schaffen, sondern auch Landwirte für die Ammenkuhhaltung zu gewinnen. In der Bio-Landwirtschaft werden die Kälber nicht mit Milchaustauscher, sondern mit Vollmilch aufgezogen. Dies und der restriktivere Medikamenteneinsatz sind die Gründe für die kaum vorhandene Bio-Fresseraufzucht. Die Aufzucht der Kälber an Ammenkühen stellt jedoch eine Möglichkeit dar, die Kälber aus der Bio-Milchviehhaltung aufzuziehen und in der Region zu mästen.

Im Betrieb Posch werden monatlich 4 bis 5 weibliche Kälber aus verschiedenen Betrieben aus der Region zugekauft. Die Kälber kommen im besten Fall bereits aus Betrieben mit muttergebundener Kälberaufzucht und sind somit an das Trinken am Euter gewöhnt. Sie werden dann an eine oder mehrere der 20 Ammen gewöhnt und werden mindestens bis zum Alter von 12 Wochen an den Ammen getränkt. Dabei laufen die Kälber im Tiefboxenlaufstall der Ammenkühe einfach mit. Über einen Kälberschlupf haben sie immer Zugang zu Heu und Kraftfutter. Durch das häufige Saugen am Euter der Ammen haben Durchfallerkrankungen kaum eine Chance, wodurch der Medikamenteneinsatz gering bleibt. Wichtig ist laut Matthias Posch die Fütterung der Ammen, denn diese sind ebenso wie Milchkühe Hochleistungstiere und benötigen daher hochwertiges Futter. Dies gewährleistet der Betriebsleiter durch eine mit hofeigenem Getreide aufgewertete Mischration.

Von den insgesamt ca. 170 Rindern, die auf dem Betrieb Posch gehalten werden, gehen monatlich 4 bis 5 ca. 28 Monate alte Kalbinnen zur Schlachtung zum Abnehmer Chiemgauer Naturfleisch. Der bestehende Abnahmevertrag gibt Sicherheit. Denn so garantiert die Rindermast, wie die ehemalige Milchviehhaltung, regelmäßige monatliche Einnahmen.

Für den Betrieb Posch, der zusätzlich rund 50 ha Bio-Ackerfläche bewirtschaftet und neben Getreide auch Raps, Senf und Buchweizen anbaut, ist die Rinderhaltung eine gute Ergänzung für den Betriebskreislauf, sowie ein weiteres Einkommensstandbein. Denn der Marktfruchtbau bringe oft erst im auf die Ernte folgenden nächsten oder übernächsten Jahr Einkünfte, so Matthias Posch.

Für die Mitglieder der Arbeitsgruppe aus der ÖMR Hochries-Kampenwand-Wendelstein gab die Betriebsbesichtigung einen guten Einblick in die Ammenkuhhaltung. Im nächsten Schritt prüfen die interessierten Landwirte in einem Seminar die Wirtschaftlichkeit der eigenen Bio-Rindfleisch-Direktvermarktung. Denn eine wirtschaftliche Direktvermarktung kann der Schlüssel für die regionale Aufzucht und Mast der Kälber sein.

Wenn Sie Interesse am Projekt Alternative Wege für Bio-Kalb- und Rindfleisch haben oder aktiv in der Arbeitsgruppe mitarbeiten wollen, können Sie sich gerne bei den Projektmanagerinnen der ÖMR Hochries-Kampenwand-Wendelstein, Irmi Prankl oder Stefanie Adeili unter oekomodellregion@frasdorf.de melden.

Bericht und Fotos: Ökomodell-Region Hochries-Kampenwand-Wendelstein


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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