Kultur

Konzert der Andreas-Hofer-Gesellschaft

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bad Reichenhall. „Advent im Frühling“ hieß das Konzert der Andreas-Hofer-Gesellschaft in St. Nikolaus unter der Leitung von Professor Jörn Hinnerk Andresen. Der erste Vorsitzende der Andreas-Hofer-Gesellschaft, Robert Schlegl, begrüßte bei „suboptimalen Temperaturen“ an einem Abend nach ungewöhnlich starkem Schneefall, so dass öffentlich vor Autofahrten gewarnt wurde. Die Anzahl der Besucher war dementsprechend überschaubar.

Gemeinsam mit der „Capella dell’halla“ aus Bad Reichenhall, die 2021unter der Leitung von Robert Schlegl entstand und dem „Mozarteum vokalEnsemble“ aus Salzburg, das von Professor Andresen 2019 gegründet wurde, führte dieser einige Motetten des Komponisten Andreas Hofer (1628-1684) auf, die thematisch zum Advent passen. Sie stammen aus der Sammlung „Ver sacrum seu flores musici“ („Heiliger Frühling oder musikalische Blüten“) aus dem Jahr 1677, die aber erst im Jahr 2021 in moderne Notation übertragen und veröffentlicht wurde. So durfte das Publikum in der St. Nikolauskirche quasi einer Erstaufführung beiwohnen, da die Werke nach mehr als 300 Jahren erstmals wieder zur Aufführung kamen.  Im Mozarteum VokalEnsemble singen sechs Solistinnen und Solisten, wobei der Alt von Kirill Novokhatko als Altus bestritten wurde – ein besonderer Klangeffekt. Sopran sangen Ekaterina Krasko mit kräftigem Ausdruck, Berenike Tölle mit lyrischer Gestaltung und Laura Eidloth, die das Ensemble in „Vox in Rama“ ergänzte. Tenor war Itamar Hildesheim und Bass sang Filippo Norman Turkheimer. Alle glänzten sowohl solistisch als auch in einem harmonischen Zusammenklang.  Die Musiker und Musikerinnen der „Capella dell’halla“ spielen alle auf historischen Instrumenten – Zsofia Breda und Neza Klinar auf Barockviolinen, Adam Bregman, Cas Gevers und Robert Schlegl auf Barockposaunen, Réka Nagy auf der Violone, einem Gambeninstrument, Jakob Wagner auf der Theorbe (ein Lauteninstrument) und Stefan Pollhammer an der Truhenorgel.

Professor Jörn Hinnerk Andresen verriet in seiner Moderation Wissenswertes über die Werke und strahlte dabei viel Begeisterung über die „zarten Farben, die Durcharbeitung, Harmonik und Virtuosität der Stücke“ aus. „In media noctis“ („inmitten der Nacht“) in der Motette „Dum medium“ komme das Wort Gottes als helles Licht zu uns, kündigte er an und löste sein Versprechen in allen folgenden Werken ein.  „Adeste fideles“ in der Komposition von Andreas Hofer verweise auf den Märtyrer, den heiligen Stefanus, so Andresen. Typisch für die Renaissance-Musik ist ein beständiger Wechsel der Form – des Tempos, der Anzahl der Stimmen oder des Taktschemas, wobei das tänzerische Element des Dreiertakts und die Fröhlichkeit die Hauptrolle spielen. Text und Musik der Motetten beziehen sich stets aufeinander und überbringen so die Intention des Komponisten quasi in doppelter Weise.  Das Klagelied Rachels über den Tod ihrer Kinder „Vox in Rama“ nahm auch Bezug zum Kindermord des Herodes in Bethlehem. Diese Brücke vom Alten zum Neuen Testament könnte auch in die heutige Zeit verlängert und als Klage über die Kriegssituationen in der Welt verstanden werden, ohne dass dies explizit angesprochen wurde. Die Dramatik der Musik, wenn die Heiligen vor den Thron Gottes treten und schreiend um Rache für die Untaten der Menschen bitten, mute an wie eine geistliche Oper, so Professor Andresen. „Ad cunas Jesuli“ beziehe sich auf die Beschneidung Jesu. Es sei ein tänzerisches Wiegenlied im 6/4-Takt, zu dem die Passage, in der es um das Kreuz geht, mit sechs Kreuzen in fis-Dur einen schmerzvoll-dramatischen Gegensatz bilde, erklärte der Dirigent zur Symbolik in der Musik. Kein anderer Komponist habe in dieser Zeit so dramatisch komponiert, bestätigte er.

„Consurgite“, ebenfalls mit wechselnden Affekten vom großen Ensemble zum kleinen Arioso und Rezitativ, ist eine dramatische Komposition zu Maria als Kämpferin und „Egredimini“ war zum Schluss ein heiteres Loblied auf Maria. Mit „Es ist ein Rot entsprungen“ von Michael Praetorius schloss sich der Kreis zu den „musikalischen Blüten“ der Renaissance und des Frühbarock.  In der Motette „Gaudent caeli“ freuen sich die Himmel – doch nicht nur sie, auch das anwesende Publikum freute sich über ein hochqualitatives Konzerterlebnis. Die beiden Ensembles vermittelten mit ihrer historischen Aufführungspraxis einen Hörgenuss der Renaissancemusik Andreas Hofers, der weithin einmalig sein dürfte.

Bericht und Bilder: Brigitte Janoschka

3586: Erfreuen mit Renaissance-Musik von Andreas Hofer: das Mozarteum VokalEnsemble (von links: Berenice Tölle, Itamar Hildesheim, Filippo Norman Turkheimer, Laura Eidloth, Kirill Novokhatko und Ekaterina Krasko) und die Capella dell’halla unter der Leitung von Prof. Jörn Hinnerk Andresen.

3573: Rechts zwischen zwei Säulen stehen die Posaunen: Robert Schlegl (von rechts), Adam Bregman und Cas Gevers.

3575: Moderiert mit wissenswerten Details: Professor Jörn Hinnerk Andresen

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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