Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava stellen Ergebnisse des Monitorings vor.
Deutlich angestiegen ist die Population der Auerhühner im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge. Dies zeigen die Ergebnisse des jüngsten genetischen Monitorings, das von den Nationalparkverwaltungen Bayerischer Wald und Šumava im Winter 2022/2023 durchgeführt wurde. Ursula Schuster, Leiterin des Nationalparks Bayerischer Wald, und Pavel Hubený, Direktor der Nationalparkverwaltung Šumava, stellten die Zahlen bei einem gemeinsamen Treffen an der Grenze Buchwald vor.
„Es freut mich sehr, dass wir nun schon zum dritten Mal innerhalb von 15 Jahren Ergebnisse unseres Auerhuhn-Monitorings vorstellen dürfen“, sagte Ursula Schuster. Bei der ersten Bestandsaufnahme in den Jahren 2009 bis 2011 lag die Zahl der ermittelten Populationsgröße der Auerhühner im gesamten bayerisch-böhmischen Grenzgebirge bei gut 550. Diese Zahl stieg im Winter 2016/2017 um rund weitere 50 Individuen an. „Dieser leichte Anstieg hat uns damals positiv gestimmt, denn laut Berechnungen sind an die 500 Individuen nötig, um den Bestand langfristig zu sichern.“ Die Ergebnisse der Proben, die im Winter 2022/2023 gesammelt wurden, hätten beide Nationalparkverwaltungen positiv überrascht. „Die Population ist deutlich angestiegen – und liegt jetzt geschätzt bei 867 Individuen.“ Wenn sich die Auerhühner so weiterentwickeln, sei ein langfristiges Überleben gesichert.
Ursula Schuster, Leiterin des Nationalparks Bayerischer Wald, Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava (l.), und Prof. Jörg Müller, Forschungschef im Nationalpark Bayerischer Wald, erläuterten die Ergebnisse des Monitorings. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)
Warum sich die Population deutlich vergrößert hat, erklärte Pavel Hubený. „Die Fläche, auf der sich der Wald frei entwickeln kann, hat sich deutlich vergrößert.“ Im Jahr 2017 waren in beiden Nationalparks 31.000 Hektar ohne Waldbewirtschaftung, im Jahr 2023 seien es bereits 47.000 Hektar. In den Nationalparken entstünden durch die Philosophie „Natur Natur sein lassen“ strukturreiche Wälder mit vielen Öffnungen, die alles zu bieten haben, damit diese Hühnerart hier leben und sich fortpflanzen kann. „Hier finden sich Schlafbäume, Nahrungsbäume, Huderplätze an Wurzeltellern oder lichte Bereiche zur Aufzucht der Küken.“
„Zum anderen bestätigen uns diese Zahlen aber auch darin, dass unser Wegegebot richtig und wichtig war und ist“, ergänzte Ursula Schuster. Hochwertige Lebensräume mit intensiver touristischer Nutzung werden von den Hühnern gemieden, wodurch der ohnehin schon knappe Lebensraum noch weiter eingeschränkt wird. Werden Auerhühner im Winter aufgeschreckt, kann dies zum Erschöpfungstod der Tiere führen. Auch in der Zeit der Jungenaufzucht sind Störungen problematisch. Werden die Hennen von den Küken vertrieben, kann das zum Tod des Nachwuchses führen. Deshalb sei es von November bis Juli von größter Bedeutung, dass im Kerngebiet nur markierte Wege benutzt werden, damit Auerhühner sichere Bereiche vorfinden. „Jeder Wanderer oder Skitourengeher, der sich daran hält, trägt maßgeblich zur Erhaltung der Tiere bei.“
Näher erläuterte dies Prof. Jörg Müller, Leiter des Sachgebietes Naturschutz und Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald. „Wir haben festgestellt, dass sich der größte Teil der Population an Orten konzentriert, an denen der Besucherverkehr ganz eingeschränkt oder gezielt auf markierte Wege gelenkt wird.“ In diesen Bereichen wurden beim dritten Monitoring Tiere erfasst, die dort bereits beim zweiten Monitoring gelebt haben. Umgekehrt wurden an Orten, an denen der Besucherverkehr nicht gezielt geregelt ist, niedrigere Vogelbestände festgestellt.
Info: Das Auerhuhn-Monitoring wurde nach der gleichen Methodik durchgeführt wie bei den ersten beiden Analysen. Während des letzten Monitorings hat ein Team bestehend aus Mitarbeitern der beiden Nationalparke sowie ehrenamtlichen Helfern 1.132 Proben von Auerhuhnlosungen, also Kot der Auerhühner, in den Nationalparken sowie in den geschützten Bereichen am Arber, Dreisessel und im Landschaftsschutzgebiet Šumava gesammelt. Das Monitoring wird spätestens im Jahr 2030 wiederholt.
Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald